Zusammenfassung
In der biographischen Karriere eines rechtsorientierten Jugendlichen lassen sich drei Phasen identifizieren:
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1.)
In der ersten Phase grenzen sich die Jugendlichen aktiv von der Gesellschaft ab. Durch Outfit, Parolen und provozierende Aktionen bekennen sie sich zu dieser Subkultur. Ihr Einstieg ist motiviert durch die Verheißung, hier eine besondere Form von Thrill & Action zu finden.
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2.)
In der zweiten Phase sehen sie sich passiv von der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie reagieren darauf mit Trotz, schöpfen aus der starken Reaktion der Öffentlichkeit sogar Selbstbewusstsein und verstärken ihr provokantes Verhalten. Doch zugleich wächst das Unbehagen. Sie wollten sich wohl von der Gesellschaft abgrenzen, sich aber nicht ausschließen oder ausgeschlossen werden. Nach einer gewissen Zeit der Zugehörigkeit und mit Nachlassen der Faszination sehen einige das Dilemma, dass ihnen ihr Outfit und ihr Image als Rechtsradikaler die berufliche und private Karriere verbaut. Jugendliche kurz vor Schulabschluss erfahren, wie hinderlich ihnen ihr Outfit ist: Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel stigmatisiren sie als Rechtsradikale, mit denen viele Unternehmen nichts zu tun haben wollen. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist für viele rechte Jugendliche die erste negative Resonanz, die ihnen zu denken gibt.
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3.)
Hier setzt die dritte Phase mit einer Bifurkation ein: Ein Teil bleibt in der rechten Szene, schließt sich einer rechtsextremistischen Partei an und wird weltanschaulich radikal. Das bedeutet auch: Sie verfolgen nun konsequent das Bild von Rechtsextremen, das a) die rechte Organisation ihnen vermittelt und das b) die Gesellschaft von ihnen hat bzw. ihnen täglich zurückspiegelt. Es ist wichtig zu sehen, dass nicht nur die rechtsextreme Organisation rechte Leitbilder erzeugt, sondern auch die Gesellschaft: Auch das gesellschaftliche Klischee wird radikalisiert und für diese Jugendlichen zum Leitbild. Ihre Lebenswelt wird zunehmend eindimensional und hermetisch geschlossen; es gibt nur noch ein Leben als Neo-Nazi. Faschist zu sein wird zum Beruf und zum persönlichen Wesensmerkmal.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Wippermann, C., Zarcos-Lamolda, A., Krafeld, F.J., Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V.. (2002). Entwicklungsstadien und Ausstiegsschwierigkeiten. In: Auf der Suche nach Thrill und Geborgenheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91353-1_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91353-1_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3576-9
Online ISBN: 978-3-322-91353-1
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