Zusammenfassung
In einem gut Teil der Literatur über Wahrnehmung, Problemlösen und andere Bereiche kognitiver Prozesse wird ausdrücklich behauptet oder zumindest stillschweigend angedeutet, daß Wissen und Information dasselbe sind. Nun ist aber der Begriff „Information“ nicht vom Begriff der Kommunikation zu trennen, und man wird daher fast zu der merkwürdigen Auffassung gezwungen, daß alles Wissen, das wir haben, das Ergebnis kommunikativer und nicht induktiver Prozesse sein muß. Die Sache wird noch schlimmer dadurch, daß diese Auffassung durchaus vereinbar scheint mit einer traditionellen Sicht, in der alles „Wissen von der Welt“ durch die Sinnesorgane erworben wird, so als ob die Sinnesorgane Kommunikationskanäle wären, über welche „die Realität“ Botschaften über sich selbst an den Wahrnehmenden oder Erkennenden schickt. Ich lehne diese Auffassung ab, und schriebe ich für Philosophen, würde ich eine lange Liste ehrwürdiger Namen aus einer bis ins Altertum zurückreichenden Tradition anführen, die alle mit Erfolg gegen diese Vorstellung aufgetreten sind. Denn seit über zweitausend Jahren haben Skeptiker betont und gezeigt, daß alle Botschaften, die wir durch unsere Sinnesorgane empfangen, allein deshalb unzuverlässig sein müssen, weil wir keine Möglichkeit haben, ihre Wahrheit zu prüfen, es sei denn durch weitere sensorische Botschaften. Der Standpunkt der Skeptiker ist überzeugend und endgültig von Kant dargelegt, dokumentiert und illustriert worden und bedarf hier keiner weiteren Erläuterung.
„Autopoietische Systeme sind informational geschlossene Systeme. Sie nehmen weder Information.aus der Umwelt auf, noch geben sie solche ab.“
(G. Roth et al. 1979)
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© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig / Wiesbaden
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von Glaserfeld, E. (1987). Eine Epistemologie für kognitive Systeme. In: Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 24. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_15
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08598-8
Online ISBN: 978-3-322-91089-9
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