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Man spricht zwar eine Sprache aber ... Die Wiedervereinigung als Kommunikationsproblem

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Nationale Selbst- und Fremdbilder im Gespräch
  • 339 Accesses

Zusammenfassung

Es ist eine Begleiterscheinung gesamtgesellschaftlicher Umbruchsituationen, wie sie sich seit geraumer Zeit in den Ländern des ehemaligen Ostblockes abspielen, daß im Alltag oftmals stillschweigend für selbstverständlich gehaltene Aspekte nationalstaatlicher, politischer, ethnischer und/oder kultureller Identität auf einmal fraglich und problematisch werden. In der Kommunikation macht sich das in einem spezifischen Klärungs- und Thematisierungsbedarf bemerkbar, der sich nicht nur auf die Massenmedien erstreckt, sondern bis in den Alltag des zufüllig zustande kommenden small talk ausstrahlt: Unter Anwesenden wird thematisch, was für einer man ist — mit Bezug auf Nation, Ethnie und/oder Kultur.

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Literature

  1. Dieser Beitrag ist mit vielfältiger Unterstützung durch die Organisatoren, Begleiter und die Mitglieder der Forschungsgruppe Nationale Selbst- und Fremdbilder in den osteuropäischen Staaten. Manifestationen im Diskurs (1993) zustande gekommen. In seiner vorliegenden Form verdankt der Beitrag viel den konkreten Anregungen und Hinweisen von Peter Auer.

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  2. Die Anregung und die begrifflichen Eckpfeiler, die es erlauben, von einem kommunikativen “Problem” der “sozialen Kategorisierung” auszugehen, das “anfällt” und “gelöst” werden muß, gehen auf einige der posthum veröffentlichten Vorlesungen von Harvey Sacks zurück (Sacks 1992, 40ff.; 236ff.; vgl. auch den Begriff des Kategorien”inventare “bei Di Luzio und Auer 1986; nähere Erläuterungen in Hausendorf 1993, 57ff.).

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  3. Vorsorglich sei hinzugefügt, daß “Kultur(alität)” in diesem Zusammenhang eine bestimmte Kategoriensammlung meint, derer sich Teilnehmer bedienen, um Eigenes und Fremdes zu definieren und die für die Wiedervereinigung offenbar von großer Relevanz ist (vgl. dazu Hausendorf 1993, 57ff.). Die nachfolgenden Analysen legen demgegenüber einen weiter gefaßten Kulturbegriff zugrunde, der über die Bezeichnung und Beschreibung einer Kategoriensammlung hinausgeht und wesentlich ein semiotischer ist (vgl. dazu z.B. Geertz 1987).

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  4. Diese Auffassung geht auf ein Verständnis von konversationellen Problemem zurück, wie es in den frühen konversationsanalytischen Arbeiten zum Ausdruck kommt (dazu s.u. Kapitel 4).

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  5. Zur Abgrenzung der Interaktion von anderen Formen nicht-anwesenheitsgebundener Kommunikation vgl. Goffman 1971c; 1972a und aus systemtheoretischer Perspektive daran anschließend Luhmann 1972; 1984 sowie Hausendorf 1992b.

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  6. Die folgenden Überlegungen gehen davon aus (und versuchen zugleich plausibel zu machen), daß sich Operationen innerhalb psychischer Systeme, die auf mentalen bzw. kognitiven Prozessen beruhen, von Operationen innerhalb sozialer Systeme, die auf sinnlich-wahrnehmbaren kommunikativen Prozessen beruhen, zumindest zu heuristischen Zwecken unterscheiden lassen. Diese Annahme geht in empirischer Hinsicht auf die klassische konversationsanalytische Forschungspraxis zurück (vgl. Sacks, Schegloff und Jefferson 1978; Schegloff und Sacks 1973) und wird in der neueren Systemtheorie Luhmannscher Prägung explizit entfaltet (vgl. etwa Luhmann 1988).

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  7. Die analytische Rekonstruktion lebt deshalb von einer contra-intuitiven bzw. -“phänomenologischen” Distanzierung gegenüber der Alltagspraxis des Kategorisierungsprozesses. “Die Zeichen der Welt entziffern heißt immer auch mit einer gewissen Unschuld der Gegenstände ringen” bemerkt dazu aus semiologischer Perspektive Roland Barthes (1988a, 166); die Notwendigkeit dieser Form analytischer Entfremdung ist oft betont worden (vgl. z.B. Luhmann 1981; Oevermann, Allert, Konau und Krambeck 1979; Schegloff und Sacks 1973).

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  8. Ich übernehme im folgenden Teile der Darstellung in Hausendorf 1993.

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  9. Diesen Wiedererkennungseffekt macht sich der Werbespot zunutze, wenn er Lautlichkeit und Stimmlichkeit einsetzt, etwa um die mit dem Produkt verbundene typisch italienische Mentalität zu konnotieren (vgl. dazu Barthes 1988b; 1988c).

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  10. Goffman hat diese Kodierung sozialer Kategorisierungen im Medium der Leiblichkeit gesehen und analysiert, wenn er etwa im Zusammenhang mit “Rasse”, “Nation” und “Religion” von “phylogenetischen Stigmata” spricht, die Prozesse sozialer Diskriminierung über die Wahrnehmungswahrnehmungen der Beteiligten “aufdrängen und bewirken” können (vgl. Goffman 1967b). Hinweise auf die Relevanz der Leiblichkeit sozialer Kategorisierungen finden sich auch innerhalb sozialpsychologischer Konzeptionen zur Stereotypisierung, “liegen aber immer noch am Rande des Interesses”, wie Schäfer (1988, 47f.) kritisch bemerkt.

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  11. Auf diese Funktionalität des bestimmten Artikels macht Quasthoff (1978b) aufmerksam — in kritischer Ergänzung zu Sacks Ausführungen zur Sequenz The baby cried. The mommy picked it up

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  12. Das soll im empirischen Teil exemplarisch vor Augen geführt werden am Beispiel der Personal- und Temporalreferenz.

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  13. Innerhalb der antiken Rhetorik fungieren die Topoi bekanntlich als allgemeine “Suchformeln”, um in ein bestimmtes Thema “einzusteigen” und an eine bekannte, eingeführte Welt “anzuschließen” (vgl. dazu im Überblick Göttert 1991, 35; 89). Aus diesem Grund erscheinen etwa bei Quintilian die o.g. Basissets wie Geschlecht, Alter, Nation, soziale Stellung als Topoi “aufgrund der Person” (zit n. Göttert 1991, 35). Hinweise auf die Relevanz von Topiken in diesem Zusdammenhang finden sich auch bei Barthes 1988d; vgl. auch die thematisch einschlägige Studie von Popitz, Bahrdt, Jüres und Kesting 1957 und den Ansatz einer Rhetorical Psychology bei Billig 1991.

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  14. Auch dafür sind Sacks’ Analysen zu der kurzen und isolierten Sequenz The baby cried. The mommy picked it up ein vielleicht ungewolltes, aber herausragendes Beispiel (Sacks 1972a; 1992, 236ff.).

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  15. Diesen Fall hat Sacks als Paradigma vor Augen, wenn er die Charakteristik der soge-nannten which-type questions entwirft (vgl. Sacks 1992, 40ff. und als Kommentar Keim und Schmitt 1993; Hausendorf 1993).

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  16. Das ist der soziokulturelle Kontext, auf den etwa die o.g. Kategorien aus dem Set Ethnie verweisen. Vielfältige Belege für die Reflexion plötzlich auftretender Kategorisie-rungsanforderungen in Termini von Eigenem und Fremdem finden sich in den später entstehenden Reiseberichten, kulturanthropologischen und ethnologischen Studien (vgl. als relativ späte, aber eindrucksvolle Dokumente z.B. die ethnographischen Tagebücher von Leiris 1985; Malinowski 1986; Lévi-Strauss 1978).

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  17. Offensichtlich macht sich hier ein über Methodisches hinausreichender Theoriebedarf der Konversationsanalyse bemerkbar (vgl. dazu mit kontroversen Einschätzungen der Implikationen und Konsequenzen Flader und von Trotha 1988 und Hausendorf 1992a).

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  18. Hinter diesen Bemerkungen steht eine konstruktivistisch geprägte Auffassung von der Beobachtung und ihrem Gegenstand, wie sie sich innerhalb der Sozialwissenschaften auf verschiedenen Ebenen entwickelt hat (vgl. als Überblick dazu Knorr 1989; zur Explizierung dieser Auffassung am Beispiel des Gegenstandes “Interaktionssysteme” vgl. Hausendorf 1992b).

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  19. Das charakterisiert in weiten Teilen die Arbeit der Forschungsgruppe, innerhalb derer dieser Beitrag entstanden ist.

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  20. Diese dreigliedrige Architektur der modelltheoretischen Orientierung ist im Rahmen der Analyse von narrativen Diskurseinheiten entwickelt worden und hat sich dort als fruchtbar erwiesen, um funktionale und formale Beschreibungsaspekte zu integrieren (vgl. Hausendorf und Quasthoff 1991).

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  21. Es folgen einige Ausschnitte, die den Beginn dieser monologartigen Sequenz wiedergeben (s.u. Beispiele (l)-(4)) und ein Ausschnitt, der Elemente des Abschlusses der Sequenz zeigt (s.u. Beispiel (5)).

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  22. Transkription von Pia Ruhfus.

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  23. Die folgenden Ausschnitte sind aus Gründen der besseren Lesbarkeit in einer vereinfachten Transkriptionsvariante wiedergegeben. Zur Erklärung der Transkriptionssymbole s. S. VIII.

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  24. Einen Überblick zu “sprachlichen Manifestationen von Generizität” am Beispiel des Französischen gibt Drescher (1992, 51ff.).

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  25. Zu Kultur als Kategoriensammlung und als two-set class (Sacks) — ossi vs. wessi — vgl. Hausendorf 1993, 63ff.; vgl. dazu auch die Beiträge von Pätzold und Streeck (in diesem Band).

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  26. Drescher und Dausendschön-Gay (in diesem Band) sprechen in ähnlichen Fällen von einem “evozierenden” Verfahren.

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  27. Diese Probleme resultieren aus einer bislang noch nicht genügend ausdifferenzierten empirischen Rekonstruktion insbesondere auf der Ebene der Mittel, die aus unseren bisherigen Erfahrungen als die analytisch sowohl anspruchsvollste als auch ergiebigste Beschreibungsebene angesehen werden darf. Es sind eben auch die sequentiellen Ablaufmuster, die beschreibungstheoretisch auf Mittel-Ebene zu lokalisieren sind — und bislang erst in Ansätzen und zudem lediglich fällspezifisch Aufmerksamkeit erregt haben (vgl. dazu auch die anderen Beiträge in diesem Band).

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Marek Czyżewski Elisabeth Gülich Heiko Hausendorf Maria Kastner

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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Hausendorf, H. (1995). Man spricht zwar eine Sprache aber ... Die Wiedervereinigung als Kommunikationsproblem. In: Czyżewski, M., Gülich, E., Hausendorf, H., Kastner, M. (eds) Nationale Selbst- und Fremdbilder im Gespräch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90504-8_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90504-8_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-90504-8

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