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Schismogene Tendenzen des Mediendiskurses nach der deutschen Einheit

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Nationale Selbst- und Fremdbilder im Gespräch

Zusammenfassung

Vor der Wende erinnerten uns die westdeutschen Reden zum 17. Juni daran, daß die Einheit Deutschlands ein kollektiv anerkannter und öffentlich sanktionierter Wunschzustand sei. Daran hat sich auch nach der Wende nichts geändert, aber während früher angesichts der realen Teilung zahlreiche Symbole für die Einheit entstanden, scheint sich die reale Einheit bis in die Verkehrsformen hinein in Symbolisierungen der Teilung abzubilden. Versprachlicht finden wir diesen Prozeß in einigen Topoi, die inzwischen im Mediendiskurs erwartbar immer dann auftauchen, wenn von der jüngeren Vergangenheit Deutschlands die Rede sein soll. Ich meine Formeln wie die “Mauer im Kopf oder geistreiche Zuspitzungen eines wie auch immer diagnostizierten Gegensatzes wie “geteilt durch eine Sprache”.

Dieser Beitrag ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den ich am 17.6.1993 im Rahmen des ZiF-Kolloquiums gehalten habe. Einige der Beispiele wurden in der Forschungsgruppe und im Rahmen von Workshops diskutiert Besonderen Dank schulde ich Jürgen Streeck, Werner Kalimeyer und Teun van Dijk.

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Literatur

  1. Ich beziehe mich auf den Aufsatz “Culture contact and schismogenesis”, zuerst erschienen in der Zeitschrift Man (Bateson 1935), wiederabgedruckt in Steps to an ecology of mind (Bateson 1972). Das Konzept der Schismogenese entwickelte Bateson weiter in Naven (Bateson 1958), einer vor allem aus methodischen Gründen wegweisenden Studie der Iatmul-Kultur (vgl. besonders Ethological contrast, competition and schismogenesis (Bateson 1958, 171–197)).

    Google Scholar 

  2. Zum Begriff des “Ethos” äußert sich Bateson ausführlicher in Naven: “I shall use the word ethos to refer collectively to the emotional emphasis of the culture” (Bateson 1958, 32). Gemeint ist also vor allem die affektive Einstellung eines Individuums als Teil seiner kulturellen Identität An anderer Stelle beschreibt Bateson bezogen auf einzelne Interaktionskontexte einen “definite tone of appropriate behaviour” als Indikator für einen bestimmten Ethos (Bateson 1958, 119).

    Google Scholar 

  3. Die Beispiele, die Bateson zur Veranschaulichung für komplementäre und symmetrische Schismogenese bringt, stammen aus vier Bereichen: 1. Intime Zweierbeziehungen, 2. Psychopathologie, 3. Kulturberührung, 4. Politik.

    Google Scholar 

  4. Einschränkend sei angemerkt, daß eine umfassende diachronisch angelegte Studie zur ost-westdeutschen Kommunikationsproblematik, die das Konzept der Schismogenese nahelegt, in diesem Rahmen nicht geleistet werden kann. Ich konzentriere mich in diesem Beitrag auf die auch in einer Momentaufnahme erkennbaren Anzeichen schismogener Beziehungsmuster. Zur Diachronie der ost-westdeutschen Beziehungsmuster vgl. den Beitrag von Fiehler in diesem Band.

    Google Scholar 

  5. Zur “trialogischen” Struktur medial vermittelter Kommunikation vgl. Dieckmann 1981.

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  6. Zur Analyse von Kollektivsymbolen vgl. Link 1982.

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  7. Beispielnachweis s. Seite 327. Zur Erklärung der Transkriptionssymbole s. S. VIII.

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  8. Sacks (1992, Vol I, 48) hebt die Spezifik bipolarer Kategorisierungen hervor “But if you just go through the ways revolutions tend to organize themselves, or the ways movements tend to organize themselves, or notice that games — which are model conflict situations — are so often either two-party systems or variants of two-party systems, it begins to look as though formulating in terms of two-class sets is a method of doing things”.

    Google Scholar 

  9. Gefüllte Kategorien wären z.B. “Hausfrau” oder “Werktätiger”. Bei “regionalen” Kate-gorisierungen in Analogie zu “Ossi” und “Wessi” wie “Ostfriese” und “Westfriese”, die aber nicht Bestandteil eines bipolaren Kategoriensets sind, scheint eine Rekonstruktion von category-bound activities nicht so naheliegend zu sein wie bei dem bipolaren Kategorienset “Ossi-Wessi”. Zum Housewife Stereotype vgl. Lakoff 1987, 79ff.

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  10. Zum Verhältnis von moralischer Entrüstung und sozialer Typisierung in der Klatschkommunikation vgl. Bergmann 1987, 166ff.

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  11. Ganz abgesehen vom Vergleich mit anderen Werbespots, die eine nationale oder regionale Identität evozieren — wie “Weck den Italiener in dir!” Man kann aus bestimmten Gründen nicht sagen “Weck den Ossi in dir!”

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  12. Zum Beschreibungskonzept der category-bound activities vgl. Sacks 1992, I, 252–258.

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  13. Zum hegemonialen Anspruch des westdeutschen Ethos vgl. den Beitrag von Auer in diesem Band.

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Marek Czyżewski Elisabeth Gülich Heiko Hausendorf Maria Kastner

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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Paul, I. (1995). Schismogene Tendenzen des Mediendiskurses nach der deutschen Einheit. In: Czyżewski, M., Gülich, E., Hausendorf, H., Kastner, M. (eds) Nationale Selbst- und Fremdbilder im Gespräch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90504-8_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90504-8_10

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12605-0

  • Online ISBN: 978-3-322-90504-8

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