Zusammenfassung
Das Fernsehprogramm ist verschiedentlich als ein nicht endender Fluß von Programmbausteinen betrachtet worden. In letzter Zeit ist diese von Williams (1974) geprägte Flußmetapher von Jensen (1995, 108ff.) aufgegriffen worden. Er differenziert sie in unterschiedliche Formen des Flusses aus, wobei zur Bezeichnung der textseitigen Aspekte von einem “Super-Flow” des Gesamtprogrammangebotes die Rede ist, der wiederum aus einzelnen “Channel-Flows” gebildet wird.1 Diese einzelnen Channel-Flows, also die Programme einzelner Sender, sind gemäß den Strategien strukturiert, die die Programmverantwortlichen zur Anwendung bringen, um gegenüber den konkurrierenden Angeboten eine höhere Sehbeteiligung bzw. ein für die Werbekunden attraktiveres Publikum zu gewinnen. An der Zusammensetzung des Publikums, den publikumsspezifischen Zeitbudgets und Alltagsstrukturierungen sind die programmplanerischen Entscheidungen orientiert. Im Laufe der Zeit haben sich Programmschemata herausgebildet, die mit ihren Programmplätzen erwartbare Mediennutzungsangebote an die Zuschauer machen. Ihr Ziel ist es, durch ein optimales, gegenüber den Mitanbietern attraktiveres Programm, das auf die Spezifika des Zielpublikums zugeschnitten ist, dauerhaft die Zuschauer an ihr Programm zu binden. Innerhalb dieser einzelnen “Channel-Flows” haben sich daher in zunehmendem Maße solche Programmangebote etabliert, die einem seriellen Prinzip folgen und iterative Muster aufweisen (vgl. Eco 1991, 159).
Es handelt sich bei diesem Aufsatz um einen überarbeiteten Vortrag, der auf der Internationalen Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Semiotik im März 1995 in Kassel gehalten wurde. Mein Dank gilt den Teilnehmern der Sektion Fernsehen für die anregende Diskussion, insbesondere aber Prof. Dr. Hans J. Wulff für seine weiterführenden Hinweise.
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