Zusammenfassung
Gemeinwesenarbeit (GWA) ist wieder im Gespräch. Sie findet Zustimmung und wohlwollende Beachtung in einem Ausmaß, das angesichts der Traditi on dieses Ansatzes gelegentlich skeptisch stimmt. Für die Gemeinwesenarbeiterinnen im Deutschland der 1970er-Jahre waren Radikalität und Anstößigkeit von Theorie und Praxis eines fortschrittlichen (damals — je nach Schule und Herkunft — ein konfliktorientiertes, emanzipatorisches oder katalytisch-aktivierendes) GWA-Konzepts absolut selbstverständlich. Vieles darin war ja auch gezielt darauf angelegt, Bestehendes in Frage zu stellen, Widerspruch herauszufordern, zu skandalisieren oder aufzuklären. Insofern erstaunte es nicht, wenn etwa Aktivierungsprozesse seitens Politik und Verwaltung als Aufwiegelei gebrandmarkt, Forderungen nach Beteiligung mit dem Hinweis auf die angebliche Inkompetenz der Betroffenen zurückgewiesen wurden oder der Verzicht auf pädagogische Besserwisserei bis hin zur »Abschaffung der Erziehung« kurzerhand als terroristischer Anschlag auf abendländische Traditionen umdefmiert oder zumindest in den Bereich von Illusion und Vision verwiesen wurde. Die Schärfe der Reaktionen des Establishments war in den 1970er-Jahren durchaus ein Gradmesser für die Radikalität des Konzepts.
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Hinte, W. (2005). Gemeinwesenarbeit — zeitgenössische Verirrungen in der aktuellen Diskussion. In: Thole, W., Cloos, P., Ortmann, F., Strutwolf, V. (eds) Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89006-1_13
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