Zusammenfassung
Auf der Grundlage der bisherigen Ausführungen lassen sich zentrale Anforderungen an eine Weiterentwicklung der industriesoziologischen Theorie des Betriebes formulieren. Diese ergeben sich sowohl aus den Überlegungen zur Praxis betrieblichen Wandels als reflexiver Modernisierung (Kap. III), als auch aus der kritischen Darstellung der wissenschaftlichen Reflexion über Betrieb und betrieblichen Wandel (Kapitel IV).
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Literatur
Im Gegensatz dazu war dies ein zentrales Thema der organisations- soziologischen Forschung und Diskussion, vgl. etwa allgemein Luhmann 1964, stärker auf industriesoziologische Fragestellungen bezogen Warner 1977 und die Debatte über “contingency and choice” in der Zeitschrift “Organization Studies” in der ersten Hälfte der 80er Jahre.
Die Begriffe Formalstruktur (oder auch Funktionalstruktur) und Sozialstruktur werden hier nicht als analytische Termini verwendet, sondern zur allgemeinen Beschreibung der unterschiedlichen Perspektiven auf die einheitliche Betriebsrealität, die sich in den Entgegensetzungen von “formeller” und “informeller” Betriebsorganisation (Mayntz 1958), “Ranggruppen/Arbeitsgruppen” und “autonomen Gruppen” (Fürstenberg 1964), “funktionaler” und “skalarer” Organisation (Dahrendorf 1962) oder “offizieller Betriebsrealität” und “praktizierter Arbeitsrealität” (Weitz 1988) widerspiegeln.
Der Betriebsbegriff und seine Absetzung vom Unternehmens- und Organisationsbegriff werden im Abschnitt 1, die Entgegensetzung von stofflicher bzw. einfacher und sozialer bzw. reflexiver Transformation von Wirklichkeit im Abschnitt 2 näher erläutert und begründet.
Im übrigen meint R. Dahrendorf im Zusammenhang der Vorstellung der “Definitionsversuche” von L. Geck, G. Briefs und O. Neuloh: “Diese an sich sinnvollen Vorschläge haben jedoch nicht verhindern können, daß die Betriebssoziologie de facto eine Industriebetriebssoziologie geblieben ist.” (1959b, S. 59). Diesem “bias” können sich auch die hier vorgelegten Überlegungen nicht entziehen.
Vgl. etwa Briefs 1931, S. 45; für A. Geck (1951) war Briefs deshalb “mehr Sozialphilosoph als Soziologe” (S. 112). Ahnlich unverständlich wie der Vorwurf, Briefs habe die Bedeutung sozialer Beziehungen unterschätzt, ist auch Dahrendorfs Kritik am angeblich fehlenden historischen Bezug des Briefsschen Betriebsbegriffs (vgl. Dahrendorf 1962, S. 35 und dagegen Briefs 1931, S. 34).
Vgl. dazu etwa die wenig soziologische, sondern eher wirtschaftswissenschaftliche Betriebsdefmition von Burghardt 1981: “Wenn von einem Betrieb die Rede ist, wird in der Soziologie als Paradigma meist von einem industriellen Großbetrieb ausgegangen und der Betrieb als eine planmäßige Kombination von Produktionsmitteln (Kapital) und dienstvertraglich abhängigen Arbeitskräften (Arbeit) verstanden, die unter Oberleitung eines dispositiven Faktors, des Unternehmers, und in Orientierung an bestimmten Zwecken tätig sind” (S. 105, Hervorhebung im Orig.).
Betrieb wird einerseits sehr abstrakt “als Strategie” verstanden, andererseits eher als kollektiver Akteur, so z.B. bei Altmann et al. 1981: “Technik, Organisation und Arbeitskraft stellen die zentralen Eingriffsbereiche dar, in denen der Betrieb auf Veränderungen seiner Verwertungsbedingungen reagieren (bzw. sie verbessern) kann” (S. 35). Vgl. auch die diesbezügliche Kritik bei Rammert 1988a, S. 38.
Dies gilt im übrigen nicht nur für die (Betriebs-) Soziologie, sondern offensichtlich auch z.B. für die Wirtschaftswissenschaften; auch diese Disziplin hat den statischen Aspekten des Betriebes wesentlich mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen als dynamischen und Entwicklungsaspekten: “Zwar hat es (…) eine Reihe von Ansätzen zur Erklärung der Entwicklung einzelwirtschaftlicher Einheiten gegeben, dennoch steckt die explizit auf einzelwirtschaftliche Einheiten bezogene Theorie der Betriebs-bzw. Unternehmensentwicklung noch weitgehend in den Kinderschuhen. Wittmann kennzeichnete dieses Gebiet in einem 1961 erschienen Aufsatz als ‘weitgehend weißen Fleck’, Kieser u.a. (…) stellen gut anderthalb Jahrzehnte später in einem Problemaufriß ‘zu einer empirisch fundierten Theorie des Unternehmungswachstums’ fest, daß in der Zwischenzeit ‘dieser weiße Fleck trotz erheblicher Forschungsbemühungen nicht sehr viel kleiner’ geworden sei” (Fritsch 1989, S. 7).
Auf theoretische Bezüge zu verschiedenen “Spielarten des Konstruktivismus” (Knorr-Cetina 1989) wird weiter unten in diesem Kapitel näher eingegangen.
Insofern ist auch W. Littek nicht ganz zuzustimmen, wenn er meint: “In der Realität existiert der Betrieb als Einheit, und die analytischen Dimensionen lassen sich nicht real voneinander trennen. Deswegen muß auch die Unterscheidung einer rein soziologischen Definition (…) von einer rein wirtschaftlichen, technischen, juristischen usw. ungenügend bleiben.” (1982, S. 109). Nicht eine “rein soziologische”, wohl aber eine spezifisch soziologische Definition vom bzw. Perspektive auf den Betrieb ist unverzichtbar.
Diese Begriffe sind hier in Anlehnung an die Unterscheidung von formaler und materialer Rationalität bei Weber und Habermas gewählt. Mit dem Übergang zur Risikogesellschaft ist das allgemeine Bewußtsein darüber gewachsen, daß es keine “Produktivkraftentwicklung” bzw. Produktivitätssteigerung gibt, die sich den gesellschaftlichen und natürlichen Ressourcen und Risiken gegenüber neutral verhielte. Deshalb ist es angemessen, auch für den Produktivitätsbegriff diese - idealtypische - Unterscheidung aufzunehmen.
Ulrich/Fluri 1984, S. 16f; vgl. auch z.B. Dahrendorf 1962, S. 69.
Sombart 1921, S. 67, Hervorhebung im Orig.; vgl. auch Gutenberg: “Betriebe, für die marktwirtschaftliche Bedingungen gelten, kennzeichnen sich dadurch, daß das erwerbswirtschaftliche Prinzip eine Leitmaxime für das betriebspolitische Handeln zu sein pflegt” (1960, S. 10).
Staehle 1987, S. 127f (Hervorhebung im Orig.); ensprechend diskutiert z.B. Rammert die “Technikentwicklung unter dem ökonomischen Funktionsprimat” (1988a, S. 89f).
Gutenberg (1960) unterscheidet unter dem Gesichtspunkt der “betrieblichen Willensbildung” vier Betriebstypen nach der jeweiligen Form des Eigentums: privates Eigentum, öffentliches Eigentum, vergesellschaftetes Eigentum und Sondereigentum, vgl. S. 370f. Hier dagegen wird von kapitalistisch-konkurrenzwirtschaftlichen bzw. kapitalistisch-staatswirtschaftlichen Bereichen gesprochen, weil nicht nur die jeweilige betriebliche Eigentumsform, sondern auch dessen Einbindung in die jeweils dominierende (kapitalistisch-konkurrenzwirtschaftliche, kapitalistisch-staatswirtschaftliche, sozialistisch-zentralwirtschaftliche, sozialistisch-kollektivwirtschaftliche etc.) Wirtschafts- und Gesellschaftsdynamik von Belang ist.
Dies zeigt sich etwa in der historischen Entwicklung Deutschlands während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit und im internationalen Vergleich z.B. zwischen angelsächsischen und skandinavischen Ländern.
Sozialstaatliche Regelungen können zumindest den unmittelbar materiellen Teil dieser Beschäftigtenrisiken mehr oder weniger reduzieren.
Der Widerspruch von Markt- und Produktionsökonomie dagegen, der in den Arbeiten des IfS-Frankfurt eine große Rolle spielt, kann auch für nichtkapitalistische Gesellschaften von zentraler Bedeutung sein.
Ähnlich wie hier der Betrieb in das übergeordnete Konzept des Unternehmens eingefügt wird, ist für die Organisationsforschung der Betrieb ein Spezialfall des allgemeinen Phänomens Organisation; vgl. dazu z.B. Büschges 1974 (S. 14), Mayntz/Ziegler 1977 (S. 11), Pfeiffer 1976 (S. 9 und 15–20).
Littek 1982, S. 112, Hervorhebung im Orig. Im Zuge einer weiteren Ausarbeitung des hier vorzustellenden Betriebskonzepts wäre es aber sicherlich sinnvoll, unterhalb des allgemeinen analytischen Betriebsbegriffes (vgl. hierzu auch Lutz/Schmidt 1977, S. 182 und Littek 1982, S. 109) konkreter zwischen empirischen Untersuchungseinheiten wie Werk, Unternehmen und Konzern zu differenzieren.
Crozier/Friedberg 1979, S. 93, Hervorhebung im Orig.; dieses dynamische Verständnis der Betrieb-Umwelt-Beziehungenbei Crozier/Friedberg geht hinsichtlich seiner handlungssoziologischen Fundierung weit über den Münchner Strategie-Ansatz hinaus. Gleichzeitig bleiben aber formationsspezifische Determinanten des Betriebs wie Kapitalverwertung und Lohnarbeit “unterbelichtet”. Dies hängt unter Umständen auch damit zusammen, daß die Autoren ihre empirischen Forschungen vor allem im Bereich öffentlicher Verwaltungen durchführten.
Zur Unterscheidung deterministischer und voluntaristischer Betriebs-Konzepte vgl. auch Hartmann 1982a (S. 269).
Bei der Tätigkeit von Managern, von Eigentümer-Unternehmern und von Inhabern kleiner Handwerksbetriebe handelt es sich um Grenzformen “betrieblichen Arbeitshandelns”. Diese waren (bisher) in der deutschen
dustriesoziologie nur selten Gegenstand der Forschung und Theoriebildung (vgl. Tiirk 1989c, als Ausnahme vgl. etwa Hartmann 1968). Neuerdings wendet sich die Industriesoziologie verstärkt dem Management zu, vgl. etwa Hildebrandt/Seltz 1987 und Deutschmann 1989.
“Kontingent im radikalen Sinne des Wortes, das heißt, zugleich abhängig von einem Kontext, von den darin vorhandenen Gelegenheiten und den von ihm auferlegten (materiellen und menschlichen) Zwängen, und unbestimmt, folglich frei” (Crozier/Friedberg 1979, S. 313, Hervorhebung im Orig.; vgl. auch ebenda S. 170).
In dieser Arbeit wird von “Betrieb als Handlungseinheit” gesprochen; zu überlegen wäre, den Institutionenbegriff (wieder) aufzunehmen und den Betrieb in einem weiteren Sinne als “soziale Institution” konzeptionell zu fassen. “Irgendwann, irgendwie sind der Soziologie die Institutionen verlorengegangen. Institutionen: Gestalt gewordene Normen, Entscheidungs- und Sanktionsinstanzen. Irgendwie, irgendwann hat die Soziologie begonnen, sich als Disziplin für die subinstitutionellen Wirklichkeiten des Sozialen zu defmieren. (Die Soziologie? Nein, viele Soziologen haben es getan.)” (Dahrendorf 1989, S. 4, Hervorhebung im Orig.).
Vgl. zum Begriff des Leitbildes Papalekas 1959 und Dierkes 1988.
Die Frage, ob die Annahmen über die Marktanforderungen, oder allgemein: über die betriebsinternen und betriebsexternen Bedingungen, der Entscheidung für das eine oder andere Anlagenmodell, oder allgemein: für eine bestimmte Strategie, vorausgehen oder folgen, ist eine typische “Henne-oder-Ei-Frage”.
N Luhmann beschreibt diesen Prozeß treffend: “Wenn Organisationen Systeme rekursiver Entscheidungsproduktion sind, ist mithin zu erwarten, was eine bereits umfangreiche Forschung zeigt: daß wesentliche Strukturen im nachträglichen Behandeln früherer Entscheidungen bzw. in der Vorsorge für künftige Möglichkeiten der rückblickenden Behandlung der jetzt anstehenden Entscheidungen aufgebaut werden; und dabei sind unangenehme oder auch angenehme nachträgliche Überraschungen das die Strukturbildung katalysierende Problem.” (1988, S. 167).
Vgl. zu dieser zentralen Bestimmung bzw. Definition sozialer Systeme Luhmann 1987, z.B. S. 94f.
Auf das relativ enge, auf Sinnstiftung begrenzte Verständnis von Handlungsstrukturierung bei Luhmann weist z.B. K. Knorr-Cetina (1989) hin, die die Systemtheorie Luhmanns einem “kognitionstheoretischen Konstruktivismus” zuordnet, für den “die Realität als wissensunabhängiger Bezugsgegenstand (…) als eine Fiktion (gilt)” (S. 89) und die demzufolge nur als eine im individuellen Bewußtsein “konstruierte” gefaßt werden kann.
Zwar bezeichnet Hartmann (1982a) die innerbetrieblichen Strategien und Prozesse auch als Entscheidungsprozesse und Entscheidungsfelder, inhaltlich gehen seine Ausführungen aber über den Bereich von Entscheidungstheorien hinaus, so z.B. bei der Darstellung des auf March zurückgehenden “politischen Modells betrieblicher Regelungen als Abstimmung von Interessen”. Zu den komplexen Wechselwirkungen zwischen Unternehmenskultur und Entscheidungsprozessen vgl. z.B. Schreyögg 1989.
K. Knorr-Cetina benutzt den Transformationsbegriff für den Gestaltungsprozeß “eines wissenschaftlichen Resultats zwischen Laboroperationen und wissenschaftlichem Papier - dem hauptsächlichen Endprodukt von Forschungsresultaten. Mit anderen Worten, wir vergleichen das ‘wilde’ Räsonnieren des Labors mit der ‘zahmen’ (und doch interessendurchsetzten) Rhetorik, durch die Wissenschaftler ”ihre privaten Laborkonstruktionen in öffentliche Produkte umwandeln (1984, S. 61).
Vgl. Rammert 1988b, Dierkes 1988 und Weingart 1989. Eine Tagung der Sektion Wissenschaftsforschung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Juni 1989 trug den vielsagenden Titel “Die technische Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit”.
Die Frage nach dem WAS der Produktion wird hier nicht eindeutig dem Arbeits-oder dem Verwertungsprozeß zugeordnet; sie nimmt eine Art Scharnierfunktion zwischen den beiden Ebenen ein.
Die Unterscheidung zwischen Routine und Innovation lehnt sich an Giddens 1988 an; vgl. für den Bereich von Betrieben auch Osterloh 1989b.
In dieser Typologie wird zwischen Handarbeitern am/mit dem Produkt, Handarbeitern an Maschinen/Anlagen, Maschinen/Anlagenführern und Systemregulierern unterschieden, vgl. Schumann et al. 1989.
Auch Naschold benutzt den Feldbegriff - wie auch den Transformationsbegriff -, allerdings ohne deren Gebrauch genauer zu begründen: “Bei der Analyse gehe ich von folgender kategorialer Unterscheidung aus: dem ‘Terrain’ der Arbeitspolitik, d.h. dem unmittelbaren Aktivitätsfeld des Transformationsprozesses, den ‘Arenen’ der Arbeitspolitik, d h dem politischen Struktur- und Funktionsgefüge des Konversionsprozesses, sowie den ‘Regimes’ der Arbeitspolitik, d.h. den spezifischen Regulierungsweisen in den Arenen der Arbeitspolitik” (Naschold 1984, S. 52).
Zum Konzept des “sozialen Raumes” vgl. Bourdieu 1985.
Dies soll nicht heißen, daß die Fragen der Strategiebildung vollständig ausgeklammert waren, vgl. z.B. Altmann/Bechtle/Lutz 1978. In Bezug auf Kleinbetriebe drängt sich einigen Mitarbeitern des ISF-München “sogar die Frage auf, ob das Strategiekonzept hier überhaupt sinnvoll anzuwenden ist” (Mendius et al. 1986, S. 222).
Vgl. neben der zu diesem Thema bereits angebenen Literatur die äußerst illustrativen Beispiele der “Technikgenese” des Dieselmotors und der mechanischen Schreibmaschine bei Knie 1989. Neben dem Bildungssystem ist auch das System Industrieller Beziehungen eine entscheidende Einflußgröße bei der “Strategieproduktion”, vgl. z.B. Bechtle/Heine/ Schmidt 1985.
Vgl. z.B. die Beiträge zu dem Workshop “Arbeitsmarktbewegung als sozialer Prozeß” in Deeke/Fischer/Schumm-Garling 1987 und Preisendörfer/Voss 1988.
Vgl. hierzu z.B. Perrow 1970, der in einer empirischen Studie die relative Abteilungsmacht und die wechselseitige Einschätzung der vier betrieblichen Funktionsbereiche Verkauf, Fertigung, Forschung/Entwicklung und Rechnungswesen untersucht hat. Daß es sich hierbei tatsächlich um die (Innen-Außen-)Beziehungen zwischen relativ eigenständigen betrieblichen Subsystemen handelt, macht das folgende Zitat deutlich: “Here it was apparent that sales and production were the ‘natural enemies’ of each other; that production was also highly critical of R&D; that upper management favored sales and was critical of production” (S. 83).
Vgl. z.B. Ulrich/Fluri 1984 (S. 78–83).
Vgl. z.B. die Versorgungsverpflichtungen von Elektrizitätsversorgungsunternehmen oder die reale Bindung von Betriebsimage und Absatzchancen an betriebliche Beschäftigungssicherung bzw. Vermeidung von (Massen-)Entlassungen.
In der betriebswirtschaftlichen Diskussion wird für externe Ansprüche an den Betrieb, etwa aus dem Kundenbereich, bezüglich des Transformationsraumes Unternehmensstruktur/Kapitalstrategie (z.B. gegenüber den “Stockholders” und den “Bondholders”, also den Eigen- und den Fremdkapitalgebern) “der Begriff der Stakeholders (…) verwendet, um ihn neben dem Stockholder und dem Bondholder einer Unternehmung als dritte Partei zu betrachten, die explizite oder implizite Ansprüche an die Unternehmung stellt” (Spremann 1989, S. 743).
Bei den Transformationsräumen handelt es sich - wie bereits betont - um analytische Scheidungen. Da diese aber der Untersuchung und Erklärung empirischer Phänomene dienen sollen, wird hier jeweils die Richtung möglicher Operationalisierungsschritte angedeutet.
Kerst 1987 und Rammert 1988a (z.B. S. 61 und 78) liefern in diesem Zusammenhang anschauliche Beispiele für die Bedeutung der Produktstruktur und Absatzstrategie.
Vgl. etwa für den Bereich Computerunterstützten Konstruierens (CAD): Burr 1984, Lay et al. 1988.
Zum Einfluß von Technikleitbildern für Technikgestaltung vgl. z.B. Dierkes 1988.
Vgl. Geck 1931; Briefs (1931) unterscheidet zwischen technischer Apparatur und Betriebsorganisation als “das Quantum und Quale der zweckbestimmten Kooperation von Menschen im Betriebsraum mit Bezug auf die technischen Werkmittel” (S. 33).
Dies gilt auch für sein Vorgehen, ein “zentrales Feld der Produktion von Gütern und Dienstleistungen” von den vier angelagerten Entscheidungsfeldern zu trennen. Dies hängt mit dem im nächsten Abschnitt zu entwickelnden Verständnis betrieblichen Arbeitshandelns zusammen.
Häufig waren dabei mehr die im Zuge technischen und betrieblichen Wandels beobachtbaren veränderten Anforderungen an Arbeitshandeln, als dieses Arbeitshandeln selbst Gegenstand der Betrachtungen. 1982 wurde konstatiert, “daß die Herrschaftsthematik sowohl als eigenständige Fragestellung, wie auch im Zusammenhang mit der Rationalisierungsthematik in der Industriesoziologie des letzten Jahrzehntes ‘hintergründig’ blieb” (Braczyk/Knesebeck/Schmidt 1982, S. 27); ähnlich argumentiert Jürgens 1984 (S. 59). In dem Einführungsbuch in die Industriesoziologie von Herkommer/Bierbaum 1979 kommt Arbeitshandeln praktisch nicht vor.
Eine Ausnahme bildet hier neuerdings z.B. das Buch von Böhle/Milkau 1988, in dem “subjektivierendes Arbeitshandeln” in den Dimensionen “der sinnlichen Wahrnehmung, der damit einhergehenden Beziehung zur Umwelt, dem Umgang mit und der Rolle des Gefühls” (S. 25) konzeptionell und empirisch thematisiert wird.
Vgl. etwa Jürgens 1984 und die Beiträge in Seltz/Mill/Hildebrandt 1986.
Vgl. Schimank 1986, Ortmann 1988a, Osterloh 1989b.
Vgl. auch die Unterscheidung von technischer und bürokratischer Kontrolle bei Edwards 1981: “Während aber die technische Kontrolle in den stofflichen und technologischen Aspekten der Produktion verankert ist und in die Anordnung der Maschinen und die gesamte Werkskonstruktion integriert ist, basiert die bürokratische Kontrolle auf der sozialen und organisatorischen Unternehmensstruktur und schlägt sich in den Stellenkategorien, Arbeitsregeln, Beförderungs- und Disziplinierungsmethoden, Lohnskalen sowie in der Definition der Verantwortlichkeiten etc. nieder” (S. 144).
Dies zeigt sich etwa in der Definition formeller Organisation des Betriebes als ein “durch ein System von Anordnungen und Regelungen geschaffene Zueinanderordnung von menschlichen Funktionsträgern” (Mayntz 1958, S. 12). Auch für Dahrendorf “bedeutet die Ausübung von Herrschaft immer die Aufspaltung von sozialen Organisationen in solche, die ‘etwas zu sagen haben’ und solche, die gehorchen müssen” (1962, S. 94).
Vgl. z.B. Altmann/Bechtle 1971; Brandt et al. 1978; zu diesem Verständnis von Technisierung und Organisierung vgl. auch Lutz/Schmidt 1977 (S. 194) und Braczyk/Knesebeck/Schmidt 1982 (S. 28–31).
Vgl. auch die konzeptionellen Überlegungen schon bei Zündorf/Grunt 1980, S. 48–61. Wenn nicht anders vermerkt, beziehen sich die Seitenangaben in dem folgenden Unterabschnitt auf Zündorf 1986/87.
Man kann die beiden ersten Aktivitätsfelder mit der stofflichen Transformation und das dritte Aktivitätsfeld mit der reflexiven Transformation assoziieren, wobei im Transformationskonzept allerdings die Akteursbezüge offen sind und in den Transformationsräumen nicht nur “kontrolliert” wird.
In einer offensichtlich früheren Fassung dieser Überlegungen ist dieser Zusammenhang wesentlich expliziter, vgl. Zündorf 1986, S. 47–51.
Vgl. hierzu auch die grundlegende Arbeit von U. Heisig 1989 zu “Verantwortung und Vertrauen im Großbetrieb”.
Der Hinweis auf das Arbeitskampfmittel “Dienst nach Vorschrift” und auf heimliche, in der Regel nicht nachweisbare Sabotagen mag hier genügen.
Dies wurde ja bereits bei der Vorstellung von Routinen betrieblichen Arbeitshandelns getan, hierauf wird weiter unten noch zurückzukommen sein.
Vgl. die weiter oben bereits angeführte, ähnliche Argumentation bei Silverman 1974.
Bei der Verwendung des Spielbegriffs handelt es sich ja nicht nur “um einen Wechsel des Vokabulars, sondern der Logik (…) das Spiel ist das Instrument, das die Menschen entwickelt haben, um ihre Zusammenarbeit zu regeln. Es ist das wesentliche Instrument organisierten Handelns. Es vereint Freiheit und Zwang. Der Spieler bleibt frei, muß aber, wenn er gewinnen will, eine rationale Strategie verfolgen” (S. 68). Abgesehen davon, daß es wenig Sinn macht, für betriebliche Handlungswirklichkeiten ausschließlich von der “Freiheit des Spielers” auszugehen, haben Crozier/Friedberg an anderer Stelle gerade die begrenzte Rationalität des strategischen Handelns betont (z.B. S. 73).
Giddens 1988, S. 369; daß Giddens Theorie der Strukturierierung nicht nur der Überbetonung spieltheoretischer, sondern auch systemtheoretischer Elemente entgegenwirken kann, betont z.B. Ortmann: “Umwelt löst sich nicht in Wahrnehmung und Bedeutung, Struktur nicht in Erwartungen, Macht nicht in Austauschbeziehungen oder symbolische Zusatzeinrichtungen zur Sprache auf’ (1988b, S. 220).
Vgl. die Unterscheidung von computergesteuertem und computergestützem Arbeitshandeln etwa im Bankenbereich bei Baethge/Oberbeck 1986. Ingenieure, die an computergestützten Systemen Konstruktionsarbeiten verrichten, empfinden ihre Arbeit häufig als durch den Rythmus der CAD-Bearbeitungssequenzen technisch strukturiert, vgl. z.B. Burr 1984.
Zum Verhältnis von formellen und informellen Normen im Industriebereich vgl. Dombois 1980.
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Pries, L. (1991). Betrieb als Handlungseinheit von stofflicher und sozialer Transformation. In: Betrieblicher Wandel in der Risikogesellschaft. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 99. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88645-3_5
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