Zusammenfassung
Schon sehr früh gab es Versuche dieser „anderen“ Art zu denken, und zwar lange bevor Aristoteles die oben genannten logisch-ontologischen Grundgesetze zusammenstellte. Heraklit entwarf im 6. Jahrhundert v. u. Z. u. a. den Gedanken von der Einheit der Gegensätze, in der sich im polaren Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte (z. B. Tag — Nacht, Mann — Frau, Eins — Alles) unablässig die Vielheit entfaltet, die trotz unaufhörlicher Bewegung, ja eines Kampfes gegeneinander, doch eine Einheit bleibt. Er ist deshalb auch, so problematisch das im einzelnen sein mag, sozusagen als der Vater einer dialektischen Denkweise bezeichnet worden, also einer Denkweise, die in bestimmter Form Gegensätzliches und das Werden und Vergehen in sich aufzunehmen sucht.
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Anmerkungen
Im „Anti-Düring“ und in der „Dialektik der Natur”, (MEW 20); er formulierte dabei auch schon den oben zitierten Lexikonsatz (MEW 20, S. 131 f.).
Vor allem in „Materialismus und Empiriokritizismus“ (LW 14) und „Philosophische Hefte” (LW 38).
Dies ist anschaulich — wenn auch schon etwas idealisiert, weil vom Resultat her betrachtet — im ersten Kapitel der „Kritik der politischen Ökonomie“ (MEW 13, S. 37 ff.) dargestellt.
Zur kritischen Auseinandersetzung mit Engels „Dialektik der Natur“ s. vor allem Schmidt 1971, ferner u. a. Netzsch 1973 (Netzsch versucht den Begriff der Dialektik durch die drei Dimensionen Subjekt-Objekt-Verhältnis, Totalität und Geschichte zu bestimmen und dann auf die Frage einer Dialektik der Natur anzuwenden. Seinen Positionen zum Verhältnis Logik-Dialektik (S. 68 ff., insbesondere S. 73 f.) und seiner unhistorischen Interpretation von Naturgesetzen (S. 86 ff.) kann ich mich nicht anschließen); Jones 1973 (der Engels u.a. einer unkritischen Obernahme Hegelschen Gedankengutes bezichtigt), Dudek 1976.
MEW 20, S. 126; von diesem Beispiel — obwohl es sinngemäß vorn großen Meister Hegel selbst stammt (Vorrede zur „Phänomenologie des Geistes“, S. 12) — war selbst Lenin nicht sehr begeistert (LW 38, S. 338 ).
S. „Materialismus und Empiriokritizismus“ (LW 14), die Literatur dazu, gerade die apologetische, ist Legion, einen informativen Oberblick darüber gibt z. B. der Band 1/1972 des ”Marxismus-Digest“ über Erkenntnistheorie, sowie die „Deutsche Zeitschrift für Philosophie”, Sonderheft 1968; zur Kritik: v. Greiff 1976, v. Greiff/Herkommer 1974, Leist 1973, Pannekoek 1938/1969, Mehringer/Mergner 1973, S. 153–187; interessant zum Vergleich ferner Dietzgen 1869/1973.
Ebenso wie der gesellschaftliche Charakter der eigenen Arbeit den Warenproduzenten in Form der ,Naturgesetzlichkeit` des Marktes gegenübertritt, erscheinen auch die Gesetze des Denkens, deren gesellschaftlicher Charakter ..., als ,Naturgesetze des Verstandes; als das ,Geld des Geistes’ bezeichnet Marx die Logik in den Pariser Manuskripten.“ (Netzsch 1973, S. 194, Fn. 111)
Ja sogar positiv, vgl. das Gerede von der sog. „wissenschaftlich-technischen Revolution“.
Vgl. u. a. Negt 1974.
Ober formale Logik und Dialektik 1952.
Gerade wegen seiner Einschränkung in der zeitlichen Gültigkeit ist dieser Satz von verschiedener Seite gar nicht als logisches Gesetz anerkannt worden. (Vgl. Leinfellner 1965, S. 176)
Nicht von ungefähr wird Marx diese dialektische Bestimmung der Ware in ihrem Doppelcharakter als das „Grundübel“ angekreidet, denn, so z. B. Becker, ganz im Sinne Poppers und sicher stellvertretend für viele bürgerliche Theoretiker: „Aus (ihr) begründet sich letztlich die mittlerweise so geläufig gewordene marxistische Redeweise von „gesellschaftlichen Widersprüchen” und vom „Klassengegensatz“. Diese Bestimmung des Warencharakters hat, wie man zur Genüge weiß, eine ungeheure Bedeutung für die meisten Haupttheoreme des „Kapitals”: durch ihn definiert sich sowohl der viel beschworene „Fetisch-Charakter der Ware“ als auch das kritische und „systemüberwindende” Potential der marxschen Mehrwerttheorie. (Becker 19752, S. 208) Auf seine Widerlegung nach dem Muster des „daß nicht sein kann, was nicht sein darf“ will ich hier nicht weiter eingehen.
Die Möglichkeit, dies nicht als eine (organische) unhistorische Naturgegebenheit, z. B. unseres Gehirnes, zu deuten, sondern materialistisch abzuleiten aus der Form gesellschaftlicher Praxis des Warentausches, haben wir oben im Zusammenhang mit der These von Müller (s. S. 63 f.) angedeutet.
Dies kann man durchaus als Alternative zu Poppers Argumentation sehen, es müsse unbedingt eine widerspruchsfreie Theorie produziert werden: tritt in einer theoretischen Erklärung ein Widerspruch auf, dann müssen eben beide Seiten dieses Widerspruches untersucht werden, bis sich entscheiden läßt, ob es sich um einen Denkfehler gehandelt hat, oder um eine korrekte Beschreibung wirklicher Verhältnisse.
Vgl. Marx, Einleitung zu den „Grundrissen“, S. 21 ff.
Hier bezieht sich Kreutz auf den oben (s. Kap. Il, S. 35) schon zitierten Vorschlag von Scott (19682, S. 204 ff.), nicht immer nur die Dimensionen der affektiven Werthaltung zu messen, sondern auch andere, z. B. die Ambivalenz.
Vgl. Neuberger 1974a, S. 132 ff., 1978, S. 217 f.
Vgl. dazu Kreutz: „Man kann nämlich gleichzeitig und unabhängig voneinander einerseits den Grad der Zustimmung und andererseits den Grad der Ablehnung erheben, wobei man durchaus erwarten kann, Individuen vorzufinden, die einem Sachverhalt in ein und derselben Situation sehr positiv gegenüberstehen, ihn gleichzeitig evtl. aus anderen Gründen oder von anderen Gesichtspunkten aus ablehnen“ (Kreutz 1972, S. 32).
Eine eigentümliche Gegensätzlichkeit stellt die Polarität dar: sie ist eine derartige Bestimmung zweier Relata, daß das eine das spezifische absolute Gegenteil des anderen ist, aber gerade dadurch es selbst nur sein kann in der Bezogenheit auf das andere, so daß beide nur sein können in der gegenseitigen spezifischen Beziehung und zugleich Gegensätzlichkeit zueinander.“ (Diemer 19672, S. 229)
Vgl. Groskurth/Volpert 1975.
Vgl. Wahl 1975.
Man sollte für die folgende Erörterung bewußt den unmittelbaren Wortsinn des Begriffes „Naturgesetz“ im Hinterkopf behalten, der auf die soziomorphe Analogie verweist: „. . wenn etwa der Mensch der Gegenwart und zumal der Physiker von Natur,gesetzen` spricht, so ist beim Gebrauch dieser ,façon de parler’ kaum mehr bewußt, daß sie einer Weltauffassung entstammt, für welche der Kosmos noch eine Rechtsordnung war.” (Topitsch 19717, S. 58)
Vgl. im gleichen Sinne auch Engels, MEW 20, S. 497 f.
Vgl. dazu die Unterscheidung bei Offe zwischen
technischen Umgangs-und Verfahrensregeln (Gesamtheit von Leistungsfähigkeit, Leistungskönnen und Leistungswissen), die nötig sind, um eine bestimmte Arbeitsaufgabe zu erfüllen;
normativen Orientierungen (sämtliche Normen, Werte, Interessen und Motive, die im institutionellen Rahmen des Arbeitsplatzes zu befolgen sind)
a) regulative Normen (Vorsicht, Sparsamkeit etc.)
b) extrafunktionale Orientierungen (Unterordnung unter die herrschende Meinung (der Vorgesetzten)). (Offe 1970, S. 29)
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Meyer, WH. (1982). Durch Kritik hervorgebracht: Möglichkeiten einer alternativen Denkweise. In: Arbeitszufriedenheit. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 53. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88641-5_5
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