Zusammenfassung
Selbstbeschreibung von Personen kann an Eigenschaften ansetzen, von denen die Betroffenen meinen, sie seien ihnen persönlich eigentümlich, und zwar im Gegensatz zu anderen Personen. Die Selbstbeschreibung kann aber auch an Zugehörigkeiten verankert werden. Man beschreibt sich dann z.B. als Mann, Frau, Kind, alt, Schuster, Hebamme, Adliger, Katholik, Deutscher, Franzose usw. Man macht in allen diesen Fällen eine Identität geltend, die man mit anderen gemeinsam hat. Zugleich aber aktiviert man eine Unterscheidung: Man identifiziert sich durch ein Merkmal oder eine ganze Klasse von Merkmalen, die andere — so wird jedenfalls unterstellt — nicht haben: Ich bin Mann und keine Frau, Katholik und nicht Protestant, Deutscher und nicht Franzose. Die Identifikation, die hier vorgenommen wird, macht also einerseits den Anspruch auf eine Zugehörigkeit geltend und schließt gleichzeitig andere von dieser Zugehörigkeit aus. Man könnte von Selbstthematisierungen an Hand von „partizipativen“ Identitäten sprechen oder auch von Inklusion und Exklusion als Instrumenten der Selbstbeschreibung. Daß „Identität“ in unserem Zusammenhang stets eine Unterstellung bzw. eine Beschreibung meint, ist dabei vorauszusetzen.
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Hahn, A., Bohn, C. (1999). Fremdheit und Nation. In: Rademacher, C., Schroer, M., Wiechens, P. (eds) Spiel ohne Grenzen?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87322-4_10
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