Zusammenfassung
In der Politikwissenschaft herrschte lange Zeit die Auffassung, mit dem Wahlverhalten sei es wie mit dem Wetter: Entweder es ändert sich, oder es bleibt, wie es ist. Daher wurde zwischen inkonsistentem und konsistentem Wahlverhalten unterschieden und das Elektorat in Wechselwähler und Stammwähler aufgeteilt. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre rückte die “floating vote” zunehmend in das Blickfeld der empirischen Wahlanalysen. In den siebziger Jahren begann die Wahlforschung einen Trend zur Flexibilisierung im Wahlverhalten zu entdecken und im Kontext von sozialem, politischem und später auch vom Wertewandel zu diskutieren. Mit der wachsenden Bedeutung von unkonventioneller Partizipation, der Entstehung neuer sozialer Bewegungen und grün-alternativer Parteien schien sich das mobile Potential im Elektorat weiter zu vergrößern und damit - so wurde befürchtet - auch die Instabilität des politischen Systems. In der zweiten Hälfte der achtziger und in den neunziger Jahren waren angesichts vor allem der erheblichen Politik- und Parteiverdrossenheit weitere Abwanderungstendenzen von den Volksparteien zu kleinen Parteien besonders am rechten Rand des Parteiensystems und eine Zunahme der Wahlenthaltung zu beobachten. Die Wählerschaft war offenbar nicht nur flexibler, sondern die Flexibilität auch variantenreicher geworden. Die Flexibilisierungsthese ist in der Wahlforschung aber auch umstritten, und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen wird die in der These enthaltene Tendenzaussage in Frage gestellt, und zum anderen ist strittig, ob inkonsistentes Wahlverhalten (unab-hängig davon, ob es in der Vergangenheit zugenommen hat) eher sozialstrukturell oder eher politisch induziert ist.
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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Stöss, R. (1997). Stabilität und Mobilität der Wählerschaft im „Superwahljahr“ 1994. In: Stabilität im Umbruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85109-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85109-3_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13092-7
Online ISBN: 978-3-322-85109-3
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