Zusammenfassung
Am Beispiel des Sports wird in diesem Kapitel — erschienen in: Renate Mayntz/Bernd Rosewitz/Uwe Schimank/Rudolf Stichweh, Differenzierung und Verselbständigung — Zur Entwicklung gesellschaftlicher Teilsysteme. Frankfurt/M., 1988: Campus, 181–232 — eine akteurtheoretische Analyse der Ausdifferenzierungsdynamik eines gesellschaftlichen Teilsystems vorgeführt. Diese Analyse bezieht systemtheoretische Elemente ein. Zwar ist die Ausdifferenzierung anderer Teilsysteme in bestimmten Hinsichten anders verlaufen, wie in Kapitel 9 vertieft werden wird. Doch die Machart einer Analyse, die der in Kapitel 6 entwickelten akteurtheoretischen Programmatik folgt, lässt sich hier exemplarisch zeigen.
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Literatur
So lässt sich Stichwehs (1990) Einwand berücksichtigen, für den das Erbringen einer bestimmten körperlichen Leistung den Code des Breitensports darstellt.
Siehe auch Luhmanns (1986c: 89–100) Unterscheidung von Codes und Programmen.
Zu Verfahren als Interaktionssystemen siehe Luhmann (1969b).
Detailliertere Überlegungen und empirische Befunde zum schichtspezifischen Habitus als Determinante sportlicher Aktivitäten — insbesondere auch der Wahl einer bestimmten Sportart — finden sich bei Winkler (1995).
Zu „time out“allgemein siehe Cavan (1966: 234–241), Goffman (1967: 161–163), Lyman/Scott (1970: 204).
Diese Unterscheidung sportlicher und beruflicher Leistungsorientierung bricht freilich zusammen, sobald Sport als Beruf betrieben wird. Dies ist teilweise im Leistungssport der Fall - dazu im Folgenden noch Näheres.
Siehe hierzu auch die Untersuchungen Eichbergs (1978), der an verschiedenen Sportarten radikale Formwandlungen im Übergang zum modernen Sport aufzeigt.
Man denke auch daran, dass George Herbert Mead (1934) das kindliche Lernen des “taking the role of the other” am Baseballspiel veranschaulicht.
An diesem Vorgang lässt sich im übrigen auch zeigen, dass eine nicht unwichtige Voraussetzung der Ausdifferenzierung des Sportsystems in der Herausbildung des Eisenbahnsystems als eines großtechnischen Infrastruktursystems bestand. Denn erst die Möglichkeit, größere regionale Distanzen schneller zu überbrücken, führte dazu, dass sportliche Wettkämpfe den lokalen Horizont überschritten und so eine Regelvereinheitlichung erzwangen (Mandell 1976; 256/257).
Das folgende Argument greift eine analoge Überlegung von Stichweh (1987a: 147) zum Verhältnis von Hochschulsystem und dessen gesellschaftlichen Umwelten auf.
Dem liegt eine generelle austauschtheoretische Logik zugrunde: Wenn in einem Macht-Abhängigkeits-Verhältnis (Emerson 1962) der Machtüberlegene seine Macht dazu benutzt, zur eigenen Reproduktion erforderliche Aktivitäten an den Untergebenen zu delegieren, begibt er sich längerfristig in eine strategische Abhängigkeit von diesem.
Die Betonung des Unterschieds zwischen Amateuren und Berufssportlern kam im Übrigen im England des 19. Jahrhunderts deshalb auf, weil sich die wohlhabenden Sportler aus den Oberschichten verschiedene Sportarten exklusiv reservieren wollten, um die Peinlichkeiten zu vermeiden, die damit verbunden gewesen wären, dass ein Gentleman beispielsweise im Boxen gegen einen Berufssportler aus der Unterschicht antreten und vielleicht sogar eine Niederlage einstecken musste (Guttmann 1978: 31; Bailey 1978: 131).
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Schimank, U. (2005). Die Entwicklung des Sports zum gesellschaftlichen Teilsystem. In: Differenzierung und Integration der modernen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80766-3_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80766-3_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14683-6
Online ISBN: 978-3-322-80766-3
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