Zusammenfassung
Eine differenzierungstheoretische Perspektive wird nach Parsons und Luhmann oft geradezu automatisch mit einer systemtheoretischen Herangehensweise assoziiert. Demgegenüber wird hier ein dezidiert akteurtheoretischer Bezugsrahmen vorgestellt, mit dem Dynamiken gesellschaftlicher Differenzierung analysiert werden können. Dieser Bezugsrahmen liegt allen weiteren Beiträgen dieses und des zweiten Bandes zugrunde.
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Literatur
Als Überblick siehe Schimank (1996).
Für das gleiche Argument in einer ähnlichen Theorieauseinandersetzung siehe Elster (1986: 27).
Soziale Strukturen werden nicht nur geschaffen und um- oder abgebaut durch handelndes Zusammenwirken, sondern auch erhalten, also identisch reproduziert. Auch die soziale Statik ist dynamisch. Soziale Strukturen sind ja keine Entitäten wie Steine oder Gießkannen, die als physikalische Strukturen eine vom Handeln unabhängige Existenz besitzen. Eine Gießkanne steht herum, auch wenn wir sie gerade nicht benutzen oder nicht einmal bemerken. Eine Norm beispielsweise materialisiert sich hingegen immer erst und immer nur dann, wenn sie Handeln prägt. Prägendes und Geprägtes sind genau besehen eines: „… structure exists only in its instantiations in such practices.“(Giddens 1984: 17)
Roman Langer (2005) hat die Perspektiven von Elias, Bourdieu und Heinrich Popitz in dieser Richtung synthetisiert und weiter ausgearbeitet.
Als Überblicke siehe Hall/Taylor (1996), Peters (1999), Czada/Schimank (2001).
Zur Thematisierung von Transintentionalität in verschiedenen soziologischen Theorieperspektiven siehe Greshoff et al. (2003).
Siehe nochmals Schimank (2000a), wo die meisten der im Weiteren behandelten Komponenten ausführlicher behandelt werden.
Allerdings weist z.B. nicht jede Organisation jederzeit Akteurqualität auf. Dafür muß vielmehr eine entsprechende Handlungsfähigkeit dieses sozialen Gebildes vorliegen. Wenn eine Organisation beispielsweise durch tiefgreifende innere Konflikte zerrissen ist oder eine völlig fragmentierte „organizational anarchy“(March/Olsen 1976) darstellt, wird sie von ihren Gegenübern nicht als einheitlicher Akteur angesehen. Wesentlich für einen korporativen Akteur ist somit die Verfolgung einer sowohl nach innen als auch nach außen prägnanten gemeinsamen Zielsetzung.
In sozionischen Modellierungen wird an einem Agenten gearbeitet, der durch variable Mischungsverhältnisse der vier Handlungsantriebe geleitet wird (Kron 2005).
Weber (1922: 7) spricht vom „Zusammenhandeln“.
Einen aktuellen Überblick über die Governance-Diskussion bietet Benz (2004); die Verknüpfung mit — differen-zierungstheoretisch gefassten — Fragen der gesellschaftlichen Integration stellen Lange/Schimank (2004) her.
Generell zu „exit“-Optionen siehe Hirschman (1970).
Siehe dazu Mayntz/Scharpf (1995: 61) sowie ausführlicher Scharpf (1997: 107–112) unter Rückgriff insbesondere auf Lindblom (1965).
Einseitige Anpassung kann aber auch beiderseitig und simultan geschehen, wenn beide Seiten — irrtümlich — meinen, dass nur sie sich der jeweils anderen anpassen.
Siehe auch das Konzept der „power-dependence relation“von Richard Emerson (1962).
Zu Gemeinschaften allgemein und wissenschaftlichen Gemeinschaften speziell unter der Govemance-Perspektive siehe Gläser (2005).
Siehe das ähnliche Argument bei Luhmann (1969: 55–135) zur „Legitimation durch Verfahren“.
Was alle Arten der sozialen Beeinflussung nicht ausschließt - wohl aber eben Zwang.
Der Zwang bezieht sich auf die Teilnahme, schließt also nicht eine in diesem Rahmen bestehende Entscheidungsfreiheit jedes Akteurs aus — und damit auch dessen Freiheit zum Blockieren aller anderen.
Siehe hierzu als Diskussionsüberblick Lütz (2003).
In dem Sinne — Ideen, nicht Interessen — teile ich Parsons (1966: 174/175) Kulturdeterminismus, der wiederum an Webers (1920: 252) berühmte Formel von Ideen als „Weichenstellern“der Interessenverfolgung anschließt.
Die Anspielung auf den am Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung konzipierten akteurzentrierten Institutionalismus ist natürlich alles andere als zufällig.
In einer anderen Terminologie ausgedrückt: Die Systemtheorie stellt den offenbar notwendigen „Entdeckungszusammenhang“dessen dar, was dann in einen akteurtheoretischen „Begründungszusammenhang“gestellt werden kann. Wie im Kapitel 2 näher erläutert: Erst Luhmann bringt Weber auf den Begriff — der dann wiederum akteurtheoretisch reformuliert werden muss. Thomas Schwinn (2001) hingegen übersieht, zu sehr Weber verhaftet, Entscheidendes bei Luhmann.
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Schimank, U. (2005). Akteurkonstellationen und Differenzierungsdynamiken — Ein theoretischer Bezugsrahmen. In: Differenzierung und Integration der modernen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80766-3_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14683-6
Online ISBN: 978-3-322-80766-3
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