Zusammenfassung
Die nationalstaatliche Abschließimg, um die es in den beiden vorangegangenen Kapiteln ging, führt selbstverständlich nie zum völligen Abbruch aller internationalen Beziehungen und Bezüge. Abschließung meint eine Erschwerung grenzüberschreitender Interaktion durch die Privilegierung von Binnenbezügen, welche zur Verdünnung, aber nicht zur vollständigen Interdependenzreduktion führt. Die Interaktionsverdünnung, welche der moderne Nationalstaat im rechtlichen, politischen, sozialen und demographisch-territorialen Bereich entlang nationaler Linien durchsetzt, erfolgt also partiell und ist historisch reversibel, wie bereits das Kapitel zur Globalisierungsfrage gezeigt hat.
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Literatur
In der deutschen Soziologie wurde die Idee der „Soziogenese ethnischer Minderheiten“von Dittrich und Radtke (1990) entwickelt und von Bukow (1993) weiter konkretisiert. Die differenzierteste Analyse aus Luhmannscher Perspektive legte Bommes (1999) vor. Im Gefolge der britischen Studien von Robert Miles (1993), Carter (Carter et. al. 1996) und anderen wurde der „ethnisie-rende“Immigrationsdiskurs in Frankreich (Silvermann 1992), den Niederlanden (Schuster 1992) und Australien (Castles 1988) untersucht. Die Kritiker der multikulturalistischen Sozialpolitik Großbritanniens (Anthias und Yuval-Davis 1992), der Niederlande (Essed 1992; Rath 1991), Schwedens (Ålund 1992), Deutschlands (Radtke 1990) und Neuseelands (Wetherell und Potter 1993) orientieren sich ebenfalls an der Rassialisierung/Ethnisierungs-Perspektive. In den USA ist der vielleicht prominenteste Vertreter der Rassialisierungsthese David Goldberg (1992; 2002). Auch Small (1998) oder Bonacich (1999) sind dieser Strömung zuzurechnen. Allerdings ist mein Eindruck, daß das Denken in Begriffen von „Gemeinschaft“zu stark in der amerikanischen Denktradition
Die Forschungen in Basel wurde von Rebekka Ehret durchgeführt, in Bern von Angela Stienen und in Zürich von Dieter Karrer. Details zu Untersuchungsanlage finden sich in Wimmer et al. (2000) sowie in Wimmer (2002b).
Eine vollständige Analyse findet sich in Wimmer 2000b.
Auf ähnliche Weise werden die universalen Aspekte des Islam von den maghrebinischen Immigranten in Frankreich genutzt, um einer rassischen Ausgrenzung zu begegnen und auf Gleichwertigkeit mit den Franzosen zu insistieren (Lamont u. a. 2002).
Hartmut Essers Studie zu interethnischen Freundschaften zwischen Jugoslawen oder Türken und Deutschen brachte ähnlich hohe Homophilieraten ans Licht (Esser 1990).
Erstaunlich ist allerdings, daß die Türken, die in der Öffentlichkeit als abgeschlossenste und binnenorientierteste der drei Gruppierungen gelten, das offenste Beziehungsnetzwerk aufweisen. Die verschlossenste Gruppe dagegen sind bei weitem die Schweizer. Allerdings ist es aufgrund der geringen Fallzahl nicht möglich zu überprüfen, ob diese Gruppenunterschiede verschwinden, sobald die individuellen Variablen kontrolliert werden. Dies war bei einer ähnlichen Untersuchung in Deutschland der Fall, bei der Personen mit türkischem und jugoslawischem Hintergrund u. a. nach der Zahl transethnischer Kontakte befragt wurden (Friedrichs 1990:306).
Dies zeigt deutlich, wie eng die multikulturalistische Sicht an die nationalstaatliche Perspektive gebunden bleibt, welche die Immigrationsfrage als besonders problembeladen und zusammenhalts-gefahrdend erscheinen läßt (dazu Wimmer und Glick Schiller 2002).
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Wimmer, A. (2005). Drei Einwanderungsquartiere. In: Wimmer, A. (eds) Kultur als Prozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80663-5_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80663-5_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-80664-2
Online ISBN: 978-3-322-80663-5
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