Zusammenfassung
Die Theorie der Anerkennung, wie sie im Anschluss an Fichte, Hegel, Mead u.a. etwa von Taylor (1993), Benjamin (1990, 2002), Butler (2001) oder Honneth (1992) reformuliert worden ist (vgl. auch den Aufsatz von Sitzer und Wiezorek in diesem Band), hat in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit auf sich gezogen und den Status einer umfassenden Gesellschaftstheorie gewonnen, die beansprucht, die moralische Grammatik sozialer Kämpfe und Auseinandersetzungen erfassen zu können (vgl. Honneth 1992, 2001; Fraser/Honneth 2003). Dabei ist der Stellenwert und die Reichweite der Anerkennungstheorie als einer umfassenden Gesellschaftstheorie keineswegs unumstritten, wie etwa die jüngste Kontroverse zwischen Fraser und Honneth verdeutlichen kann. In dieser geht es im Kern darum, ob die Anerkennungstheorie in der Lage ist, die ganze Bandbreite der gesellschaftlichen Konflikte und Kämpfe zu erklären („normativer Monismus“, Fraser/Honneth 2003: 9) oder ob es eines zweiseitigen Ansatzes, eines „perspektivischen Dualismus“ (ebd.) von Anerkennung und Umverteilung bedarf, um die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen fassen zu können (vgl. insgesamt Fraser/Honneth 2003).
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Helsper, W., Sandring, S., Wiezorek, C. (2005). Anerkennung in pädagogischen Beziehungen Ein Problemaufriss. In: Heitmeyer, W., Imbusch, P. (eds) Integrationspotenziale einer modernen Gesellschaft. Analysen zu gesellschaftlicher Integration und Desintegration. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80502-7_6
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