Zusammenfassung
Soll die empirische Analyse defekter Demokratien nicht auf der Ebene der dichten Beschreibung ihres Defektprofils stecken bleiben, muss systematisch nach Ursachen für das Entstehen defekter Demokratien und für bestimmte Defektprofile und Typen defekter Demokratie gefragt werden. D. h., das Konzept der defekten Demokratie muss um einen theoretischen Bezugsrahmen für die Prozessanalyse ergänzt werden. Welche Antworten bietet die theoretische Transformationsforschung auf die Fragen nach den Ursachen für das Entstehen defekter Demokratien, bestimmter Defektprofile und spezifischer Typen defekter Demokratie? Die Antwort fällt ernüchternd aus. Der Blick auf die Forschungserfahrungen der letzten Dekaden zeigt, dass alle tradierten theoretischen Ansätze zur Erklärung des Erfolgs oder Misserfolgs von demokratischen Transformationen erhebliche Erklärungslücken offenlassen, wie Wolfgang Merkel (1994) in seinem Zwischenfazit Mitte der neunziger Jahre feststellte.
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Literatur
Vgl. Bratton/van de Walle 1997: 19–60; Merkel 1994: 305–320, 1999b: 77–119; Plasser/Ulram/Waldrauch 1997: 19–74; Potter 1997: 1–37; Merkel/Puhle 1999: 21–63.
Eingeschränkt rationales Handeln bedeutet, dass Akteure Entscheidungen zwischen verschiedenen Handlungsalternativen anhand des Kriteriums der besten Zielerreichung ausführen (Braun 1999: 32ff.). Die Akteure treffen ihre Entscheidungen auf der Grundlage unvollständiger Informationen, unter Bedingungen begrenzter Kapazitäten zur Verarbeitung vorhandener Informationen und im Rahmen einer durch „subjektive Modelle der Weltdeutung“wie Vorurteile, Ideen und Ideologien beeinflussten Wahrnehmung (North 1992: 123f.; Keck 1994: 188).
Der Begriff Neo-Institutionalismus geht auf James March und Johan P. Olsen (1984) zurück.
Vgl. statt vieler: Gunther et al. 1995; Linz/Stepan 1996; Merkel/Puhle 1999.
Den locus classicus bilden Seymour Martin Lipsets Schriften Some Social Requisites of Democracy (1959) und Political Man (1960). Zum neueren Forschungsstand siehe Maravall 1997 und Muno 2001.
Soziales Kapital sowohl als privates wie auch als öffentliches Gut umfasst nach Putnam (1993: 184) jene Merkmale sozialer Organisation wie (gegenseitiges) Vertrauen, Normen und horizontal strukturierte soziale Netzwerke, die koordiniertes Handeln von Individuen durch Bildung dauerhafter sozialer Übereinkünfte erleichtert und hierdurch die Effizienz gesellschaftlichen Handelns fördert.
Ausnahmen aus jüngster Zeit sind Mares 1998; Desch 1999; Heinz 2001.
Vgl. u.a. Finer 1962; Smith/Welch 1974; Albright 1980: 563–575; Edmonds 1988; Agüero 1995: 148–163; Fitch 1998: 159–173.
D.h. semi- und illiberale Demokratien. Angaben sind Berechnungen des Autors nach Daten in AKUF-Kriegsbilanz (5/01) und Wallensteen/Sollenberg 2000: App. 1.
Für Lateinamerika sprechen Borner/Brunetti/Weder (1992: 30) von einem „Gesetzesdschungel“, der besonders hohe Korruptionsanreize setzt: „The legislature and executive produce a multitude of laws [that] make it almost impossible for anyone to know which ones are actually in force. This uncertainty makes the courts the ideal place for bargaining, corruption, and rent seeking“.
Vgl. Stepan/Skach 1993; Linz 1994; Merkel 1999b; Rüb 1996, 2001; Ackerman 2000; Garrido 2000.
Vgl. Mainwaring 1993; Mainwaring/Shugart 1997; Foweraker 1998.
Vgl. Mainwaring/Shugart 1997; Shugart 1996, 1999; Carey/Shugart 1998b; Morgenstern/Nacif 2000; Figueirdo/Limongi 2000; Beichelt 2001; Haggard/McCubbins 2001; Rüb 2001; Cheibub 2002.
Vgl. Jones 1995b; Huber 1996; Figueiredo/Limongi 2000; Harfst 2000; Cheibub 2002.
Vgl. Shugart/Carey 1992, Carey/Shugart 1998b; Shugart 1999; Cox/Morgenstern 2000.
Zur Unterscheidung beider Kompetenzarten nach Carey und Shugart 1998, vgl. Kapitel 1.3.
„The term ‘pork barrel’ (…) is derived from a practice during the pre-Civil War days in the United States when, in periodic fits of generosity, masters would give their black slaves salted pork in barrels“(Parreno 1998: 34).
Vgl. Cain et al. 1987; Carey/Shugart 1995; Robinson/Diaz 1999; Morgenstern/Nacif 2000; Figueirdo/Limongi 2000; Haggard/McCubbins 2001.
Vgl. zur Slowakei als delegativer Demokratie Merkel (1996a) und Kneuer (2002), die sich allerdings bei der Klassifikation auf Merkel bezieht. Zu den delegativen Anwandlungen von Premierminister Sharif, siehe Jalal (1999: 81ff.), Khan (2000) und Rashid (2000).
Vgl. Tsebelis 1995, Tsebelis 1999; Tsebelis 2000; Tsebelis 2002.
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Croissant, A. (2002). Analyseansatz. In: Von der Transition zur defekten Demokratie. Politik in Afrika, Asien und Lateinamerika. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80415-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80415-0_6
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