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Bühlers neues Programm der Lebenspsychologie*

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Karl Bühlers Krise der Psychologie

Part of the book series: Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis ((WIENER KREIS,volume 26))

Zusammenfassung

Der Beitrag widmet sich einem Thema, das bisher in der Bühler-Rezeption wenig beachtet wurde, jedoch in seinem Denken einen breiten Platz einnimmt. Es handelt sich um Bühlers Interesse an der biologischen Psychologie. So behauptet er in der Krise der Psychologie, dass der Begriff der naturwissenschaftlichen Psychologie nicht mehr an der Physik, sondern an der Biologie orientiert gedacht werden müsse. In dem von Lebzeltern 1969 veröffentlichten Manuskript „Der Modellgedanke in der Psychologie“ widmet sich Bühler ausführlich dem biologischen Modellgedanken, der für ihn den Beginn eines Neuaufbaus der theoretischen Psychologie darstellt. Im vorliegenden Artikel werden einige der diesem Text vorausgehenden Schriften Bühlers analysiert und eine Antwort auf die von ihm gestellte Frage gesucht: Was sollte den Psychologen im Reich des Biologischen interessieren und warum? Die in der Krise angekündigte „Theorie der tierischen und menschlichen Handlung“ oder wie er es später formulierte, das Programm einer Lebenspsychologie, gewinnen dabei an Kontur.

*Bühler benutzt selbst diese Bezeichnung, siehe: Karl Bühler, „Psychologie“ (Druckfahnen), ca. 1937, in: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie, Karl Bühler Nachlass, Ps. 9, Blatt 1 (7599). Dieser Text wurde von Achim Eschbach und Gabi Willenberg veröffentlicht, in: Conceptus XXI, 1987, No. 53–54, 115–124. Siehe auch ihren einleitenden Text „Karl Bühlers neue Philosophie der Psychologie“ (103–114), in dem Bühlers Projekt einer neuen Psychologie anhand der Aufzählung und kurzen Kommentierung seiner Modellgedanken skizziert wird.

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Notes

  1. 1.

    Karl Bühler, Die Krise der Psychologie. Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein (1978, S. 71).

  2. 2.

    Eine Beschreibung des Nachlassmaterials von Graz findet sich in: Daniela G. Camhy, Karl Bühlers Sprachtheorie, Inaugural-Dissertation, Graz, Universität Graz (1980, S. 118–163).

  3. 3.

    Ueda, der selbst massgeblich an der Ordnung der Nachlassmaterialien in Graz beteiligt war, unterstreicht, dass sich bei dieser Arbeit nicht immer auf eine sichere Datierung der Texte gestützt werden konnte, da diese entweder fehle oder das Original nicht vorhanden ist. Cf. Yasunari Ueda, (2002) Zur Entwicklung der Sprachtheorie Karl Bühlers nach der Emigration in den U.S.A.: http://home.hiroshima-u.ac.jp/bungaku/ronshu68/ueda.pdf, (besucht am 10.10.2015). Dies kann für die eingesehenen Materialien bestätigt werden: einige der dem Modellgedanken gewidmeten Texte sind als aus den 50er Jahren stammend datiert, dies scheint jedoch eher zweifelhaft.

  4. 4.

    Karl Bühler, „Der Modellgedanke in der Psychologie“, in: Gustav Lebzeltern (Hg.), Karl Bühler. Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlass, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, 265. Band, 3. Abhandlung. Wien: Hermann Böhlaus Nachf (1969, S. 180).

  5. 5.

    Karl Bühler, „Biological Modelthoughts“, Wien 1937, in: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie, Graz, Karl Bühler Nachlass, Ps. 8.

  6. 6.

    Karl Bühler, „Die Zukunft der Psychologie und die Schule“, in: Schriften des pädagogischen Institutes der Stadt Wien, Heft 11. Wien: Verlag für Jugend und Volk (1935, S. 3–29).

  7. 7.

    Karl Bühler, Theoretische Psychologie (Nach den Vorlesungen des H. Prof. K. Bühler) Wien um 1936/1937, Autor unbekannt, in: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie, Karl Bühler Nachlass, Ps.Anh. 2. In der Vorlesung finden wir einen Teil der in den Fragmenten enthaltenen Themen wieder, die hier oft sehr ausführlich und materialreich entwickelt werden. Bühler selbst hat diese Vorlesungsschrift annotiert.

  8. 8.

    Siehe: Öffentliche Vorlesungen an der Universität zu Wien, Sommersemester 1923 bis Sommersemester 1938, hg. vom Akademischen Senat.

  9. 9.

    Eine Ausnahme bildet der Text von Veronika Hofer: „Konrad Lorenz als Schüler von Karl Bühler. Diskussion der neuentdeckten Quellen zu den persönlichen und inhaltlichen Positionen zwischen Karl Bühler, Konrad Lorenz und Egon Brunswik“, in: Zeitgeschichte 3, 28. Jhg., 2001, 135–159. Die Autorin weist auf Bühlers Verdienst hin, eine „evolutionistische, realistische, hypothetische Umwelttheorie“ ausgearbeitet zu haben, womit einer biologisch arbeitenden Psychologie der Boden bereitet worden sei (S. 151). Die Modellgedanken der Psychologie wurden auch von Frank Vonk näher besprochen, der sich ebenfalls auf die Nachlassmaterialien aus Graz bezieht: cf. Frank Vonk, Gestaltprinzip und abstraktive Relevanz. Eine wissenschaftshistorische Untersuchung zur Sprachaxiomatik Bühlers. Münster: Nodus-Publikationen (1992, S. 150–152, 157–162).

  10. 10.

    Gustav Lebzeltern, „Karl Bühler – Leben und Werk“, in: Gustav Lebzeltern (Hg.), Karl Bühler. Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlass, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, 265. Band, 3. Abhandlung. Wien: Hermann Böhlaus Nachf (1969, S. 47).

  11. 11.

    Bühler war ein ausgezeichneter Lehrer und hielt seine Vorlesungen frei. Lebzeltern weist in seiner Biographie darauf hin, dass Bühlers Vorlesungen immer ein genau ausgearbeitetes Manuskript zugrundelag. Lebzeltern, „Karl Bühler – Leben und Werk“, loc. cit., S. 31–32. Das könnte auch bedeuten, dass es sich bei den Fragmenten nicht um ein neues Buch, sondern um die Vorlesungsmanuskripte handelt. Dafür spricht auch, dass im von Lebzeltern veröffentlichten Manuskript eine direkte Anrede der Zuhörer zu finden ist. Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 212.

  12. 12.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 181.

  13. 13.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 173.

  14. 14.

    Bühler, Krise der Psychologie, loc.cit., S. 29.

  15. 15.

    Bühler, „Psychologie“, loc.cit., Blatt 1 (7599).

  16. 16.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc.cit., S. 180–181.

  17. 17.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc.cit., S. 187.

  18. 18.

    Bühler, Theoretische Psychologie, loc.cit., Blatt 1 (12985).

  19. 19.

    Karl Bühler, Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart, New York: Fischer (1982, S. 20), cf. auch Kap. 1, § 1.

  20. 20.

    Bühler, „Die Zukunft der Psychologie“, loc.cit., S. 21.

  21. 21.

    Bühler bezieht sich in der Vorlesung auf Clark L. Hull (den Präsidenten der amerikanischen Gesellschaft für Psychologie), bei dem er die drei Etappen der wissenschaftlichen Wissensproduktion entlehnt und sie gleichzeitig als im methodischen Teil vollständig mit der Wiener Schule übereinstimmend deklariert. Die Einschränkung auf den methodischen Teil bringt zum Ausdruck, dass Bühler, was den Inhalt der Postulate betrifft, nicht mit Hull übereinstimmt.

  22. 22.

    In der Krise der Psychologie bezieht er sich auf Jennings Buch Contributions to the study of the behavior of lower organisms (1904) und seine deutsche Ausgabe von 1910: Das Verhalten der niederen Organismen unter natürlichen und experimentellen Bedingungen. Leipzig, Berlin: B.G. Teubner.

  23. 23.

    Hier handelt es sich vor allem um die erste (1898) und zweite (1911) Auflage von Edward L. Thorndikes Animal Intelligence: an experimental study of the associative processes in animals.

  24. 24.

    Ein Verweis auf Uexküll findet sich in dem 1937 datierten Text zur Psychologie, hier verweist er auf die schon mit Jennings beweisbare Behauptung, dass Tiere Zeichenwesen sind, also Signale und „‚Merkzeichen‘ im Sinne Uexkülls“ ausnutzen. Bühler, „Psychologie“, loc.cit., Blatt 6 (7604).

  25. 25.

    Karl Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, in: Karl Bühler (Hg.), Bericht über den 9. Kongress für experimentelle Psychologie in München. Jena: Gustav Fischer (1926, S. 20).

  26. 26.

    Cf. Karl Bühler, Die geistige Entwicklung des Kindes, sechste, durchgesehene Auflage. Jena: Gustav Fischer (1930), bes. Kap. 1, § 1 und Kap. 8. Siehe auch Janette Friedrich, „Une psychologie du développement: Karl Bühler“, in: Janette Friedrich, Rita Hofstetter & Bernard Schneuwly (Hg.), Une science du développement est-elle possible? Controverses du début du XXe siècle. Rennes: PUR (2013, S. 165–188).

  27. 27.

    Bühler, Die geistige Entwicklung, loc. cit., S. 438–439.

  28. 28.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 191, cf. auch S. 183.

  29. 29.

    Karl Bühler. „Der Darwinismus und die geistige Entwicklung des Menschen“, Dresden (18.01.1921), in: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie, Karl Bühler Nachlass, Ps 1–1, S. 7.

  30. 30.

    Es wäre interessant Bühlers Verhältnis zum Behaviorismus genauer zu untersuchen. In der 1936 unter seiner Leitung approbierten Dissertation schreibt Leopold Stör, dass der Behaviorismus vor allem als Methode in Wien anerkannt wurde und gibt damit ohne Zweifel eine Selbstdarstellung der Bühlers wieder. „Seine Möglichkeiten und seine Grenzen sind auch hier gekennzeichnet durch den vor allem von der Wiener Schule eingeführten Begriff der Inventarisierung von Verhaltensweisen und deren Auswahl nach problemadäquaten, relevanten Merkmalen.“ Leopold Stör, Die Bedeutung des Behaviorismus für Psychologie und Soziologie, Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Wien, (1936, S. 185).

  31. 31.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit, S. 15.

  32. 32.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit., S. 13. Charlotte Bühler veröffentlicht ein Jahr später ebenfalls ihre Überlegungen zu den Instinkten und sieht in ihnen eine über die Reaktivität hinausgehende Aktivität: Charlotte Bühler, „Das Problem des Instinktes“, Zeitschrift für Psychologie, 103, (1927, S. 46–64).

  33. 33.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit, S. 15.

  34. 34.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 22.

  35. 35.

    Cf. Karl von Frisch, Über die „Sprache“ der Bienen. Eine tierpsychologische Untersuchung, Sonderausdruck aus Zoologische Jahrbücher, Abteilung für allgemeine Zoologie und Physiologie, Bd. 40. Jena: Gustav Fischer (1923).

  36. 36.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit., S. 17.

  37. 37.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit., S. 16.

  38. 38.

    Rudolf Carnap, „Die physikalische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft“, Erkenntnis, 2, (1932, S. 432–465).

  39. 39.

    Bühler spricht z. B. vom Pflegeinstinkt in der Einzahl, obwohl man nur ganz verschiedene, variierende Pflegehandlungen beobachten kann: Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit., S. 19.

  40. 40.

    Bühler, „Die Instinkte des Menschen“, loc. cit., S. 21.

  41. 41.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 117.

  42. 42.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 40.

  43. 43.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 39.

  44. 44.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 50.

  45. 45.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 38.

  46. 46.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 44.

  47. 47.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 36.

  48. 48.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 80.

  49. 49.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 81.

  50. 50.

    Hier finden wir den Darstellungsbegriff Bühlers, der von ihm nicht nur in Bezug auf die menschliche Sprache angewendet wird. Darstellung hat für Bühler immer etwas mit einem Zuordnungsvorgang zu tun, schliesst also notwendigerweise einen zusätzlichen Akt ein, wie z. B. das Eintragen des Angezeigten in ein Darstellungsschemata. Siehe: Karl Bühler, „Kritische Musterung der neueren Theorien des Satzes“, in: Indogermanisches Jahrbuch 6, 1918, 1–20, bes. 3–4; Janette Friedrich, „Présentation“, in: Karl Bühler, Théorie du langage. La fonction représentationnelle. Marseille: Agone (2009, 21–58).

  51. 51.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 122.

  52. 52.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 35.

  53. 53.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 47.

  54. 54.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 43.

  55. 55.

    Bühler, Krise, loc. cit., S. 62.

  56. 56.

    An dieser Stelle lässt sich eine interessante Beobachtung machen. Obwohl Bühler seit seinen frühsten Arbeiten zur Sprache die Darstellungsfunktion immer als eine ausschliesslich menschliche Eigenschaft behauptet hatte, scheint er in der Krise anzunehmen, dass schon niedere Tiere bestimmte Reize als Ordnungszeichen (also als Darstellungen) wahrnehmen. Sowohl die Kundgabe- (Ausdruck) wie auch die Auslösungsfunktion (Appel) sind Bühler zufolge im Tierreich anzutreffen und klar am zweiten Steuerungstyp illustriert. Aber auch der dritte Steuerungstyp ist in der Krise am tierischen Verhalten erläutert, damit behauptet Bühler meines Erachtens, dass es eine Sprache der Tiere gibt, die nicht nur Kommunikationszwecken dient. Damit sind seine Überlegungen auch für die aktuellen Tier-Mensch-Debatten interessant.

  57. 57.

    Ungeheuer schlägt in seinem 1967 veröffentlichten Text zu Bühlers Sprachtheorie vor, sprachliche Kommunikation nicht nur unter dem Topos des Transports (Zeichenverwendung zur Informationsmitteilung), sondern unter dem Topos der Steuerung zu analysieren und zeigt wie Bühler dies in der Krise vorführt. Er sucht nachzuweisen, dass die gegenseitige elementare Steuerung, die sogar noch ohne semantische Einrichtungen auskommt (der von mir sogenannte erste Typ der Steuerung), das Grundmodell für die sprachliche Kommunikation und damit auch für die spezifische sprachliche Semantizität abgibt. Gerold Ungeheuer, „Die kybernetische Grundlage der Sprachtheorie von Karl Bühler“, in: To Honor Roman Jakobson : Essays on the Occasion of his Seventieth Birthday, 11 October 1966, vol. 3. The Hague, Paris: Mouton (1967, S. 2067–2086). Da Ungeheuer die Steuerung jedoch ausschliesslich im Rahmen von Gemeinschaftshandlungen (von Kooperation und Kommunikation) diskutiert, übersieht er die sogenannte gegenständliche Steuerung, die durch eine spezifische Klasse von Zeichen (Ordnungszeichen) vermittelt ist.

  58. 58.

    Bühler, „Psychologie“, loc. cit., Blatt 2 (7600).

  59. 59.

    Siehe auch die von Bühlers Doktorvater Oswald Külpe gegebene Darstellung der Geschichte der Psychologie, in: Oswald Külpe, Einleitung in die Philosophie. Leipzig: Verlag von S. Hirzel (1898, S. 59–70).

  60. 60.

    Bühler, „Psychologie“, loc. cit., Blatt 1 (7599).

  61. 61.

    Bühler, „Zukunft der Psychologie“, loc. cit., S. 7, s. auch S. 4.

  62. 62.

    Damit positioniert er sich selbst neu, denn seine ersten, im Rahmen der Psychologie getätigten Studien waren der Beschreibung und Analyse einer psychischen Funktion, dem Denken, gewidmet und schrieben sich direkt in das zweite Programm ein.

  63. 63.

    In den zu dieser Thematik zwischen 1935 und 1937 geschriebenen Texten werden zwischen 4 und 7 biologische Modellgedanken explizit von ihm unterschieden. In „Psychologie“ unterscheidet er vier: Erhaltungsaktivität des Individuums, Lebensraum und Lebenszeit des Individuums, Fortpflanzung und Gemeinschaftsleben, Mittelfindung wenn gegebene Lebensziele nicht unmittelbar erreichbar. Im Text „Zukunft der Schule“ sind es dann sieben: 1) Das lebendige Individuum handelt, 2) Lebensraum und Lebenszeit, 3) Findigkeit des handelnden Individuums und schaffendes Verhalten; 4) und 5) Transzendenz des Lebens, Fortpflanzung und Gemeinschaftsleben, 6) Formproblem, 7) Signalwesen.

  64. 64.

    Bühler, „Zukunft der Schule“, loc. cit., S. 7.

  65. 65.

    Bühler, „Zukunft der Schule“, loc. cit., S. 13.

  66. 66.

    Es scheint, dass in diesen Texten der Begriff der Regulierung den der gegenständlichen Steuerung ablöst.

  67. 67.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 173.

  68. 68.

    Vgl. auch Karl Bühler, Ausdruckstheorie. Das System an der Geschichte aufgezeigt. Jena: Gustav Fischer (1933, S. 42).

  69. 69.

    Bühler, „Zukunft der Schule“, loc. cit., S. 24.

  70. 70.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 175–177.

  71. 71.

    Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 176.

  72. 72.

    So schreibt er in seinem Text „Psychologie“, loc. cit., Blatt 1 (7599): „Aber mitten unter diesen wohlbekannten Erscheinungen steht auch etwas echt Psychologisches, nämlich die Erhaltungsaktivität des Individuums.“

  73. 73.

    Wie auch umgekehrt ein Aufforderungscharakter von aussen nicht einfach zur Handlung führt, sondern erst nach Abstimmung mit den inneren Bedürfnissen. Siehe: Bühler, „Modellgedanken“, loc. cit., S. 201–203; „Zukunft der Schule“, loc. cit., S. 7–12.

  74. 74.

    Bühler benutzt diesen Begriff in: „Zukunft der Schule“, loc. cit., S. 13.

  75. 75.

    Bühler, „Modellgedanken“, loc. cit., S. 198. In bestimmten Entwicklungsphasen kann auch ein Nebeneinanderbestehen (eine noch nicht erfolgte Abstimmung) nachgewiesen werden. Er zeigt dies am Beispiel des Kindes, bei dem bis zu einem gewissen Alter „magische“, subjektzentrierte und praktische, realitätsorientierte Denkweisen koexistieren und nicht abgestimmt werden. Bühler, „Modellgedanke“, loc. cit., S. 205–206.

  76. 76.

    In der Krise schreibt er eindeutig: „Auch das Benehmen der Tiere erweist sich fast durchgehend als zentral gesteuert und zeigt so viele Freiheitsgrade, dass zwischen Zielsetzung (Zielaufnahme) und Ausführung von vornherein theoretisch unterschieden werden muss.“ Bühler, Krise, loc. cit., S. 118.

  77. 77.

    Bühler, Krise, op. cit., S. 121.

  78. 78.

    Es ist Charlotte Bühler, die dies immer wieder zu suggerieren versucht. Ihr zufolge stellte Bühler die Probleme „funktionspsychologisch“ dar, sie dagegen arbeitete auf behavioristische Weise und beobachtete Verhaltensweisen. Siehe Lebzeltern, Karl Bühler, loc. cit., S. 24, auch 22. Meine Ausführungen dürften gezeigt haben, dass es sich hierbei um eine verkürzte Darstellung von Bühlers psychologischem Ansatz handelt.

  79. 79.

    Siehe Höfer, „Konrad Lorenz als Schüler“, loc. cit.

  80. 80.

    Joerg Fingerhut et al., Philosophie der Verkörperung: Grundlagentexte zu einer aktuellen Debatte. Berlin: Suhrkamp (2013, S. 9).

  81. 81.

    Joerg Fingerhut et al., Philosophie der Verkörperung, loc. cit., S. 25–27.

  82. 82.

    Brief von Charlotte Bühler an Lebzeltern, (20. Mai 1968), in: Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie, Karl Bühler Nachlass, Korrespondenz, Ko2–3.a2. Es existiert ein Briefwechsel zwischen Frisch und Karl Bühler. Er findet 1956 statt. Bühler sucht in einem Brief an Frisch (14.04.1956) um ein Treffen an, da er im Juni für einige Zeit nach Wien kommen werde und fragt ob er ihm das druckfertige Manuskript „Die Uhren der Lebewesen“ zuschicken könne. Nach Frischs Antwort vom 20.04.1956 schickt Bühler ihm das Manuskript, ein Treffen in München wird für den 18. Juni geplant.

Literatur

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Friedrich, J. (2018). Bühlers neues Programm der Lebenspsychologie*. In: Friedrich, J. (eds) Karl Bühlers Krise der Psychologie. Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, vol 26. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-58083-8_6

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