Es ist ein Klassiker und mehr als ein Museum im herkömmlichen Sinne: Das Deutsche Hygiene-Museum. Das Haus versteht sich als offenes Forum für Debatten, für alle, die sich für kulturelle, soziale und wissenschaftliche Umbrüche unserer Zeit interessieren.

Die Gründung des Deutschen Hygiene-Museums im Jahr 1912 fiel in die Zeit allgemeinen Reformklimas, die nach der Jahrhundertwende viele Bereiche der Gesellschaft erfasste. Hygiene galt damals als Ausdruck von Fortschritt und Modernität - im Gesundheitswesen, im Städtebau, in der Arbeitswelt und in der Freizeit, in Sport und Körperpflege. Hygiene stand für eine nach wissenschaftlichen Erkenntnissen organisierte Gesellschaft, die dem Einzelnen und breiten Bevölkerungsschichten ein gesundes Lebens ermöglichen sollte. Mit seinen Ausstellungen zu diesen Themen trug das Museum insbesondere in der Weimarer Republik dazu bei, das Bildungs- und Gesundheitswesen zu demokratisieren.

Von der Propaganda zum Bildungsort

An die Bedeutungsschicht des Hygienebegriffs knüpft der Name „Deutsches Hygiene-Museum“ bis heute an. Während der NS-Zeit hat das Museum sich als Propagandaorganisation aktiv an der Durchsetzung der sogenannten „Rassenhygiene“ beteiligt. Seither ist der Hygienebegriff untrennbar mit der Erinnerung an die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten verbunden. Der Name ist also auch ein Bekenntnis zu diesem Teil der Institutionsgeschichte. Damit verbunden ist die Verpflichtung, sich kritisch und kontinuierlich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, etwa in der Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“.

Einblicke in den Körper

Die Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ widmet sich dem Menschen - einem ebenso naheliegenden wie anspruchsvollen Thema. Sie greift Aspekte des täglichen Lebens auf, die wir alle erleben. Die sieben Themenräume machen das Abenteuer zu einer Erlebnisreise zum eigenen Körper, zum eigenen Ich, zu den eigenen Gedanken und Gefühlen.

  • Der Gläserne Mensch: Bild des Menschen in der modernen Wissenschaft

  • Leben und Sterben: Von der ersten Zelle bis zum Tod

  • Essen und Trinken: Ernährung als Körperfunktion und Kulturleistung

  • Sexualitäten: Die Liebe, das Ich und die Vielfalt des Begehrens

  • Erinnern - Denken - Lernen: Kosmos im Kopf: Das Gehirn

  • Bewegung: Die Kunst der Koordination

  • Schönheit, Haut und Haar: Offene Grenze zwischen Körper und Umwelt

Ein Museum als Ort des Dialogs

Ziel des Museums ist es, die Gesundheit der Menschen durch Aufklärung zu verbessern. Es versteht sich nicht nur als Lernort, sondern auch als Raum für gesellschaftliche Reflexion. Es will historische und moderne Fragen verbinden und damit einen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft ermöglichen. Auf diese Weise trägt es dazu bei, die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch, Gesundheit und Gesellschaft zu verstehen.

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© Oliver Killig

Themenraum „Bewegung“: Er zeigt anatomische Exponate zum Bewegungsapparat, historische und moderne Hightech-Prothesen oder Bodybuilding-Geräte.