Die beste Prävention ist es, Risiken zu vermeiden. Das gilt besonders für multiresistente Erreger. Doch wie gelingt es, Hygiene-Risiken zu identifizieren? Das ist gerade in Einrichtungen ohne Hygienefachkräfte nicht immer leicht. Empfehlungen können den Verantwortlichen zur Orientierung dienen.

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Bei vielen Hygienemaßnahmen im Zusammenhang mit Multiresistenten Erregern (MRE) wird eine Risikoeinschätzung und -bewertung gefordert, beispielsweise in diversen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts (RKI). Dies ist für Kliniken oft schon eine Herausforderung, obwohl hier meist Hygieniker und Hygienefachkräfte mit Unterstützung der Hygienebeauftragten (Ärzte, Pflegekräfte) und weiteren Akteuren die Aufgaben gemeinsam annehmen.

In der ambulanten Krankenpflege und stationären Einrichtungen sowie in Reha-Einrichtungen ohne Krankenhauscharakter ist dies wesentlich schwieriger. Denn hier stehen in der Regel keine Hygieniker und Hygienefachkräfte zur Verfügung. Oft fehlt den Hygienebeauftragten in Pflegeeinrichtungen auch der fachliche Hintergrund und es mangelt an zielgerichteten Empfehlungen. Daher hat die Sektion „Hygiene in der stationären und ambulanten Kranken- und Altenpflege/Rehabilitation“ der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) eine diesbezügliche Empfehlung erarbeitet. Sie richtet sich an alle Einrichtungen des Gesundheitswesens, die nicht den Status eines Krankenhauses haben, wie Pflege- und Betreuungseinrichtungen, ambulante Dienste, Einrichtungen der außerklinischen Intensivpflege, Gemeinschaftseinrichtungen, Wohngruppen und Reha-Einrichtungen.

Als dringlichste Empfehlung wird die Risikobewertung in Bezug auf die Verbreitung von MRE genannt. In jedem Einzelfall ist eine individuelle fallbezogene Risikoabschätzung bzw. -bewertung durchzuführen. Die Bewertung gilt dabei als ärztliche Aufgabe, die nicht übertragbar ist, das heißt sie kann nicht an die Heimleitung delegiert werden. Das Problem in den Einrichtungen ist jedoch, dass für die Versorgung der Patienten verschiedene Hausärzte zuständig sind. Die betreuenden Ärzte können eine Risikoanalyse aber nur für ihre eigenen Patienten durchführen; diese müssen durch die Heimleitung/PDL dann zusammengeführt werden. Dadurch sind die Hygienefachkräfte und -beauftragten in der Lage, in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten, ein zielführendes Vorgehen mit den erforderlichen Maßnahmen zu koordinieren. Zusätzlich sollte geprüft werden, ob ein Arzt als Koordinator (unter Beachtung des Datenschutzes) eingesetzt werden kann.

Verbreitung der Keime verhindern

Ziel der Risikoeinschätzung ist es, eine Weiterverbreitung und das mögliche Kolonisations- und Erkrankungsrisiko für die Patienten zu vermeiden bzw. zu vermindern. Die Checkliste im Rahmen der Empfehlung der DGKH kann den behandelnden Arzt bei der Einschätzung unterstützen. Auf der Basis der in der Checkliste gegebenen Antworten können die einrichtungsbezogenen notwendigen Maßnahmen (Bündel von Hygienemaßnahmen) zur Verhinderung der MRE-Verbreitung festgelegt werden (Kasten).

Wurde ein Auftreten von bestimmten MRE-Erregern (Kolonisation oder Infektion) erkannt, reicht die Basishygiene nicht mehr aus. Die Maßnahmen sind gemäß KRINKO-Empfehlungen „Infektionsprävention in Heimen“ und „Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten“ festgelegt. Ziel ist, die Übertragungswege möglichst vollständig zu unterbrechen und eine Weiterverbreitung von Krankheitserregern auf andere Personen zu vermeiden. Besonders wichtig sind beim Auftreten von MRE: Per Risikoabwägung zu entscheiden, ob ein Einzelzimmer oder sonstige Barrieremaßnahmen notwendig sind, die konsequente Einhaltung der hygienischen Händedesinfektion und das richtige An- und Ausziehen der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA: Einmalschutzhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz, Einmalschutzkittel und -schürzen). Die Maßnahmen sind in einem Rahmenhygieneplan (Händehygieneplan, Hautschutzplan, Handschuhplan und Reinigungs-Desinfektionsplan) schriftlich festzulegen und zu unterweisen. Die Durchführung ist zu kontrollieren.

Table 1 Maßnahmen zur Vermeidung von Hygiene-Risiken