Liebe Leserin, lieber Leser,

in meinen Augen ist Vielfalt in aller Regel eine gute Sache, kulturell, gesellschaftlich und technologisch. Sich bewusst einzuschränken, zeugt entweder von Unwissen oder Starrsinn. Natürlich kann das jedem Interessenvertreter gleichermaßen vorgeworfen werden, aber aus einer vielfältigen technischen Entwicklung eine Gefahr für die Wirtschaft abzuleiten, erscheint mir doch zu weit hergeholt.

Klar ist, dass jede Entwicklung Geld verschlingt, vor allem sind aber die initialen Investitionen sehr hoch. Die wurden aber in allen relevanten Bereichen schon längst getätigt. Der Verbrennungsmotor ist enorm weit entwickelt, selbst die Adaption von Wasserstoff als kohlenstofffreiem Energieträger scheint mit vergleichsweise geringen Anpassungen darstellbar. Die Brennstoffzelle steht in den Startlöchern, und der elektrische Antrieb ist auf dem Massenmarkt angekommen. Einen triftigen Grund, eine dieser Technologien aufzugeben, um eine Einzellösung zu forcieren, gibt es nicht.

Die Probleme sind bei allen drei Energiewandlern die gleichen: Stammen die Energieträger oder der Strom nicht aus erneuerbaren Quellen, entstehen durch den Fahrzeugbetrieb Emissionen, entweder direkt am Endrohr oder dezentral bei der Energieproduktion oder Speicherung. Ist das aber der Fall, haben auch alle Energiewandler das Potenzial, bilanziell CO2-neutral betrieben zu werden. In Bezug auf das Emissionspotenzial sind also alle Technologien gleichwertig.

Den Aufbau neuer Infrastruktur und neuer Produktionsanlagen als wirtschaftlich riskant zu bezeichnen, fällt mir ebenfalls schwer. Tatsächlich sollte es eines der wichtigsten Ziele sein, die Wertschöpfung neuer Produkte wieder zurück nach Europa zu holen. Das wirtschaftliche Risiko besteht dann nur noch in der Möglichkeit, dass der Markt die Produkte nicht annimmt. Auch hier wird eine größere Auswahl wohl eher dazu führen, dass sich Kunden ihren Vorlieben und Bedürfnissen folgend frei entscheiden, statt sich einem Zwang zu beugen.

Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre dieser Ausgabe der MTZ.

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Marc Ziegler

Stellvertretender Chefredakteur