Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Besser spät als gar nicht, gilt auch beim Erkennen negativer Einflüsse und Entwicklungen im Gesundheitsbereich und dem sich daran anschließenden, noch möglichen Handeln. In den meisten Fällen sind eine Früherkennung und entsprechende wirkungsvolle Maßnahmen allerdings erfolgreicher. Welche Faktoren bei bestimmten Erkrankungen oder Krankheitsentwicklungen das Risiko für einen schlechteren Verlauf erhöhen, untersuchten die Autoren dieser Ausgabe von HeilberufeScience in unterschiedlichen Konstellationen.

Prädisponierende Risikofaktoren und deren möglichen Einfluss auf die Entwicklung eines Delirs untersuchten Zilezinski et al. anhand einer Sekundärdatenanalyse von 698 Patienten einer prospektiven Diagnosestudie. Sie konnten zeigen, dass Alter, eingeschränkte Mobilität und Orientierungsstörungen die Entstehung eines Delirs beeinflussen können, und dass die Kumulation dieser Risikofaktoren in einem möglichen Zusammenhang mit der Entwicklung eines Delirs steht. Bei diesen Patienten ist daher besondere Aufmerksamkeit gefragt.

Das Problem Mangelernährung in der Krankenhausversorgung, speziell bei geriatrischen Patientinnen und Patienten, findet laut Graeb et al. in der Praxis immer noch eher wenig Beachtung. Sie verglichen daher den Ernährungsstatus von zu Hause lebenden geriatrischen Patientinnen und Patienten mit jenem von in der stationären Pflege lebenden und fanden bei in der stationären Pflege lebenden Patientinnen und Patienten eine ausgeprägtere Morbidität. Dies manifestierte sich in der größeren Anzahl an in der Klinik verbrachten Nächten in den vorangegangenen zwölf Monaten, der höheren Anzahl der Medikamente sowie stärkeren Einschränkungen beim Gehen. Auch sind geriatrische Patientinnen und Patienten in der stationären Pflege signifikant älter und weisen einen tendenziell höheren Anteil manifester Mangelernährung auf. Aber auch zu Hause lebende geriatrische Patientinnen und Patienten weisen einen erheblichen Anteil an Mangelernährung auf. Ein regelmäßiges Screening im ambulanten Bereich wie auch in der stationären Langzeitpflege ist daher erforderlich, um die Betroffenen zu erkennen und versorgen zu können.

Die therapeutische Wirkung von Humor für Menschen mit Demenz und der professionelle Umgang damit in der stationären Demenzbetreuung standen im Fokus einer teilnehmenden Beobachtung durch Herberg. Humor ist ein Mittel, um die Aktivierungen attraktiv zu gestalten, er hilft, schambesetzte Situationen zu entschärfen und er ist eine wichtige Bewältigungsstrategie im Umgang mit herausforderndem Verhalten. Allerdings sollte Humor angesichts seiner Bedeutung für die Praxis in der Ausbildung stärker berücksichtigt werden. Die Formulierung von Handlungsempfehlungen für den demenzgerechten Einsatz von Humor und ein internes Humor-Management wären wichtige strukturelle Angebote, die Pflegeeinrichtungen leisten sollten.

Nur gesunde und zufriedene Mitarbeiter können die bestmögliche Behandlung der Patienten sicherstellen

Die Coronapandemie hat die Inanspruchnahme der Pflegeberatungen, die in Deutschland für den Bezug des Pflegegeldes vorgeschrieben sind, sowohl bezüglich ihrer Anzahl als auch ihrer Dauer beeinflusst, stellten Hallensleben et al. fest. Die während der Pandemie vorübergehend ausgesetzte Beratungspflicht und die gleichzeitig eröffnete Möglichkeit der telefonischen oder Onlineberatung führten zu einem deutlichen Rückgang. Die Autoren schließen, dass nur etwa die Hälfte der Pflegeberatungen von den Nutzerinnen und Nutzern in Anspruch genommen würde, wenn die Beratungsverpflichtung dauerhaft wegfiele. Außerdem sehen sie Hinweise darauf, dass die Abrechnung nach Zeit zu einer Verlängerung der Beratungseinsätze geführt hat. Die Interpretation dafür ist allerdings nicht eindeutig.

Die Coronapandemie hat auch die Arbeitsbedingungen und die Belastungen der stationären Pflege deutlich beeinflusst. In der Studie von Hödl et al. gaben die meisten Pflegepersonen zwar ein moderates Stresslevel an, die Steigerung der Arbeitsstunden pro Woche stand jedoch statistisch signifikant mit dem wahrgenommenen Stresslevel in Zusammenhang. So gaben 15 % der Pflegepersonen, die mehr als 40 h gearbeitet hatten, an, unter hohem Stress zu leiden. Diese negativen Folgen einer längeren Arbeitszeit sollten, so die Autoren, zu einer (inter)nationalen Diskussion über eine Beschränkung der Arbeitszeit von Beschäftigten im Gesundheitswesen während solcher Pandemien führen. Damit können die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten im Gesundheitswesen, der Patientinnen sowie der Bevölkerung verbessert werden.

Nur gesunde und zufriedene Mitarbeiter können die bestmögliche Behandlung und Betreuung der Patienten sicherstellen und damit auch das Risiko schwerer Folgewirkungen minimieren.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und gute Lösungen für die Zukunft!

Ihre Verena Kienast

Redakteur Springer Medizin/Springer Pflege