1 Rezension zu

Andrea Braun/Gunther Graßhoff/Cornelia Schweppe: Sozialpädagogische Fallarbeit (UTB 8460) München: Ernst Reinhardt 2011. 135 S. ISBN 978-3-8252-8460-2. Preis: 24,90 €.

Das Buch erscheint in der UTB-Reihe „Studienbücher für Soziale Berufe“, die von Roland Merten und Cornelia Schweppe im Ernst Reinhardt-Verlag herausgegeben wird und steht so in einer Reihe mit weiteren Werken, die Studieninhalte der Sozialpädagogik studierendengerecht aufbereiten. Die Idee zu diesem Buch entstand im Rahmen von Theorie-Praxis-Seminaren, die zwei der drei Autor(inn)en an der Universität Mainz durchgeführt haben, um Studierende mit dem Verfahren der pädagogischen Fallarbeit vertraut zu machen. Die Seminarsituation und entsprechende Falldiskussionen werden auch im weiteren Verlauf des Buches aufgegriffen und exemplarisch erläutert.

Das Buch wird als „Handreichung für Studierende und Lehrende“ (S. 10) verstanden und gilt damit explizit als Studienbuch. Die (typo-)graphische Aufmachung ist entsprechend: Mit passenden Icons sind Literaturhinweise, Diskussionsansätze und Übungsaufgaben innerhalb der einzelnen Kapitel gekennzeichnet. Zudem werden Fachbegriffe und -Erläuterungen grau hinterlegt, um sie vom Fließtext abzuheben. Zusammenfassungen am Ende einzelner (Unter-)Punkte runden die theoretischen Darstellungen der ersten drei Kapitel ab.

Aufbau und Inhalt.

Insgesamt ist das Buch in sechs große Kapitel eingeteilt, wobei das sechste Kapitel gewissermaßen als Anhang mit Übungsmaterialien zu verstehen ist. Die ersten drei Kapitel führen inhaltlich und methodisch in das Thema der Fallarbeit in der Sozialen Arbeit ein; die sich anschließenden beiden Kapitel stellen sodann konkrete Fallanalysen und deren Bewältigung im Studium dar.

Kapitel 1 als einführendes Theoriekapitel ist überschrieben mit „Der Fallbezug in der Sozialen Arbeit“ und behandelt in vier Unterkapiteln die „kasuistischen Wurzeln“ der Fallarbeit, die Entwicklung des Fallbezugs in der Sozialen Arbeit und die Dimensionen sozialpädagogischer Fälle sowie den qualitativen Methodenzugang. Ein zusammenfassendes Teilkapitel schließt den ersten, theoretischen Teil ab.

Ausgewählte methodische Zugänge in der Arbeit mit sozialpädagogischen Fällen werden im zweiten Kapitel dargestellt, wobei jeweils die Methode kurz beschrieben und das entsprechende Verständnis von Fallarbeit erläutert wird. Die Autor(inn)en haben sich in der Methodenauswahl für die multiperspektivische Fallarbeit, die sozialpädagogische Diagnosestellung und die ethnographische Fallarbeit entschieden.

An das dritte Kapitel, das eine Einführung in das Erstellen von Fallberichten und die Methoden einer Fallanalyse bietet, schließt sich das umfangreiche vierte Kapitel des Buches an: Hier werden ausgewählte Fallbeispiele aus der sozialpädagogischen Praxis – erhoben und verfasst von Studierenden während ihrer Praktika – präsentiert, rekonstruiert und diskutiert – ganz im Sinn der vorangegangenen theoretischen Einführung.

Die Ergebnisse von Gruppendiskussionen Studierender im Rahmen eines Theorie-Praxis-Seminars an der Universität Mainz werden im Kap. 5 präsentiert und so die eigene Lehre sowie der wissenschaftliche Umgang mit sozialpädagogischer Fallarbeit exemplarisch evaluiert.

In Kap. 6 sind schließlich Übungen und Materialien zur sozialpädagogischen Fallbearbeitung zusammengestellt.

Abschließendes Fazit:

Das Buch bietet eine gute Einführung in die sozialpädagogische Fallarbeit. Es ist klar strukturiert, der Aufbau logisch und nachvollziehbar – beginnend bei einer theoretisch-historischen Einführung über ausgewählte methodische Zugänge zu konkreten Einzelfallrekonstruktionen. Es ist verständlich geschrieben und wird damit den Anforderungen an ein Studien- und Lehrbuch voll gerecht. Die angeführte Literatur umfasst die wichtigsten Werke (sowohl historisch als auch aktuell), die einen weiterführenden Überblick zur Thematik bieten.

Die Wahl der hier beschriebenen Methoden (multiperspektivische Fallarbeit, sozialpädagogische Diagnosestellung und ethnographische Fallarbeit) werden zwar als für die Sozialpädagogik typische Ansätze charakterisiert, jedoch gegenüber weiteren Zugängen nicht weiter abgegrenzt: So handelt es sich bei den vorgestellten Methoden jeweils um einzelfallbezogene Ansätze – eine entsprechende Begründung erfolgt hierzu nicht.

Andere Methoden werden stichwortartig in einer Tabelle vorgestellt und können bei Bedarf mithilfe der angegebenen Literatur vertieft werden. Der umfassende Titel des Werkes gilt demnach für die hier ausgewählten Methoden und könnte u. U. Erwartungen wecken, die sich bei Lektüre des Buches nicht vollständig erfüllen. Erwartet man jedoch eine solide theoretische Einführung, ausgewählte Fallmethoden und die exemplarische Darstellung verschiedener Fälle aus der (studentischen) Praxis – so wird man bei der Wahl dieses Werkes sicher nicht enttäuscht. Insbesondere die Reflexion der Studierenden über die Fallarbeit im Studium (Kap. 5) eröffnet Einsichten über die Konzeption entsprechender Seminare und Lehr-Lern-Arrangements und macht das Buch damit auch für Lehrende – über einen Seminarkontext hinaus – interessant.