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Morbus Crohn und die Temperatur
Eine Entzündungsreaktion geht immer mit einer Temperaturveränderung einher. Ein Team der Northwestern University Chicago implantierte einen Temperatursensor an den Darm von Mäusen mit Morbus Crohn. Dort blieb er für knapp vier Monate ohne die natürlichen physiologischen Prozesse zu beeinträchtigen. Die Langzeitüberwachung mit einem solchen Sensor könnte es künftig ermöglichen, Schübe früher zu erkennen. Entsprechende Sensoren könnten künftig auch bei anderen Erkrankungen, die von anhaltenden Entzündungsreaktionen geprägt sind, zum Einsatz kommen.
Signifikante Anstiege
Rebound respiratorischer Infektionen deutlich
Nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen hat die Zirkulation respiratorischer Erreger erheblich zugenommen.
Im Vergleich zu 2019 war die Zahl der 2022 respiratorischen Infektionen um den Faktor vier höher, im Vergleich zu 2021 immer noch um den Faktor zwei [1]. Signifikante Anstiege gab es im Vergleich zu 2019 nicht nur bei SARS-CoV-2, sondern v.a. bei Rhino-, Parainfluenza- und Coronaviren. Kinder mit Virusdetektion waren 2022 im Schnitt ein Jahr älter als 2019, was dafür spricht, dass Infektionen durch den Lockdown verschoben wurden.
Noch unveröffentlichte Daten aus der ALLIANCE-Kohorte zeigen jetzt, was das Infektionspandämonium der letzten anderthalb Jahre im Vergleich zur Lockdown-Periode bedeutet. Ausgewertet wurde dazu der Asthma-Symptom-Score (ASS) bei Erkrankten in Klinikambulanzen. Während des Lockdowns war der ASS bei rund der Hälfte der Kinder zwischen 0 und 5 Jahren niedrig, „nur“ bei etwa 33% war der ASS hoch. Das ist nach dem Lockdown dramatisch anders. 51% der Kleinkinder mit Asthma erreichen derzeit einen hohen ASS, nur 30% einen niedrigen. Das betreffe aber praktisch nur Kleinkinder, berichtet Prof. Bianca Schaub vom Kinderspital München. Bei den sechs- bis 17-Jährigen hatten im Lockdown 11% einen hohen ASS-Score, derzeit sind es 16%. Bei den Erwachsenen lässt sich kein Unterschied mehr zeigen.
1. Maison, N., Omony, J., Rinderknecht, S. et al. Infection 52, 209-218 (2024)
Längere Pollensaison
„Wir entwickeln uns kontinuierlich weg von einer saisonalen hin zu einer ganzjährigen Allergenbelastung“, meint Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen. Dahinter stecken klimatische Veränderungen. Auch einige Luftschadstoffe verstärken die allergieauslösende Wirkung von Pollen. Insbesondere Menschen mit einer Allergie gegen Birke, Esche, Hainbuche und Weide empfiehlt Wenker in solchen Zeiten, nicht nur bestmöglich die Exposition zu meiden, sondern Maßnahmen zu ergreifen: Fenster oft geschlossen halten, Haare vor dem Schlafen waschen und die getragene Kleidung außerhalb des Schlafzimmers aufbewahren.
Knöchel-Arm-Index
Einen plötzlichen Herztod erkennen
Ein niedriger Knöchel-Arm-Index (ABI) korreliert mit einem erhöhten Risiko für den plötzlichen Herztod (SCD).
Ungefähr 80% aller SCD-Fälle ereignen sich auf der Basis einer koronaren Herzkrankheit - die oft erst autoptisch festgestellt wird. Ein erhöhtes SCD-Risiko besteht bereits bei einer subklinischen Atherosklerose. Eine Gefährdung lässt sich daher durch die Bestimmung der Intima-Media-Dicke der Karotiden erkennen. Noch simpler funktioniert die Risikoabschätzung einer Studie zufolge mit dem Knöchel-Arm-Index (ABI): Ein niedriger ABI, also ein Verhältnis aus systolischem Blutdruck am Fußknöchel zu systolischem Blutdruck am Oberarm ≤ 0,9, ist demnach sogar ein von etablierten Einflüssen unabhängiger Risikomarker für einen SCD. Die Studie beruht auf Daten von 15.081 Teilnehmenden, bei denen zu Studieneinschluss der ABI gemessen worden war.
4,2% hatten einen niedrigen ABI (≤ 0,90) und damit einen Hinweis auf eine relevante PAVK, 10,9% einen Borderline-ABI (> 0,90-1,00). Während des Follow-up von median 23,5 Jahren erlitten 556 Personen (3,7%) einen SCD. Das SCD-Risiko nahm mit sinkendem ABI kontinuierlich zu. Verglichen mit Teilnehmenden mit normalem ABI (1,00-1,40) hatten diejenigen mit grenzwertigem bzw. niedrigem ABI ein um 52% bzw. um 127% und damit signifikant erhöhtes SCD-Risiko.
Suzuki T et al. The ARIC Study. J Am Heart Assoc 2024
Nur Kauergang möglich
Ursache von Wadenschmerzen durch Koloskopie sichtbar gemacht
Ein junger Mann stellt sich mit neu aufgetretenen beidseitigen Wadenschmerzen und dadurch verursachter Gangstörung vor. Seine Beschwerden entpuppen sich als seltenes Symptom einer sich primär an anderer Stelle manifestierenden Erkrankung.
Der 28-Jährige wird im Rollstuhl in die Universitätskliniken von Genf gebracht: Er hat vor zwei Tagen bilaterale Wadenschmerzen entwickelt, die so stark sind, dass er seine Knie nicht durchstrecken und nur auf Zehenspitzen gehen kann. Nach anderen Auffälligkeiten befragt, berichtet er über progredienten Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und seit einigen Tagen intermittierendes Fieber.
Die klinische Untersuchung ergibt massive Wadenschmerzen, die zu einem Kauergang führen. Die Waden sind extrem druckschmerzempfindlich, in beiden sind isolierte Knötchen tastbar, ohne dass Hautveränderungen zu sehen sind. Der Patient hat keine Arthritis und weist keine neurologischen Auffälligkeiten auf. Das Abdomen ist leicht druckempfindlich, es besteht keine Hepatosplenomegalie.
Das Labor
Das Labor findet eine erhöhte Leukozytenzahl (13.500/µl) mit Neutrophilie sowie eine Erhöhung von BSG (31 mm/h) und C-reaktivem Protein (115 mg/l). Alpha-2- und Gammaglobuline sind nicht erhöht, auch Kreatinkinase (CK), LDH und Aminotransferasen liegen im Normbereich, Schilddrüsen- und Nierenfunktion ebenfalls. Die Virusserologie ist negativ, die Urinanalyse unauffällig. Die Immunfluoreszenz detektiert atypische ANCA (Antineutrophile Cytoplasmatic Antibodies) gegen Proteinase 3 (PR3). Das fäkale Calprotectin ist erhöht (751 µg/g).
Aseptische Myositis
Im MRT zeigen sich einen Zentimeter messende Läsionen in den medialen Anteilen beider Mm. gastrocnemii. In Gewebeproben ist die Struktur der Muskelfasern erhalten, endo- und perimysial finden sich dichte entzündliche Infiltrate, in denen neutrophile Granulozyten und CD68-positive Makrophagen dominieren. Es gibt keine Anzeichen für eine Nekrose oder einen Abbau von Muskelfasern durch Makrophagen oder eine Vaskulitis. Insgesamt spricht die Histologie für eine subakute aseptische Myositis mit fokalen Zeichen einer Abszedierung.
Nach drei Monaten beschwerdefrei
Den diagnostischen Verdacht leiten vor allem drei Befunde: die Abszessentwicklung in beiden Wadenmuskeln (ohne Hinweis auf ein Pathogen), die erhöhten Anti-PR3-ANCA und das erhöhte Calprotectin. Die beteiligten Ärztinnen und Ärzte vermuten ein Gastrocnemius-Myalgie-Syndrom. Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine seltene extraintestinale Manifestation eines Morbus Crohn. Das Syndrom, das sich in Muskelbiopsien auch als nekrotisierende Vaskulitis oder granulomatöse Myositis präsentieren kann, wird typischerweise nicht von einem CK-Anstieg begleitet. Eine Koloskopie bestätigt die Verdachtsdiagnose. Daraufhin wird sofort eine Kortisontherapie eingeleitet und dann auf eine Behandlung mit Infliximab umgestellt. Drei Monate später hat der Patient zehn Kilo zugenommen und ist beschwerdefrei.
Amandine Berner und ihre Genfer Kollegen und Kolleginnen stellen den Fall im „American Journal of Medicine“ vor, weil das seltene Gastrocnemius-Myalgie-Syndrom bei Morbus Crohn oft vor Symptomen des Verdauungstrakts oder als dominierendes Symptom auftritt. „Internisten sollten mit dem Syndrom vertraut sein, damit sie bei nodulären Läsionen in den Waden und einem Kauergang schnell die Diagnose eines Crohn in Betracht ziehen.“
Berner A et al. Am J Med 2023; https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2023.11.009
Inzidenz von zwölf Erkrankungen steigt
Ist Gicht schlecht fürs Herz?
Menschen mit einer Gichtdiagnose laufen Gefahr, auch an Herz und Gefäßen zu erkranken: Eine Studie hat eine erhöhte Inzidenz von zwölf kardiovaskulären Störungen ans Licht gebracht.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Lyn Ferguson, Glasgow, in einer gematchten Fall-Kontroll-Studie. Daten von rund 150.000 Gichtbetroffenen und 710.000 Kontrollpersonen aus den Jahren 2000 bis 2017 ohne Gicht gelangten in die Analyse.
Im Laufe einer median sechseinhalbjährigen Nachbeobachtungszeit zogen sich 20,6% der Personen in der Gichtgruppe und 15,0% der Kontrollen ein kardiovaskuläres Leiden zu. Die Risikoerhöhung für die Gichtkranken verglichen mit der Kontrollgruppe betrug 58%. Mit 122% besonders stark erhöht war die Gefahr für jene, die bereits vor einem Alter von 45 Jahren an Gicht erkrankt waren.
Die Forschenden überprüften den Zusammenhang für zwölf kardiovaskuläre Leiden wie z.B. koronare Herzkrankheit Lungenembolie, Vorhofflimmern sowie infektiöse Endokarditis. In allen diesen Indikationen bestand ein Risikoüberschuss zuungunsten der Patientinnen und Patienten mit Gicht im Vergleich zu den Kontrollen.
Ferguson LD et al. Lancet Rheumatol 2024;6:e156-67
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Redaktion Facharztmagazine
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Facharztmagazine, R. Medizin. CME 21, 6–7 (2024). https://doi.org/10.1007/s11298-024-3817-8
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11298-024-3817-8
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