Ein im Erwachsenenalter neu aufgetretener Typ-1-Diabetes wird nicht selten als Typ 2 fehldiagnostiziert. Dabei tritt laut einer Untersuchung aus den USA mehr als jede dritte Typ-1-Erkrankung sogar erst nach dem 30. Geburtstag auf.

Wie es mit der Altersverteilung bei der Erstdiagnose eines Typ-1-Diabetes aussieht, hat ein Team von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore untersucht [1]. Die Arbeitsgruppe hat Daten des US-amerikanischen National Health Interview Survey aus den Jahren 2016 bis 2022 herangezogen. Von den 1,3 Millionen Teilnehmenden (48% Frauen) hatten 947 einen insulinpflichtigen Typ-1-Diabetes. Der Gipfel der Erstdiagnosen lag um das 15. Lebensjahr. In den meisten Fällen war die Erkrankung aber erst im Erwachsenenalter manifest geworden, 50% hatten die Diagnose nach ihrem 24. Geburtstag erhalten, 37% sogar erst jenseits der 30 und beachtliche 22% mit über 40. Bei Männern und der nichtweißen Bevölkerung wurde die Diagnose besonders spät gestellt, der Altersmedian für Männer etwa betrug 27 Jahre gegenüber 22 Jahren bei Frauen.

BMI zur Unterscheidung?

Trotz des oft späten Eintritts eines Typ-1-Diabetes scheint die Gleichsetzung von Alters- und Typ-2-Diabetes noch nicht ganz aus den Köpfen zu sein. Laut der Forschungsgruppe um Michael Fang wird eine Typ-1-Erkrankung, die sich erstmals im Erwachsenenalter manifestiert, "häufig" als Typ 2 fehldiagnostiziert. Allerdings sei vielfach auch nicht einfach zu erkennen, wer eine Diagnostik mit Autoantikörpern und C-Peptid benötige, da sich der Adult-Onset-Typ-1-Diabetes anfangs oft nur mit einer leichten Symptomatik bemerkbar mache.

"Hinzu kommt, dass traditionelle Marker wie der BMI zur Differenzierung zwischen beiden Typen einen begrenzten Nutzen haben, weil Adipositas inzwischen auch bei Menschen mit Typ-1-Diabetes weit verbreitet ist." Laut Fang et al. könnten neue Risiko-Scores, die klinische Charakteristika und Biomarker berücksichtigen, die Diagnose des Erwachsenen-Typ-1-Diabetes verbessern [2].

1. Fang M et al. Age at Diagnosis in U.S. Ann Intern Med 2023, 2. Leslie RD et al. Diab Care 2021;44:2449-2456