Bei Patientinnen und Patienten, die viel Alkohol konsumieren, sollte man nicht nur die Leber, sondern auch die Bauchspeicheldrüse im Blick haben. Ein Fallbericht zeigt, was hinter anhaltender Übelkeit und Oberbauchschmerzen stecken kann.

Der 43-jährige Patient, der sich in der Notaufnahme einer Klinik auf Long Island vorstellt, ist in keinem guten Zustand: Seit drei Tagen muss er sich immer wieder übergeben, außerdem hat er Schmerzen im Oberbauch. In der Klinik kennt man ihn bereits, er hat ein chronisches Alkoholproblem und eine Latte an Vorerkrankungen, von Bluthochdruck über Dyslipidämie bis hin zu Diabetes mellitus. Bereits mehrfach wurde bei ihm außerdem eine akute Pankreatitis diagnostiziert.

Jonathan Otero-Colón und sein Team haben bereits eine Vermutung, als sie ein Kontrastmittel-CT vom Abdomen in Auftrag geben. In der Aufnahme ist eine deutlich atrophierte Bauchspeicheldrüse zu sehen, mit zahlreichen Verkalkungen im Parenchym. Das Blutbild zeigt außerdem viel zu niedrige Werte an Kalium, Magnesium, Kalzium und Phosphat.

Schwere chronische Pankreatitis

Für Otero-Colón und Kollegen bestätigt sich damit der Verdacht auf eine schwere chronische Pankreatitis. In den folgenden Tagen und Wochen versucht das Team, die fehlenden Elektrolyte mit Infusionen und oralen Gaben auszugleichen, allerdings mit wenig Erfolg. Immer, wenn der Patient gerade eine Ladung Elektrolyte erhalten hat, steigen die Serumkonzentrationen kurzfristig an, um dann gleich wieder abzufallen. Währenddessen hat der Mann immer wieder Übelkeitsanfälle und Diarrhöen. Den Behandelnden wird jetzt klar, dass es sich um eine Pankreasinsuffizienz auf der Grundlage einer chronischen Pankreatitis handeln muss. Ursprünglich schuld daran sei wohl der exzessive Alkoholkonsum des Mannes, schreiben Otero-Colón et al. in der Zeitschrift "Cureus". Die Sucht habe schließlich auch jeglichen Therapieerfolg verhindert. Eine Behandlung mit Pankreasenzymen wurde noch in der Klinik begonnen, vom Patienten aber bereits kurz nach seiner Entlassung wieder abgesetzt. Den Leserinnen und Lesern gibt das Team die Botschaft mit, bei Patienten mit chronischer Pankreatitis besonders auf die Magnesiumkonzentration im Serum zu achten. Diese habe sich in aktuellen Studien als "vielversprechender Marker für eine Pankreasinsuffizienz erwiesen". In Deutschland gilt derzeit die Bestimmung der Pankreas-Elastase-1 im Stuhl als praktikabelster und sensitivster Test.

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Alkohol schädigt nicht nur die Leber.

Otero-Colón J et al. The Importance of Clinical Reasoning in Pancreatic Insufficiency: A Case Report. Cureus 2023;15(5):e38760; https://doi.org/10.7759/cureus.38760