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Luftverschmutzung lässt Blutdruck steigen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei einer ethnisch heterogenen Gruppe von 3.284 Londoner Schülern im Alter von 11 bis 16 Jahren untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung in der Gegend, in der sie wohnen, und ihrem Blutdruck gibt. Das wichtigste Ergebnis: Erhöhte Umgebungskonzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) waren mit niedrigeren systolischen Blutdruckwerten assoziiert, zu viele Schadstoffpartikel unter 2,5 μm (PM 2,5) hingegen mit höheren Werten [1]. Bei Mädchen war der Zusammenhang deutlicher als bei Jungen.
1. Karamanos A. et al. PLoS ONE 2023; online 8.2.23
Meist Männer betroffen
Risiko für plötzlichen Herztod minimieren
Das Risiko des plötzlichen Herztods bei sportlich Aktiven lässt sich deutlich minimieren. Das größte Risiko haben Freizeitsportler, wie beim DGIM-Kongress berichtet wurde.
Im Unterschied zur öffentlichen Wahrnehmung haben vor allem Männer zwischen 40 und 60 Jahren das größte Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. Bei unter 35-Jährigen sind diese Ereignisse im Vergleich sehr viel seltener, sagte Prof. Pascal Bauer, Gießen. Sind junge Athleten betroffen, liegt meist eine angeborene und bislang übersehene Ursache vor, zum Beispiel eine hypertrophe Kardiomyopathie, Koronaranomalien oder Ionenkanalerkrankungen. Deshalb wird für junge Leistungssportler ein kardiales Screening empfohlen, und zwar ab einem Alter von 14 bis 16 Jahren. Außer Anamnese, Familienanamnese und körperlicher Untersuchung stehe dabei das 12-Kanal-EKG im Mittelpunkt, erklärte Bauer. Bei EKG-Auffälligkeiten schließen sich weitere kardiologische Untersuchungen an. Was als abnormaler und was als grenzwertiger EKG-Befund gewertet wird, dazu gibt es international abgestimmte Kriterien. Bei intensiv Sporttreibenden im Alter von über 35 Jahren sind Ausbelastungstests von zentraler Bedeutung. Bauer zitierte Daten aus Italien, wonach die Einführung von EKG-Screenings die Zahl plötzlicher Herztode in den vergangenen Jahrzehnten deutlich vermindert hat.
129. Kongress der DGIM, 22.-25.4.2023, Wiesbaden
Mehr Depressionen bei Schwerhörigkeit
Ein Team aus Südkorea hat im Rahmen einer Longitudinalstudie untersucht, ob zwischen Hörstörungen im Alter und der Entwicklung von Depressionen ein kausaler Zusammenhang besteht. Die Studie beruht auf Daten eines Versicherungsträgers. Von den 254.466 Teilnehmenden über 60 Jahren hatten im Verlauf der 16-jährigen Beobachtung 26.085 eine Depression entwickelt. Wie das Forscherteam berichtet, war die Wahrscheinlichkeit einer im Studienverlauf neu aufgetretenen Depression 1,5-mal größer, wenn zu Beginn eine Schwerhörigkeit bestanden hatte.
Kim HJ et al. Laryngoscope; online 10.3.2023
Leitliniengerechte Therapie
Morbus Crohn: "Steroide treiben die Mortalität"
Bei Morbus Crohn gleich Biologika einsetzen? Weit gefehlt, mehr als die Hälfte aller Patienten kommt ohne Maximaltherapien klar, hieß es beim DGIM-Kongress. Allerdings: Steroidfreiheit bleibt das Ziel.
Prof. Andreas Stallmach, Jena, gab einen Überblick über das leitliniengemäße Management der "blanden" Patientenmehrheit bei Morbus Crohn. Häufig eingesetzt im milden Schub werde bei diesen Patienten 5-ASA, was aber nicht mit Evidenz empfohlen werden könne. Die Medikation der Wahl im milden Schub sei Budesonid 9 mg, sagt der Gastroenterologe mit Bezug auf die 2021 aktualisierte, deutsche S3-Leitlinie. Und was, wenn das nicht reicht? Dann kommt die Steroid-Stoßtherapie zu ihrem Recht. Die allerdings muss sein, wonach sie heißt: Ein Stoß. Gelingt der Stopp der Steroidtherapie nicht, dann kommen immunsupprimierende Therapien und Biologika ins Spiel - alternativ die Operation. Auf gar keinen Fall sollten Steroide zum Remissionserhalt eingesetzt werden, nicht kontinuierlich und auch nicht immer mal wieder: "Es braucht keine remissionserhaltende Therapie beim blanden Morbus Crohn. Ziel der Langzeittherapie ist die steroidfreie Remission. Steroide treiben die Mortalität." Dies sei wichtig zu betonen, weil die chronische Steroidtherapie beim Morbus Crohn trotz aller Kommunikation immer noch recht verbreitet sei, so Stallmach.
129. Kongress der DGIM, 22.-25.4.2023, Wiesbaden
15 cm große Koprolithen
Wenn eine Verstopfung lebensgefährlich wird
Eine 45-jährige Frau wird notfallmäßig mit starken Bauchmerzen und Fieber aufgenommen. Die Untersuchung ergibt einen Darmdurchbruch im Sigmoid mit 15 cm großen Koprolithen. Vorausgegangen war eine Verstopfung auf Basis einer Chemo- und Antipsychotikatherapie.
Dr. Elissa Jie Zhang und Dr. James Wei Tatt vom Westmead Hospital in Sydney, Australien berichten über eine 45-jährige Frau, die sich eine Sigmoidperforation nach Beginn einer adjuvanten FOLFOX-Therapie zugezogen hatte. Möglicherweise hatte diese in Kombination mit einer Clozapintherapie eine schwere Obstipation verursacht.
Wie Zhang und Tatt berichten, kam die Patientin mit seit zwölf Stunden bestehenden schweren Bauchschmerzen in die Notaufnahme ihrer Klinik. Dort verschlechterte sich ihr Zustand rapide, sie entwickelte hohes Fieber und eine Tachykardie. Sechs Monate zuvor war bei ihr ein Darmtumor entdeckt und erfolgreich reseziert worden; sie hatte mittlerweile eine Bestrahlung bekommen und eine Woche vor dem Notfall eine adjuvante FOLFOX-Therapie begonnen. Aufgrund ihrer Schizophrenie nahm sie zudem seit längerem 300mg/d Clozapin. Das Antipsychotikum könne eine schwere Obstipation auslösen, die Patientin habe jedoch angegeben, dass dies bei ihr zuvor nicht der Fall gewesen sei, berichten Zhang und Tatt. Vielmehr habe sie deutliche intestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, abdominales Unwohlsein und Verstopfung mit Beginn der Chemotherapie registriert.
Großes Pneumoperitoneum mit massiven sigmoidalen Fäkalomen
Die CT-Untersuchung ergab ein großvolumiges Pneumoperitoneum mit massiven sigmoidalen Fäkalomen, was auf eine kotbedingte Perforation mit ischämischen Veränderungen hinwies. Die Patientin wurde sofort einer Laparotomie unterzogen, diese brachte eine stark erweiterte Sigmaschlinge ans Licht. Sie enthielt extrem eingedickten Kot und mehrere Koprolithe mit einem Durchmesser über 15 cm. Zudem war eine rund 5 cm lange Perforation im mittleren bis distalen Sigmoidbereich erkennbar, mit Hinweisen auf eine Nekrose der Darmwand. Das Chirurgenteam resezierte den betroffenen Darmabschnitt und spülte den restlichen Darm gründlich.
Nach der Operation musste die Frau noch einige Tage auf der Intensivstation verbringen, dort bekam sie Vasopressoren aufgrund eines septischen Schocks, zudem G-CSF gegen die febrile Neutropenie. Bei immungeschwächten Personen mit Sepsis bestehe sonst ein sehr hohes Sterberisiko, so Zhang und Tatt. Clozapin setzten die Ärztinnen und Ärzte erst einmal ab. Glücklicherweise erholte sich die Frau rasch wieder und konnte nach zehn Tagen die Klinik verlassen.
Bei Personen mit einer Darmperforation vermute man in der Regel zuvor bestehende Verletzungen, chronisch-inflammatorische Erkrankungen oder eine Divertikulitis. Dass stark eingedickter Kot eine gesunde Darmwand durchbrechen könne, sei recht unüblich. Zhang und Tatt gehen davon aus, dass unter starkem Druck stehende Fäkalome durchaus in der Lage sind, eine Nekrose und schließlich eine Perforation zu verursachen, ohne dass die Darmwand zuvor geschädigt sein muss. In dem beschriebenen Fall habe vermutlich die FOLFOX-Chemotherapie auf Basis einer bestehenden Clozapinbehandlung die schwere Verstopfung getriggert.
Zhang EJ et al. J Surgical Case Reports 2023; https://doi.org/10.1093/jscr/rjad105
Berlin Aging Study II
Ein Fünftel weiß nichts vom eigenen Diabetes
Eine Berliner Studie gibt Auskunft über Prävalenz, Inzidenz und Schweregrad von Typ-2-Diabetes bei älteren Menschen im Laufe der Zeit, geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Diagnose und den Einsatz von Antidiabetika.
Für die Studie analysierte ein Forscherteam um Johanne Spieker, Berlin, Ausgangsdaten von knapp 1.700 Teilnehmenden sowie gut sieben Jahre später erhobene Follow-up-Daten. Als Typ-2-Diabetes-Diagnose galten eine selbstberichtete Vorgeschichte, Einnahme von Antidiabetika und entsprechende Laborparameter. Es zeigte sich unter anderem: Der Anteil der Personen mit Typ-2-Diabetes stieg von knapp 13% bei Studienbeginn auf rund 17% beim Follow-up-Termin. 22% der Erkrankten (41 von 185) waren sich bis zum Follow-up nicht ihrer Erkrankung bewusst gewesen, ein ähnlicher Anteil wie bei den Diagnosen, die zu Studienbeginn erfolgten.
Spieker J et al. Diabetic Medicine. 2023; https://doi.org/10.1111/dme.15104
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Facharztmagazine, R. Medizin. CME 20, 6–7 (2023). https://doi.org/10.1007/s11298-023-3174-z
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