Neue orale Antikoagulanzien (NOAKs) haben die Antikoagulation einfacher und sicherer gemacht. Doch im Alltag treten spezifische Fragestellungen oder Probleme auf. Dazu gehören u.a. morbide Adipositas und venöse Thromboembolie (VTE).

Bei VTE-Patienten mit einer morbiden Adipositas stellt sich die Frage, ob die Standarddosierung von NOAKs ausreicht. Die Datenlage dazu ist schwach. "Doch nach den Ergebnissen neuerer Metaanalysen ist die Gabe von Apixaban oder Rivaroxaban in der Standarddosierung unabhängig vom Übergewicht möglich", so Dr. Katja Mühlberg, Leipzig. Sollte sich ein Patient mit morbider Adipositas einem bariatrischen Eingriff unterziehen, so empfiehlt sich eine VTE-Prophylaxe mit einem niedermolekularen Heparin (NMH).

Keine willkürlichen Dosierungen

Kommt es unter dem NOAK zu einer Blutung, sollte immer an Interaktionen mit anderen Medikamenten gedacht werden. Dies könnte auch die Ursache für ein Thrombuswachstum oder -rezidiv unter dem NOAK sein. In diesem Fall sollte auch die Dosierung überprüft werden. "Insbesondere Ältere werden oft unterdosiert", so Mühlberg. Für Apixaban (Eliquis®) gilt bei einer VTE bis zu einer Kreatinin-Clearance von 15 ml/min: 10 mg 2 x tgl. für eine Woche, dann 5 mg 2 x tgl.

Nach den neuen Empfehlungen werden NOAK und NMH bei der Tumor-assoziierten VTE als mindestens gleichwertig angesehen. In der Caravaggio-Studie wurde Apixaban mit einem NMH bei Patienten mit einer Tumor-assoziierten VTE verglichen. Dabei ergab sich kein erhöhtes Blutungsrisiko unter Apixaban. Die Hälfte der schweren Blutungen waren GI-Blutungen. Schwere Blutungen traten in beiden Gruppen ausschließlich bei Patienten mit einem nicht-resezierten Tumor auf. In einer Subgruppenanalyse ergaben sich auch keine relevanten Hinweise für Interaktionen zwischen Apixaban und den Anti-Tumortherapeutika.

"Ein Jahrzehnt NOAKs - alles ganz einfach, oder doch nicht?" 66. Jahrestagung der GTH 2022, Veranstalter: Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA und Pfizer Deutschland GmbH; Bericht: Dr. Peter Stiefelhagen