Innerhalb von drei Jahren sind die Personalkosten in den Vertragsarztpraxen um über ein Fünftel gestiegen - deutlich stärker als das Plus, das sich die Praxen auf der Einnahmenseite erarbeitet haben.

Die Vertragsarztpraxen befinden sich auf Wachstumskurs: Von den Jahren 2016 bis 2019 konnten sie ihre Gesamteinnahmen um 11,3% von im Schnitt 303.700 € auf 338.000 € steigern. Den größten Sprung machten sie dabei im Jahr 2019 mit einem Plus von 4%.

Doch von dem positiven Trend auf der Einnahmenseite profitierten die Praxisinhaber und -inhaberinnen aufgrund der stärker steigenden Kosten beim Jahresüberschuss letztlich nur bedingt. Diesen Schluss lässt zumindest ein Vorabbericht des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zum Zi-Praxis-Panel 2020 (ZiPP) zu.

figure 1

© photophonie / stock.adobe.com

Was bleibt von den Praxiseinnahmen übrig? 2019 mussten gut 48% für die Praxisaufwendungen abgezogen werden.

Reales Plus liegt nur bei 1,3% pro Jahr

Demnach verzeichneten die Praxen bei den Gesamtaufwendungen in den Jahren 2016 bis 2019 einen Zuwachs von 14% - von 144.100 € auf 164.300 €. Als Jahresüberschuss blieben je Praxisinhaber und -inhaberin somit im Jahr 2019 noch 173.600 € übrig. Im Jahr 2016 waren es im Schnitt nur 159.500 €.

Nominal wäre das zwar durchaus immer noch ein Plus von 8,8%. Doch so einfach sei die Rechnung nicht, mahnt das Zi. Denn es müsse auch die Inflationsrate miteingerechnet werden. Bereinigt um den Anstieg der Verbraucherpreise, der im Bundesdurchschnitt im selben Berichtszeitraum immerhin 4,8% betrug, ergebe sich beim Jahresüberschuss daher in den drei Jahren nur ein Plus von 3,8%, rechnete das Forschungsinstitut vor. Pro Jahr sei es ein Plus von 1,3%.

2018 stärkster Zuwachs bei Personalkosten

Dabei sind es vor allem die Personalkosten, die den Praxen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht haben. Sie sind in den Jahren 2016 bis 2019 um 21,9% gestiegen. Am höchsten war hier der Kostenauftrieb im Jahr 2018 mit einem Plus von 7,3%. Aber auch die Mietaufwendungen drücken zunehmend auf den Jahresüberschuss: Über den Gesamtzeitraum 2016 bis 2019 erhöhten sie sich um 5%. Allerdings mit deutlich steigender Tendenz, denn im Jahr 2017 betrug der Zuwachs bei den Kosten noch unter 1%, 2018 waren es schon 1,9% und 2019 dann 2,3%.

Nicht zu unterschätzen sind laut Zi zudem die Preissteigerungen bei den Material- und Laborkosten. Hierfür musste eine Praxis 2016 im Durchschnitt 7.700 € pro Jahr aufbringen. 2019 waren es mit 8.600 € rund 12% mehr.

Investitionsbereitschaft sinkt

Die steigenden Kosten hemmen offenbar auch bereits die Bereitschaft, selbst zu investieren: Im Jahr 2016 wurden bei den Abschreibungen noch im Schnitt 10.300 € je Praxisinhaber bzw. -inhaberin eingebracht, drei Jahre später waren es nur noch 9.400 €, also 8,4% weniger.

Auffällig ist zudem, dass die Einnahmen aus der GKV (gesetzliche Krankenversicherung) für die Praxen nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle sind, Tendenz sogar steigend. Sie machten im Jahr 2019 je Praxisinhaber und -inhaberin 77% der Gesamteinnahmen (260.200 €) aus, im Jahr 2016 waren es 76,8% (233.200 €). Gleichzeitig sank der Anteil der Privateinnahmen von 18,7% (56.800 €) auf 18,2% je Praxisinhaber und -inhaberin (61.700 €).

Gewinnzuwachs: Einzelpraxis sticht Gemeinschaftspraxis

In Gemeinschaftspraxen lagen die Jahresüberschüsse je Inhaber oder Inhaberin 2019 zwar mit rund 206.200 € fast 30% über denen der Einzelpraxen (rund 159.500 €), doch die Gewinnzuwächse seien in den Jahren 2018 und 2019 in den Einzelpraxen mit plus 2,4% und plus 3,7% (versus plus 1,8% und plus 2,6%) höher gewesen, so das Zi. Im Mittel lag das verfügbare Nettoeinkommen je Arzt oder Ärztin nach Abzug der ärztlichen Altersvorsorge, der Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Einkommensteuer 2019 übrigens bei 85.664 €. Das entspricht nach Angaben des Zi einem Stundensatz von 40 €.