Würde es sich im Hinblick auf die Brustkrebssterblichkeit lohnen, mit dem Mammografie-Screening bereits im Alter von 40 Jahren zu beginnen? Eine Studie aus Großbritannien bestätigt: Ja, in der Zeit bis zum regulären Screening wird offenbar die Mortalität gesenkt.

figure 1

© LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)

Frauen hierzulande werden zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zur Teilnahme am Brustkrebs-Screening eingeladen. In Großbritannien erfolgt die Einladung nur alle drei Jahre. Allerdings wird die Empfehlung, mit dem Screening "erst" ab 50 zu beginnen, international durchaus diskutiert. 2015 wurde eine erste Auswertung des "UK Age trial", einer Studie mit britischen Teilnehmerinnen, publiziert. In der zunächst auf 17 Jahre angelegten Studie ging die Brustkrebssterblichkeit in den ersten zehn Jahren deutlich zurück, wenn Frauen bereits ab 40 eingeladen wurden, an einem jährlich stattfindenden Mammografie-Screening teilzunehmen.

Rückgang der Todesfälle

Das Team um Prof. Stephen W. Duffy, London, hat nun weitere Langzeitdaten aus derselben Studie vorgelegt. Die Ergebnisse bestätigen die früheren Resultate: Mit der Absenkung des Alters für den Screening-Beginn auf 40 und bei danach jährlichen Mammografien bis zum Eintritt in das reguläre Programm ließ sich die Brustkrebs-Mortalität gegenüber der Kontrollgruppe zumindest in den ersten zehn Jahren deutlich senken. Danach schwächte sich der Zusatznutzen zwar ab, der absolute Mortalitätsrückgang blieb jedoch konstant.

Duffy und Kollegen weisen darauf hin, dass der Start des "UK Age trial" bereits weit zurückliegt: Für die Studie wurden zwischen Oktober 1990 und September 1997 insgesamt 160.921 Teilnehmerinnen registriert, die zu diesem Zeitpunkt zwischen 39 und 41 Jahre alt waren. Von diesen bildeten 53.914 die Interventionsgruppe: Nur sie erhielten bereits zu diesem Zeitpunkt die erste Einladung zum Mammografie-Screening. Die übrigen wurden, wie im nationalen Screening-Programm vorgesehen, zum ersten Mal nach Erreichen des 50. Lebensjahres angeschrieben.

Innerhalb von zehn Jahren hatten sich in der Interventionsgruppe 83 brustkrebsbedingte Todesfälle ereignet, in der Kontrollgruppe waren es 219. Damit konnte das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um relative 25% gegenüber der Kontrollgruppe gesenkt werden. Der Effekt war auch dann signifikant, wenn man nur die Frauen betrachtete, die tatsächlich am Screening teilgenommen hatten.

Vorteil nur bis zum Beginn des regulären Programms

Nach Ablauf der ersten zehn Jahre schwand allerdings der Vorteil für die vorzeitig gescreenten Frauen: In dieser Zeit starben 126 der gescreenten und 255 der nicht gescreenten Teilnehmerinnen am Mammakarzinom. Auch in der Gesamtauswertung über median 23 Jahre ergab sich gegenüber dem regulären Programm keine signifikante Reduktion der brustkrebsspezifischen Mortalität.

Für Duffy und Kollegen kommt es jedoch in erster Linie auf die absoluten Zahlen an: Bezogen auf 1.000 Frauen, die bereits ab 40 zum Screening eingeladen wurden, konnte knapp ein Todesfall verhindert werden. Tatsächlich mussten in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren 1.150 Frauen gescreent werden, um einen Brustkrebstodesfall zu verhindern. Insgesamt, so die Forscher, konnten durch die zusätzliche Maßnahme 620 Lebensjahre gerettet werden, fast zwölf Jahre pro 1.000 frühzeitig eingeladene Frauen.

In der Gesamtmortalität ergab sich am Ende der Studie kein signifikanter Unterschied. Das galt auch für die Kategorie "alle Todesarten außer Brustkrebs". Dies lässt sich so interpretieren, dass die Belastung durch die Röntgenstrahlung nicht etwa andere Sterberisiken, z.B. durch eine kardiovaskuläre Erkrankung, erhöht.

"Langfristig bleibt die Reduktion konstant"

Nach Duffy und seinem Team bestätigen die Ergebnisse, dass bei frühem Screening-Beginn in den ersten zehn Jahren signifikant Brustkrebstodesfälle verhindert werden. Die Vermutung, dass sich bei dieser Variante lediglich einige der Todesfälle nach hinten verschieben, aber nicht vermieden werden, konnte durch die Langzeitauswertung widerlegt werden: Es habe sich gezeigt, so Duffy et al., dass "die absolute Reduktion der Brustkrebssterblichkeit langfristig etwa konstant blieb".

Insgesamt hatten die Brustkrebstodesfälle in der Interventionsphase nur 7% aller Todesfälle ausgemacht. Wie sich die Zahlen entwickeln, wenn neuere diagnostische und therapeutische Strategien berücksichtigt werden, müssen zukünftige randomisierte kontrollierte Studien zeigen.

Duffy SW et al. Lancet Oncology 2020; https://doi.org/10.1016/S1470-2045(20)30398-3