Eine Übersicht rund um das Thema Triggerfaktoren bei Migräne präsentierte Prof. Vincent Martin, Cincinnati, USA, und räumte auch gleich mit dem noch immer existierenden Mythos auf, wonach die vermeintlichen Migränetrigger in Wahrheit nichts anderes als Prodromalstadien einer Migräne seien. Sicherlich gäbe es in einigen Fällen Überschneidungen, etwa dem Triggerfaktor Licht und dem Prodromalsymptom Fotophobie.

Nicht jeder Trigger ist für jeden Patienten gleichermaßen relevant

Die Schwierigkeit, Triggern auf die Spur zu kommen, liege nicht nur darin, dass nicht jeder Trigger für jeden Patienten gleichermaßen relevant ist. Erschwerend komme hinzu, dass ein bestimmter Faktor nicht automatisch jedes Mal bei einem Patienten Migräne auslöst, nur weil er dies einmal getan hat. Dies könne daran liegen, dass das Nervensystem nicht immer gleichermaßen empfindlich ist und Triggerfaktoren unter Umständen erst gemeinsam mit gewissen Verhaltensweisen zum Tragen kommen. Maßgeblich entscheidend dafür, ob ein Kopfschmerz ausgelöst wird, scheinen vielmehr Abweichungen von dem zu sein, was für den Körper die Norm ist. Martin verdeutlichte dies am Beispiel Kaffeekonsum: „Wenn man zwei Tassen Kaffee täglich gewohnt ist, bedeutet es eine große Umstellung, plötzlich vier Tassen zu trinken. Andererseits ist es auch eine große Umstellung, wenn man statt zwei Tassen plötzlich überhaupt keinen Kaffee mehr trinkt.“ Dass eine Abweichung vom Normalzustand Kopfschmerzen begünstigt, lege zumindest eine aktuelle Studie nahe, zeigte Martin. Darin war die Zunahme an nicht gewohnten, „überraschenden“ Faktoren wie eine Abweichung der üblichen Dosis Kaffee, Alkohol oder Stress mit einer höheren Wahrscheinlichkeit dafür verbunden, am nächsten Tag Kopfschmerzen zu haben.

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Der Morgenkaffee muss nicht zwingend zur Migräne führen!

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Die Frage ist nun, wie man mit seinen Triggerfaktoren umgehen soll. Soll man sich ihnen stellen oder sie vermeiden? In einer Studie wurden 127 Patienten zufällig in vier Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe sollte ihre Trigger konsequent vermeiden, eine weitere sollte sie ebenfalls vermeiden, bekam aber zusätzlich kognitive Verhaltenstherapie, die dritte Gruppe erlernte Copingstrategien, die sie anwenden sollte, sobald ihr Trigger auftrat, und die vierte Gruppe erhielt gar keine Therapie, sondern wurde auf eine Warteliste gesetzt. In der Gruppe, die Copingstrategien anwenden durfte, verbesserten sich die Kopfschmerzen am meisten (um 33%) und signifikant gegenüber der Wartelistengruppe. Am zweitbesten schnitten die Patienten ab, die neben dem Vermeiden kognitive Verhaltenstherapie erhielt.