Eine Studie französischer Forscher um Stéphanie Sidorkiewicz von der Universität Paris Descartes hat sich mit chronischen Krankheiten beschäftigt, die Patienten zu haben glauben. Den Angaben der Patienten haben Sidorkiewicz und Kollegen die Diagnosen gegenübergestellt, die denselben Patienten von ihren Hausärzten gestellt worden waren.

An der Studie waren 233 Patienten beteiligt, die seit mindestens einem Jahr bei einem von 16 teilnehmenden Allgemeinärzten in Behandlung waren. Patienten gaben im Mittel 3,8, die Ärzte 3,4 chronische Erkrankungen an. Bei genauerer Betrachtung war die Übereinstimmung mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,59 aber nur mäßig; ein Wert von 1 gilt hier als ideal.

Bestehende Versorgungsmodelle sollten überdacht werden

Um welche Krankheiten es sich im Einzelnen handelte, war noch deutlich strittiger. War man sich über die Diagnose Bluthochdruck noch einigermaßen einig (Korrelationskoeffizient 0,74), erreichte die Übereinstimmung bei den übrigen neun der zehn am häufigsten von Patienten geäußerten Diagnosen nur einmal einen Wert von 0,60 — nämlich bei der Frage, ob der Betreffende raucht oder nicht. Für Asthma gab es mit einem Wert von 0,53 eine gerade noch mäßige Korrespondenz, die Werte für die übrigen chronischen Leiden rangierten allesamt auf armseligem Niveau.

Vollends desaströs geriet die Aufgabe, eine Liste der drei wichtigsten chronischen Erkrankungen aufzustellen. Knapp 30% der von den Patienten an die erste Stelle gesetzten Diagnosen tauchten auf den Listen der behandelnden Hausärzte nicht auf. Sidorkiewicz und Mitarbeiter fordern daher, bestehende Versorgungsmodelle zu überdenken und die therapeutische Allianz zwischen Patienten und ihren Ärzten zu stärken.