„Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient mit COPD nur an seiner Lungenerkrankung leidet, ist definitiv geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass er mindestens eine Komorbidität hat“, berichten die Pneumologen Dr. Benjamin Waschki vom Universitären Herzzentrum Hamburg und PD Dr. Henrik Watz vom Pneumologischen Forschungsinstitut LungenClinic Großhansdorf. Bei COPD-Patienten sollte daher stets auch nach Begleiterkrankungen gesucht werden.

Jeder fünfte COPD-Patient hat auch eine Herzinsuffizienz

Eine besonders hohe Koinzidenz besteht zwischen COPD und Herzinsuffizienz: 20% aller COPD-Patienten leiden an Herzinsuffizienz. Umgekehrt findet sich bei 25% der Patienten mit Herzinsuffizienz eine COPD. Als Grund für das oft zeitgleiche Auftreten nennen die Experten die KHK-Häufung bei COPD-Patienten. Aber auch die Rechtsherzinsuffizienz als Komplikation einer schwergradigen COPD mit ausgeprägter Hypoxämie sowie die linksventrikuläre diastolische Dysfunktion als direkte Folge der COPD seien in Betracht zu ziehen.

Da die Dyspnoe gemeinsames Symptom von COPD und Herzinsuffizienz ist und sich die führende Erkrankung nur schwer ausmachen lässt, raten die Pneumologen, bei COPD-Patienten frühzeitig eine Echokardiografie und Serummarkerbestimmung durchzuführen. Und bei Herzinsuffizienz-Patienten sollte die Lungenfunktion gemessen werden.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung zehrt auch an Knochen und Skelettmuskulatur. Die Prävalenz der Osteoporose wird im Mittel mit 35% angegeben. Besonders gefährdet sind COPD-Patienten mit einem niedrigen BMI und/oder wenig fettfreier Masse und/oder einem größeren Emphysemanteil.

Ein Verlust an Muskelkraft wiederum lässt sich bereits im GOLD-Stadium I feststellen, was sich unter anderem in einem sinkenden Querschnitt des M. quadriceps widerspiegelt. Ausschlaggebend für den muskulären Abbau ist vor allem die körperliche Inaktivität der Patienten, wie Waschki und Watz erklären.

figure 1

© Springer Medizin Verlag GmbH