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„Eine Impfung gegen Gelbfieber ist derzeit bei Reisen nach Brasilien sehr wichtig“, berichtete Prof. Tomas Jelinek vom CRM bei einer Veranstaltung in Berlin. Seit Dezember des vergangenen Jahres seien die Fallzahlen wieder gestiegen.Manche Länder beharrten bei Einreise auf einer zweiten Gelbfieberimpfung, auch wenn eine einmalige eigentlich ausreichend ist. „Wir raten daher zu einer zweiten Impfung, um Ärger zu vermeiden“, so Jelinek.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind im Februar und März 2018 drei Deutsche nach einem Aufenthalt auf der bei Touristen beliebten Insel Ilha Grande erkrankt, einer von ihnen starb. Mindestens 14 weitere internationale Reisende infizierten sich mit dem Gelbfieber-Virus, keiner von ihnen war geimpft.

Nur noch zwei Typhus-Impfstoffe

Der Reisemediziner berichtete weiter, bei der Typhus-Impfung sei die Situation mittlerweile unerfreulich. „Die protektive Wirkung der Typhusimpfstoffe liegt etwa bei 50–70%, deswegen sind wir eher zurückhaltend mit der Indikation und beschränken sie auf Hochrisikogebiete wie Südasien oder bei Reisenden, die eher zu riskantem Verhalten neigen.“

In Deutschland gibt es nur noch zwei Typhus-Impfstoffe, Typhoral® als Schluckimpfung, die nach einem Jahr aufgefrischt werden muss, und der parenterale Polysaccharid-Impfstoff Typhim®, der nach drei Jahren aufgefrischt werden muss. „Bei der oralen Impfung ist die Altersgrenze wegen unerwünschter Wirkungen nach oben verschoben worden und kann jetzt erst ab dem vollendeten 5. Lebensjahr gegeben werden“, berichtete Jelinek.

Bei Polysaccharidimpfungen sei bekannt, dass sich die Immunantwort mit der Zeit abschwäche. „Wir Tropenmediziner halten es deshalb für eine gute Idee, mal parenteral, mal oral zu impfen.“ Als weiteren Tipp bemerkte Jelinek, in den USA müsse Typhoral® nach Gabe von vier Tabletten (Impfschema 1.–3.–5.–7. Tag) nach FDA-Empfehlungen erst nach fünf Jahren aufgefrischt werden. „Das ist off-label bei uns, kann man aber empfehlen.“

Bald neue Empfehlung zu MenB?

Eine recht komplexe Impfberatung ist bei Meningokokken nötig. „Relevant ist das Alter des Reisenden, die globale Verteilung der Serotypen und die Vielzahl der Impfstoffe“, sagte Jelinek. In Deutschland sind derzeit zwei Proteinimpfstoffe sowie fünf Konjugatimpfstoffe zugelassen. „In der Reisemedizin können wir das auf einen von zwei ACWY-Konjugatimpfstoffen reduzieren, Menveo® und Nimenrix®,“ berichtete Jelinek.

Hinzu komme dann ein MenB-Impfstoff, wobei die Wahl der Vakzine vom Alter des zu Impfenden abhängig sei. „Trumenba® ist erst ab dem 10. Lebensjahr zugelassen, hat grundsätzlich aber eine bessere Wirkung als Bexsero®, das schon ab dem 2. Lebensmonat zugelassen ist.“

Die beiden Impfstoffe seien dabei völlig unterschiedlich, man könne daher nicht mit einem Impfstoff beginnen und mit dem anderen fortfahren.

Anders als in vielen europäischen Ländern empfiehlt die STIKO derzeit nur die MenC-Impfung. Aktuell wird in der Impfkommission allerdings die Einführung einer allgemeinen Impfung gegen MenB für Säuglinge diskutiert, wie STIKO-Mitglied Prof. Fred Zepp vor Kurzem berichtete. Bei 50–60% aller Meningokokken-Fälle in Deutschland handle es sich um Infektionen mit MenB; ferner sei die Gefahr einer Meningokokken-Infektion bei Säuglingen am größten. Daher sei es „sinnvoll, die Impfung gegen MenB schon im ersten Lebenshalbjahr zu beginnen“, so der Experte.

Eine wichtige Änderung für die Beratung älterer und chronisch kranker Reisender hat die Zulassung der 13-valenten Konjugatimpfung gegen Pneumokokken für alle Altersgruppen gebracht. „Leider wird von der STIKO weiterhin der Polysaccharidimpfstoff präferiert“, so Jelinek. Bei der reisemedizinischen Beratung könnten aber die Vorteile der Konjugatimpfung herausgestellt werden.

Für ältere Reisende ist auch der jetzt verfügbare neue Totimpfstoff gegen Herpes zoster relevant. Die Europäische Arzneimittelagentur hatte den Impfstoff Shingrix® vor Kurzem zur Prävention von Herpes zoster und Post-Zoster-Neuralgie bei Erwachsenen ab 50 Jahren zugelassen.

Die wichtigste Impfung in der Reisemedizin sei ganz klassisch die Influenza-Vakzine, besonders bei Kreuzfahrten, sagte Jelinek abschließend.