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Im Jahr 2006 waren dem Robert Koch-Institut genau 51 Hepatitis-E-Fälle gemeldet worden. Seitdem steigt die Anzahl der Meldungen stetig an. Im Jahre 2014 waren es 670, ein weiteres Jahr später mit 1267 Fällen bereits fast doppelt so viele. Nach Auffassung des RKI ist das vor allem auf eine verstärkte Aufmerksamkeit und Diagnostik zurückzuführen. Bei einer Antikörper-Prävalenz gegen HEV von knapp 17% in der erwachsenen Bevölkerung deute die Erkrankungshäufigkeit auf einen hohen Anteil asymptomatisch oder subklinisch verlaufender Infektionen hin. Pro Jahr werden etwa 70.000 Hepatitis-E-Tote weltweit gezählt.

Hepatitis E ist eine Zoonose. Wichtigste Infektionsquelle in Deutschland ist das Hausschwein. Personen mit häufigem Kontakt zu Schweinen zeigen vergleichsweise hohe Seroprävalenzen. Es sei unklar, welche Fleischprodukte genau die wesentlichen Quellen sind, erklärte Prof. Dr. Heiner Wedemeyer aus Hannover. Die Übertragung über kontaminierte Blutprodukte ist ebenfalls möglich.

Bislang sind fünf Genotypen bekannt, wobei in Mitteleuropa besonders Genotyp 3 verbreitet ist. Die Infektionen verlaufen meist selbstlimitierend und sind mild bis moderat ausgeprägt. Allerdings sind fulminante Verläufe bei bereits bestehenden chronischen Lebererkrankungen, bei immunkomprimierten Patienten sowie bei schwangeren Frauen beobachtet worden.

Das Virus befällt nicht nur die Leber. Es wird überdurchschnittlich häufig bei neurologischen Erkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom sowie bei Pankreatitis, Thyreoiditis und hämatologischen Krankheiten gefunden. Künftig müsse es laut Wedemeyer gelingen, Risikopatienten zu identifizieren und antivirale Therapien zu entwickeln. Bislang steht lediglich Ribavirin zur Verfügung. In China ist bereits ein Impfstoff zugelassen. Die Testung von Blutprodukten auf HEV-RNA wird derzeit regional unterschiedlich gehandhabt.