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Der Mann verweilte noch einige Stunden nach der Trennung in der Wohnung der mittlerweile Ex-Freundin. Gegen elf Uhr morgens rief er sie an und klagte über blutiges Erbrechen. Da er bereits vorher mehrere Krankheiten erfunden hatte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, nahm sie seine Beschwerden nicht ernst. Um vier Uhr morgens wollte die Frau in ihre Wohnung zurückkehren, konnte jedoch die Tür nicht öffnen. Nachdem ihr die hinzugerufene Polizei Zutritt verschafft hatte, machten sie einen schrecklichen Fund: Der 31-jährige Mann lag tot auf dem Boden im Schlafzimmer. Neben der Leiche lag ein Abschiedsbrief.

Unverdaute Tablettenfragmente im Magen

Die Autopsie des Toten erwies sich zunächst als unauffällig: Der Herzmuskel des Verstorbenen zeigte weder eine Fibrose noch ischämische Areale und die Koronararterien wiesen keine morphologischen Abnormalitäten auf. Auch Milz und Nieren sahen normal aus. Lediglich die Lungen waren ödematös und die Leber gelblich-bräunlich. Ösophagus und Magen enthielten 200 g eines weißbräunlichen Inhalts mit erkennbaren Fragmenten unverdauter Tabletten.

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Statt todmüde, aufgrund Koffeinüberdosis nun mausetot.

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Die Ex-Freundin des Verstorbenen fand Wochen nach seinem Tod ein leeres Fläschchen Koffeintabletten. Angeblich sollte dieses ursprünglich 90 Tabletten enthalten haben, die einer Menge von 9 g purem Koffein entsprochen hätten.

Zu viel Koffein schlägt auf die Organe

Im Blut des Toten fanden die Mediziner erhöhte Konzentrationen von Ethanol (0,24 g/l), Koffein (170 mg/l) und Acetylsalicylsäure (169 mg/l). Die Koffeinkonzentrationen in den übrigen Organproben waren wie folgt:

  • Urin: 79 mg/l

  • Galle: 365 mg/l

  • Gehirn: 544 mg/l

  • Lunge: 811 mg/l

  • Leber: 556 mg/l

  • Milz: 824 mg/l

  • Niere: 1.755 mg/l.

Aufgrund der hohen Koffeinkonzentrationen in Blut und Organen und dem Fehlen jeglicher pathologischer Befunde attestierten die Mediziner Vergiftung durch Koffein als Todesursache.

Koffeinmissbrauch immer häufiger

Koffein ist ein natürliches Alkaloid, das stimulierend auf das zentrale Nervensystem wirkt. Es ist, neben Kaffee und Energydrinks, auch in Gesundheitsprodukten enthalten, die eine Appetit zügelnde Wirkung versprechen. Der Koffeinverbrauch ist besonders bei jungen Leuten, Studenten und Athleten in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Oral eingenommen wird Koffein schnell vollständig absorbiert. Klinische Effekte sind bereits nach 15 Minuten nachweisbar. Die Einnahme von Alkohol oder Medikamenten kann die Halbwertszeit von Koffein um 72% verlängern und so zu den toxischen Effekten beitragen. Blutkonzentrationen von 80–100 mg/ml sind tödlich für den Menschen. Die tödliche Dosis kann theoretisch durch den Konsum von 50–100 Koffeintabletten, die je 100 mg pures Koffein enthalten, erreicht werden.

Der Verstorbene litt seit längerer Zeit an einer Alkoholsucht. Bereits ein Jahr zuvor hatte er versucht, sich mit Ibuprofen das Leben zu nehmen. Die Mediziner schlussfolgern in ihrem Bericht, dass hohe Konzentrationen von Koffein im Blut, besonders in Fällen mit vorangehenden Erkrankungen oder Drogenmissbrauch, als Todesursache in Betracht gezogen werden sollten.