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Eine 12-jährige Patientin stellte sich mit akuten Angstzuständen und Schlafstörungen in der kinderpsychiatrischen Abteilung der Universitätsklinik München vor. Wie die Autoren berichten, verschwanden die Symptome nach einigen Tagen vollständig.

Fünf Wochen später änderte sich die geistige Verfassung des Mädchens innerhalb weniger Tage erneut drastisch. Sie litt unter psychomotorischen und kognitiven Störungen, Verwirrtheit sowie auditiven Halluzinationen. Nach weiteren sechs Wochen erlitt sie eine dritte Episode. Die Beschwerden traten jeweils nahezu gleichzeitig mit Beginn der Menstruation auf. Sie erreichten innerhalb von zwei bis drei Tagen ihre stärkste Ausprägung und bildeten sich nach etwa 11 Tagen gänzlich zurück.

Laboruntersuchungen schlossen akuteInfektionen, Stoffwechselstörungen und Vergiftungen aus. Auch MRT- und EEG-Befunde wiesen auf keine abnormen Veränderungen hin. Die Anamnese ergab wenig auffälliges: Die Mutter litt nach der Geburt der Patientin durch einen Kaiserschnitt unter postnatalen Depressionen; das Mädchen selbst hingegen durchlief eine normale körperliche und psychische Entwicklung. Ihre erste Monatsblutung bekam sie im Alter von 11,6 Jahren mit anschließenden unregelmäßigen aber symptomfreien Zyklen.

Hormonbehandlung zeigt Erfolg

Die behandelnden Ärzte vermuteten durch die enge zeitliche Assoziation der Episoden mit der Periode eine Menstruationspsychose. Literaturrecherchen stützten diese Verdachtsdiagnose. Dabei begannen die Beschwerden in den beschriebenen Fällen nicht bei allen Patientinnen zum Beginn der Blutung, sondern ein paar Tage früher im Zyklus. Die Abgrenzung der Erkrankung zu schizophrenen Episoden ist maßgebend für die weitere Behandlung. Anstelle einer antipsychotischen Medikation erfolgt bei Verdacht auf Menstruationspsychose eine Hormonsubstitutionstherapie. Ergänzend kann der Arzt auch stimmungsaufhellende Wirkstoffe verordnen.

10 Monate später symptomfrei

Im vorliegenden Fall nahm die Patientin zunächst 21 Tage lang ein Kombinationspräparat aus Östrogen- und Progesteron ein, gefolgt von sieben Tagen Östrogen. Sie begann die Therapie am ersten Tag des ersten Zyklus nach der dritten Episode und setzte sie für drei Monate fort. Bis zur Nachsorgeuntersuchung 10 Monate später blieb das Mädchen symptomfrei.

Menstruationspsychosen treten relativ selten bei Kindern und Jugendlichen auf. Die zugrundeliegenden Ursachen sind ungeklärt, da bislang systematische Untersuchungen ausblieben. Es gibt jedoch Hinweise auf hormonelle Störungen, die durch vorrübergehende Fehlfunktion im Hypothalamus-Hypohysen-Nebennieren-System ausgelöst werden. Aufgrund der psychopathologischen Eigenschaften werden menstruelle Psychosen eher den bipolaren Störungen zugeordnet. Die Diagnose ist bislang nicht in den diagnostischen Leitfäden verzeichnet. Gerade deshalb sollten Ärzte für dieses Syndrom stärker sensibilisiert werden.