Ein Team von Spezialisten für Stimmstörungen um Sarah Keesecker von der New Yorker Columbia-Universität hat sich die Krankenblätter von 259 Patienten angesehen, die zur Abklärung ihrer Stimmbeschwerden in eine Spezialsprechstunde gekommen waren. Für die wenigsten war es der erste Arztbesuch, fast zwei Drittel der Patienten hatten vorher mindestens einen Mediziner konsultiert, jeder zehnte sogar drei oder mehr. Dennoch hielten 45% der Eingangsdiagnosen dem Spezialistenurteil nicht stand.

Verkannte Malignome

Erhebliche Unterschiede gab es vor allem in solchen Fällen, wo sich nicht immer ausgeprägte standardlaryngoskopisch einsehbare Zeichen finden lassen, u. a. bei muskulären Tonusstörungen, Paresen oder Stimmlippenfurchen. Aber auch bei Malignomen taten sich Diskrepanzen auf. Eingangsdiagnosen, die auf Krebs lauteten, wurden nur zu 40% bestätigt, der Rest entpuppte sich im Wesentlichen als Paresen und gutartige Geschwülste. Umgekehrt waren von den letztlich als maligne diagnostizierten Befunden zuvor 71% übersehen worden. 43% der Diagnosen hatten fälschlich auf Ödem bzw. laryngopharyngeale Refluxkrankheit gelautet.

Patienten mit Heiserkeit sollten unverzüglich laryngoskopiert werden, so die Autoren. Dabei sollten sich Ärzte bewusst sein, dass mit der Standardlaryngoskopie unter kontinuierlichem Licht manche Störungen nur schwer zu erkennen sind.