Bei der Typ-2-Diabetestherapie sind die Leitlinien von strikt niedrigen HbA1c-Zielen abgerückt. Das sollte freilich nicht dazu verleiten, beim HbA1c generell Großzügigkeit walten zu lassen.

Typ-2-Diabetiker nach der Maxime zu behandeln, dass beim HbA1c-Wert alles unter 8% gut ist, sei eindeutig die falsche Konsequenz aus den großen Diabetesstudien der letzten Jahre, betonte Dr. Elmar Jäckel von der Medizinischen Hochschule Hannover. Zu optimalen Ergebnissen bei möglichst vielen Patienten gelange nur, wer das HbA1c-Ziel individuell festlege. So habe schon die ACCORD-Studie gezeigt, dass Patienten mit einer nicht länger als zehn Jahre zurückliegenden Diabetes-Diagnose im Hinblick auf Herzinfarkte und Schlaganfälle sehr wohl von einer strengen HbA1c-Einstellung profitierten. Komplikationen traten in dieser Studie vor allem bei Patienten mit lang bestehendem Diabetes und häufigen Hypoglykämien auf. Entscheidend dürfte dabei der Zustand der Blutgefäße sein, so Jäckel. Wer in der Kardio-CT wenig oder keinen Koronarkalk zeige, der profitiere kardiovaskulär stark von niedrigen HbA1c-Werten. Wer dagegen einen hohen Kalk-Score (als Zeichen bereits stark vorgeschädigte Blutgefäße) aufweise, der ziehe weit weniger kardiovaskulären Nutzen aus der strengen Zuckersenkung*. In Summe empfahl Jäckel im ersten Krankheitsjahrzehnt und ohne KHK einen Zielwert von 6,5%. Wer mehr als zehn Jahre krank ist oder eine KHK hat, für den sollte der Zielkorridor bei 7–7,5% liegen. Und in der Geriatrie seien Werte bis 8% in Ordnung. Hinsichtlich der Frage, was im Praxisalltag bei Patienten zum Einsatz kommen sollte, bei denen Metformin alleine nicht mehr ausreicht, lenkte Jäckel nicht zuletzt wegen guter Sicherheitsdaten den Blick auf die Gliptine (z. B. Sitagliptin, Januvia®). Im Vergleich zu Placebo sei bisher keinerlei erhöhtes kardiovaskuläres Risiko und auch keine erhöhte Inzidenz von Pankreaserkrankungen zu verzeichnen.