Bei rund 20% der Patienten mit Morbus Crohn ist mit der Entwicklung perianaler Fisteln zu rechnen. Wegen der enormen Belastung durch das Fistelleiden ist es wichtig, Risikopatienten frühzeitig zu identifizieren und alle Register zu ziehen, um den Komplikationen durch eine adäquate antientzündliche Behandlung entgegen zu wirken. Risikofaktoren sind nach Prof. Dr. Britta Siegmund, Medizinische Klinik I der Berliner Charité-Universitätsmedizin, ein Kolonbefall sowie ein Nikotinabusus und generell weisen Männer mit Morbus Crohn häufiger als Frauen einen fistulierenden Verlauf auf.

Die Behandlung kann zunächst konservativ erfolgen per Fadendrainage und mittels Antibiotika. Es ist nach Siegmund außerdem ein Therapieversuch mit Azathioprin gerechtfertigt. Langfristig kann außerdem versucht werden, durch die Gabe eines TNF-alpha-Blockers einen Fistelschluss zu erwirken. „Entscheidend bei der medikamentösen Behandlung ist zudem die effektive Therapie der intestinalen Entzündung“, betonte die Medizinerin. Liegen entsprechende Risikofaktoren vor, so sollte aus ihrer Sicht schon frühzeitig eine effektive Immunsuppression eingeleitet werden. Denn je länger eine Entzündung besteht, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für anhaltende Läsionen und eine Fistelbildung.

Fistelspaltung als Alternative zur Fadendrainage

Häufig muss dann aber doch früher oder später chirurgisch interveniert werden. Viele Patienten aber werden, so Privatdozent Dr. Jörn Gröne, Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Thoraxchirurgie der Charité-Universitätsmedizin in Berlin, aus Furcht, es könne zur Inkontinenz kommen, erst vergleichsweise spät beim Chirurgen vorstellig.

Bei symptomatischen einfachen Fisteln, also solchen, die den Schließmuskel nicht oder nur marginal durchziehen, ist die Fistelspaltung eine Alternative zur dauerhaften Fadendrainage. Sie führt laut Gröne bei mehr als 90% der Patienten zur Ausheilung.

Generell ist nach seiner Darstellung bei Analfisteln eine frühzeitige interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig. Erfolgt diese, so kann durch Kombination medikamentöser und chirurgischer Verfahren bei zwei Drittel der Patienten eine adäquate Symptomkontrolle mit entsprechender Besserung der Lebensqualität oder gar eine Heilung erwirkt werden.

Bei therapierefraktärem kompliziertem Fistelleiden ist nach Siegmund auch die Anlage eines vorübergehenden Stomas zu erwägen, eine Maßnahme, die allerdings unter den Experten vor Ort kontrovers diskutiert wurde.