Mit Erwartungen ist das so eine Sache. Sind sie zu hoch oder zu optimistisch, werden sie leicht enttäuscht – oder im Bestreben, sie zu realisieren, werden rücksichtslos Widerstände aus dem Weg geräumt. Sind sie eher ambivalent oder niedrig angesetzt, werden sie zwar weniger oft enttäuscht, der – lähmende – Einfluss auf das eigene Verhalten ist aber nicht zu unterschätzen. Der Umgang damit ist also entscheidend und in jedem Fall bestimmen sie als Projektion in die Zukunft diese mit.

Sie beeinflussen die Kommunikation, den Erfolg – oder Misserfolg – von Projekten oder auch die eigene Karriere. Erwartungen können den Verlauf einer Operation ebenso mitbestimmen, wie die Wirkung einer Therapie. Die Wirksamkeit des Placebo ist prägnantes Beispiel dafür. Diese bewusste oder unbewusste Selbstmanipulation wirft immer wieder neue Aspekte und Fragen auf. Zu unterschiedlich ist das Individuum in seiner ganz speziellen Situation und zu viele Komponenten spielen jeweils in das Geschehen, um den einen entscheidenden Faktor zweifelsfrei identifizieren und instrumentalisieren zu können. In vielen Fällen spielt auch schlicht der Zufall eine Rolle.

Je sensibler und verletzlicher eine Person ist, desto stärker beeinflussbar ist sie in ihren Erwartungen und meist auch Hoffnungen. Deshalb sollte im Gesundheitsbereich das Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Verhaltens und der Kommunikation besonders hoch sein. Im Alltag geht das leider schnell verloren und die Folgen können weitreichend sein. Für alle Seiten. Eines von vielen Themen, das trotz Versuchen der Standardisierung immer wieder zu kurz kommt, ist die ärztliche Aufklärung. Keine Zeit, keine Nerven, kein Raum – und so viele Fragen offen. Für den speziellen Fall der ärztlichen Aufklärung und Einwilligung im Zusammenhang mit klinischen Prüfungen von Arzneimitteln gibt es ab 1. Jänner 2025 eine neue europäische Leitlinie. Köglberger et al. beantworten in dieser Ausgabe des wiener klinischen Magazins häufig gestellte Fragen zu diesem Thema. Die Ärztin oder der Arzt beeinflusst naturgemäß die Erwartungshaltung der Patientin und des Patienten und ihre oder seine Bereitschaft zur Teilnahme und zur Kooperation im Behandlungsprozess. Das trägt nicht nur zur vorgesehenen Einhaltung der Therapie bei, sondern kann auch das Ergebnis beeinflussen. Im optimalen Fall positiv für alle Beteiligten

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Verena Kienast