Zusammenfassung
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1.
Die Untersuchungen gehen von Jarowisationsreihen von 14 Zierpflanzenarten aus (Samenjarowisation bei +3° C), die ihre Heimat in geographisch sehr verschiedenen Gebieten der Erde haben und nebeneinander im Kurztag und im Langtag kultiviert worden sind.
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2.
Mittels verschiedener Methoden wird der Grad der photoperiodischen Angepaßtheit zahlenmäßig erfaßt, insbesondere dient die durch die Jarowisation hervorgerufene Modifizierung des photoperiodischen Effektes als Maßstab für die photoperiodische Angepaßtheit.
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3.
Es ergibt sich, daß Pflanzen, die ihre Heimat in mittleren geographischen Breiten (um 35–40°) haben, durchschnittlich strenger photoperiodisch angepaßt sind als Pflanzen, die aus höheren oder niedrigeren geographischen Breiten stammen. Unter den Pflanzen mittlerer geographischer Breiten sind nebeneinander die ausgeprägtesten Kurztagpflanzen und die ausgeprägtesten Langtagpflanzen vertreten.
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4.
Diese Feststellung wird auf folgende Weise erklärt: Der Grad der photoperiodischen Angepaßtheit steigt zunächst mit zunehmender jährlicher Amplitude der Photoperiodik, erreicht bei etwa 35–40° geographischer Breite sein Maximum und verringert sich mit weiterhin zunehmender geographischer Breite in dem Maße, in dem sich die Vegetationsperiode und damit die physiologisch wirksame photoperiodische Amplitude durch Kälteperioden verringert.
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5.
Der gleiche Zusammenhang zwischen geographischer Breite und photoperiodischer Angepaßtheit ergibt sich unter Berücksichtigung von 64 weiteren Pflanzenarten, die von mindestens je 5 verschiedenen Autoren auf ihr photoperiodisches Verhalten untersucht sind.
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6.
Die relative Häufigkeit des Vorkommens von Kurztagpflanzen nimmt mit zunehmender geographischer Breite ab, die relative Häufigkeit der Langtagpflanzen dagegen nimmt mit zunehmender geographischer Breite zu. Die relative Häufigkeit der Kurz- und Langtagpflanzen und der Grad der photoperiodischen Angepaßtheit hängen somit in ganz verschiedener Weise von der geographischen Breite ab.
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Junges, W. Beziehungen zwischen der photperiodischen Angepasstheit der Pflanzen und der geographischen Breite ihrer Heimat. Planta 49, 11–32 (1957). https://doi.org/10.1007/BF01945060
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