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Patentwesen und Patentämter – Von Aufgaben und Anreizen

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Kreation Innovation Märkte - Creation Innovation Markets
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Zusammenfassung

Die wichtigen Initiativen einiger Münchener Patentanwaltskanzleien sowie einiger Großanmelder von 2018 und 2022 haben das Thema Patentqualität wieder auf die Tagesordnung gebracht. Das Interesse der Patentöffentlichkeit galt dabei lange weniger der Arbeit der Patentämter. Tatsächlich weisen Patentämter aber ebenso wie das Patentwesen Merkmale auf, die sie erheblich von anderen staatlichen Behörden unterscheiden: In vielen Staaten wurde ihnen die Rolle eines Profitcenters zugewiesen, weil sie selbst ihren Unterhalt sichern und überdies nicht unerhebliche Beiträge zu den nationalen Haushalten ihrer Staaten beitragen müssen. Interessanterweise sind Patentämter im Gegensatz zu anderen Stakeholdern des Patentsystems von der Qualität der von ihnen erteilten Patente kaum betroffen. Statt Qualitätsdruck besteht eher Erteilungsdruck, der der Qualität abträglich sein kann. Der vorliegende Beitrag adressiert die Bedeutung der Patentämter im Patentsystem und untersucht neben den Interessen der beteiligten Stakeholder die teils kritisch zu würdigenden Dynamiken des „Geschäftsmodells“ zahlreicher, wenngleich nicht aller Patentämter sowie der von ihnen gelieferten Patentqualität. Einige Fragen empfiehlt der Beitrag ausdrücklich zur weiterführenden Bearbeitung.

Prof. Dr. jur. Christoph Ann LL.M. (Duke Univ.), TUM School of Management, Munich Intellectual Property Law Center (MIPLC), Distinguished Guest Professor (Global) Keio University, Graduate School of Law, vormals Richter am LG Mannheim (Patentstreitkammer)

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Notes

  1. 1.

    Merger (1999), S. 591 beschreibt die Perzeption von Patentämtern markant als „‚black box‘ bureaucracy out of which patents emerge“.

  2. 2.

    Hess et al. (2014), S. 439; dazu auch Hüttermann (2016), S. 101.

  3. 3.

    Henkel und Zischka (2019), S. 195–239.

  4. 4.

    Einordnung bei Ann (2016a), S. 245–252; Ann (2016b), Ann (2018), S. 1114.

  5. 5.

    Für die Berichterstattung des Anwaltsportals JUVE s. Klos (2018).

  6. 6.

    https://www.epo.org/about-us/services-and-activities/quality/policy_de.html, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  7. 7.

    Bayer, Ericsson, HP, Nokia, P&G, Qualcomm, Roche, Siemens, Syngenta and Vodafone. Inzwischen beteiligen sich jedenfalls auch ATOS, Deutsche Telekom, Drägerwerk AG & Co. KGaA, Eraeus, Iveco Group N.V., MTU, Physik Instrumente (PI) GmbH & Co. KG, Siemens Healthineers, Singend, Volvo und Tetra Pak.

  8. 8.

    Ann et al. (2015), S. 63.

  9. 9.

    Richter (2022).

  10. 10.

    Besagte Desirables wurden hauptsächlich über LinkedIn kommuniziert, finden sich aber auch spezifiziert im Brief an das EPA, s. Richter (2023).

  11. 11.

    Patent Quality. Can it be put back on the EPO’s agenda?, https://wolterskluwerblogs.com/patent/wp-content/uploads/sites/52/2023/03/sc23024cp.pdf, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  12. 12.

    Richter (2023).

  13. 13.

    EPA Annual Review 2019, 9 f., https://documents.epo.org/projects/babylon/eponet.nsf/0/7CC1E141C8A90412C12585970034B5B2/$FILE/Annual_review_2019_en.pdf, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  14. 14.

    IP5 Statistics Report 2019, https://www.fiveipoffices.org/sites/default/files/attachments/ce2a127c-bf37-4548-9dca-4c5553d6834b/IP5_Statistics_Report_2019_full_revised_25012021.pdf, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  15. 15.

    Vgl. S. 2 bzw. S. 8 des EPA Patent Index 2021, https://documents.epo.org/projects/babylon/eponet.nsf/0/654A7983D62B1C87C12587FE005EDE11/$File/Patent_Index_2021_statistics_at_a_glance_en.pdf, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  16. 16.

    So schon die Ausführung des ehemaligen Vizepräsidenten des DPMA Günther Schmitz, zitiert bei Geiß (2012), S. 373.

  17. 17.

    Dabei betrug in den vom DPMA ausgewiesenen Gebühreneinnahmen, die an den Bundeshaushalt abgeführt werden, der EP-Anteil nach Auskunft des DPMA im Jahr 2022 rund 48,4 %. S. im Übrigen DPMA Jahresberichte 2018–2021 sowie Pressemitteilung v. 09.03.2023, https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/jahresberichte/index.html bzw. https://www.dpma.de/service/presse/pressemitteilungen/09032023/index.html, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  18. 18.

    Vgl. Merger (1999), S. 592 f.; Manu (2017) S. 817 f.

  19. 19.

    Vgl. auch den entsprechenden Hinweis der ehemaligen Präsidentin des Bundespatentgerichts Beate Schmidt, zitiert bei Geiß (2012), S. 379.

  20. 20.

    Merger (1999), S. 592.

  21. 21.

    Vgl. Frakes und Wasserman (2017), S. 5 ff., 13 f., die für das USPTO die Aufgabe der issuance fees bei gleichzeitiger Erhöhung der examination fees vorschlagen.

  22. 22.

    Frakes und Wasserman (2017), S. 8.

  23. 23.

    Demgegenüber für das USPTO Marco et al. (2017), S. 4 ff. Für das EPA s. aber die Studie von Friebel et al. (2006), S. 54 ff., insb. S. 92 ff., die zudem einen Vergleich zur Incentivierung durch das USPTO anstellt.

  24. 24.

    Mit anderem Blick auf das USPTO und mögliche Strategien einzelner Prüfer zur Maximierung sogenannter „counts“ Tu (2012), S. 7 ff.

  25. 25.

    Frakes und Wasserman (2017), S. 11 ff.

  26. 26.

    Vgl. näher etwa die auf breiter Datengrundlage basierenden Untersuchungen von Tu (2012), S. 1 ff.; Tu (2020), S. 135 ff.

  27. 27.

    Zum Zusammenhang mit der Patentqualität auch Tu (2015), S. 233.

  28. 28.

    Jedenfalls mit Blick auf die Prozessqualität führte die Präsidentin des DPMA Eva Schewior auf dem DPMAnutzerforum 2021 etwa aus, die von vielen europäischen Ämtern bereits eingeführten Qualitätsmanagement-Systeme nach ISO 9001 sollen auch im DPMA Anwendung finden, https://www.dpma.de/dpma/veranstaltungen/dpmanutzerforum/bisherige_dpmanutzerforen/nf_21/rueckblick/index.html, zuletzt besucht am 28. März 2023. Produktqualität ist hingegen schwieriger zu bestimmen, Geiß (2012), S. 376.

  29. 29.

    S. die theoretischen Modellüberlegungen auch unter Bezugnahme auf das EPA bei Schuett (2013), S. 313 ff. Vgl. auch die Vorschläge von Merger (1999), S. 609 zur Ermittlung einer error rate.

  30. 30.

    Anders für das USPTO, zu dessen Arbeitsweise bereits seit den 2000er-Jahren tiefer gehende Untersuchungen existieren, vgl. nur Bessen und Meurer (2009), Lemley (2001), S. 1495 ff.

  31. 31.

    Demgegenüber schränkte hinsichtlich des USPTO 2013 der America Invents Act die als fee diversion bezeichnete Praxis stark ein. Seitdem werden die erwirtschafteten Deckungsbeiträge dem Patent and Trademark Fee Reserve Fund zugeleitet, dessen Reserven nur zur Verwendung durch das USPTO bestimmt sind. S. Frakes und Wasserman (2017), S. 8.

  32. 32.

    DPMA Pressemitteilung v. 09.03.2023, https://www.dpma.de/service/presse/pressemitteilungen/09032023/index.html, zuletzt besucht am 28. März 2023.

  33. 33.

    DPMA Jahresbericht 2021, S. 77.

  34. 34.

    Mit der Zurückweisung von Anmeldungen verhält sich dies anders, denn sie verursacht für Patentämter Aufwand; zum einen weil die Kosten einer seriösen Prüfung aus den politisch für KMU niedrig gehaltenen Prüfungsgebühren nicht zu decken sind, zum anderen weil Anmelder/vertreter nachsetzen, was eine Zurückweisung nochmals teurer macht. Drittens schließlich entstehen hier Opportunitätskosten in Gestalt ausbleibender Annuitäten.

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Ann, C. (2024). Patentwesen und Patentämter – Von Aufgaben und Anreizen. In: Thouvenin, F., Peukert, A., Jaeger, T., Geiger, C. (eds) Kreation Innovation Märkte - Creation Innovation Markets. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-68599-0_45

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