Zusammenfassung
Prothesen sind technische Instrumente zur Modifikation des Körpers, die im Rahmen von Optimierungsprozessen zwischen zweckbezogener Reparatur und zweckoffener Selbstgestaltung changieren. Auf der einen Seite geht es um die Wiederherstellung von Funktionen, indem Fehlendes ersetzt und Unvollständiges vervollständigt wird. Auf der anderen Seite geht es um eine von einer strikten Orientierung an Normalfunktionen befreite, selbstbestimmte Positionierung des Subjekts mit Hilfe von Technik. Diese zwei Gesichter der Optimierung durch Prothetisierung spielen ineinander, wenn Prozesse der Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Prothesen betrachtet werden. Zudem laufen trotz der offenbar widerstrebenden Intentionen beide Momente an der theoretischen Grundlinie zusammen. Insofern lassen Prozesse der Prothetisierung der Neuzeit auch Spezifika des gegenwärtigen Optimierungsdenkens sowie Perspektiven der Neuorientierung sichtbar werden.
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Stöhr, R. (2024). Prothesen. In: Dederich, M., Zirfas, J. (eds) Optimierung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67307-2_48
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