Zusammenfassung
Die Zulässigkeit der Durchführung von Strafverfahren wegen Mord-Taten, die vor Ende des Zweiten Weltkriegs und somit vor einem Dreivierteljahrhundert begangen wurden, hängt von der Einschlägigkeit des § 78 Abs. 2 StGB ab. Der Autor hält die Anwendung dieser Norm für einen Verstoß gegen das Rückwirkungsverbot des Art. 103 Abs. 2 GG. Er wendet sich zudem gegen die Einbeziehung der Beihilfe zum Mord in den Tatbestand des § 78 Abs. 2 StGB. Der Justiz wirft er vor, dass in den Verfahren und Urteilen der räumliche Geltungsbereich des deutschen Strafrechts nicht thematisiert wird. Schließlich macht er auf Widersprüche zu Prinzipien des Jugendstrafrechts aufmerksam. Dem Gesetzgeber empfiehlt er die Abschaffung des § 78 Abs. 2 StGB.
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Notes
- 1.
Siehe Bettina Weißers Beitrag in diesem Band.
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- 8.
- 9.
Das betrifft Straftaten, deren Verjährung sich nach § 78 Abs. 3 Nr. 2 bis Nr. 5 StGB richtet.
- 10.
Kargl, 2019, Rn. 406.
- 11.
Dannecker & Schuhr, 2020, § 1, Rn. 428: „Damit beeinflusst die Verjährungsdauer die Höhe des Unrechts (und umgekehrt)“.
- 12.
Dannecker & Schuhr, 2020, § 1, Rn. 428.
- 13.
Dannecker, 1993, S. 334.
- 14.
Frister, 2020, Kap. 4 Rn. 38.
- 15.
- 16.
Auch der Tötungsdelikts-Fall „Lolita Brieger“, den Tonio Walter als Beispiel für ein nie versiegendes Bedürfnis nach Schaffung von Gerechtigkeit durch Vergeltung anführt, spricht dafür, die Spätverfolgung unabhängig vom Vorliegen eines Mordmerkmals, also auch bei Totschlag, verjährungsrechtlich zu ermöglichen, Walter, 2014, S. 372.
- 17.
Asholt, 2016, S. 463.
- 18.
Totschlagstaten waren im Jahr 1978 bereits verjährt, weshalb zu diesem Zeitpunkt eine rückwirkende Unverjährbarkeit nicht mehr möglich gewesen wäre.
- 19.
Asholt, 2016, S. 467.
- 20.
Dannecker, 1993, S. 334.
- 21.
- 22.
So z. B. im Urteil des LG Lüneburg vom 15. Juli 2015 gegen Oskar Gröning, vgl. den Entscheidungstext bei T. Vormbaum (Hrsg.) 2017, S. 408.
- 23.
„Die Strafgesetze des Deutschen Reichs finden Anwendung auf alle im Gebiete desselben begangene strafbaren Handlungen, auch wenn der Täter ein Ausländer ist“.
- 24.
Weißer, 2019, § 7, Rn. 6; Werle & Jeßberger, 2020, § 7, Rn. 44.
- 25.
So im Ergebnis auch Hoyer, 2017, § 7, Rn. 5.
- 26.
- 27.
Streng, 2020, Rn. 39.
- 28.
Saliger, 2017, § 78, Rn. 7.
- 29.
- 30.
- 31.
- 32.
Greger & Weingarten, 2020, § 78, Rn. 6.
- 33.
In Bezug auf die öffentliche Aufforderung zum Mord (§ 111 i. V. m. § 211 StGB) ist das h. M.; vgl. Saliger, 2017, § 78, Rn. 7.
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Mitsch, W. (2023). Verfolgbarkeit von Mordgehilfen 75 Jahre nach der Tat. In: Vormbaum, M. (eds) Spätverfolgung von NS-Unrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66478-0_17
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