Zusammenfassung
Innere Freiheit und Unfreiheit werden als Begriffe einer philosophischen Psychologie vorgestellt und in heuristischer Absicht in die Psychiatrie und Psychotherapie übertragen. Ihre Relevanz wird aus der modernen Bedeutung von Selbst und Autonomie abgeleitet. Die Voraussetzung ihrer psychiatrisch-psychotherapeutischen Brauchbarkeit ist die konsequente phänomenologische Perspektive auf Grundstrukturen des Erlebens. Dieses wird unter den Bedingungen der wichtigsten psychischen Störungsbilder und ihrer je spezifischen Einschränkungen der Freiheitsgrade im Denken, Erleben, Erinnern, Handeln untersucht. Aus der Dialektik von Freiheit und Unfreiheit wird auf die Möglichkeit des therapeutischen Umgangs mit innerer Unfreiheit hingewiesen.
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Reuster, T. (2022). Psychische Störungen als Verlust der inneren Freiheit. In: Reuster, T., Schönknecht, P. (eds) Brücken zwischen Psychiatrie und Philosophie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64295-5_7
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