Zusammenfassung
Der Titel des Films Seven bezieht sich auf die sieben Todsünden: Im Film von David Fincher (1995) werden diese von einem Serienmörder grausam inszeniert. Die Todsünden sind Spezialform des „Tabus“: Mit einem Tabu wird verboten, was wir eigentlich unbedingt ausleben wollen. Deswegen werden in diesem Beitrag die einzelnen Todsünden aus der christlichen Litanei nicht bloß aufgeschlüsselt, historisch und psychologisch eingeordnet und mit der Dramaturgie des Films verzahnt, sondern auch die Lust hinterfragt, die durch den Bruch des Tabuisierten entsteht. Anhand des ikonischen Endes des Films – es gilt als eines der überraschendsten und erschreckendsten der Filmgeschichte – wird ein Zugang zum Skandalösen im Film entdeckt, den der Autor im Umgang mit Situationen findet, „in denen wir uns komplett anders verhalten, als wir es zuvor geglaubt und behauptet haben“. Als skandalös empfinden wir offenbar anstößiges Verhalten, mit dem wir uns abseits der eigenen Zivilisiertheit bewegen. Die reißerische Spannung zwischen unserer Kultiviertheit und der Verlockung, die nach Ausbruch der eigenen Triebhaftigkeit drängt, treibt der Film Seven bis zum äußersten.
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Kraft, H. (2019). Es gibt kein gutes Ende. In: König, H., Piegler, T. (eds) Skandalfilm? – Filmskandal!. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58318-0_27
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