Zusammenfassung
Im Laufe nur eines Jahrzehnts hat die Wissensgesellschaft einen massiven Technisierungsschub erlebt, der in seiner Durchschlagskraft und Geschwindigkeit seinesgleichen sucht. Mittlerweile sind nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche (bis hin zur Privatsphäre) in einem zuvor kaum vorstellbaren Maße von Technik durchdrungen, welche immer stärker autonom agiert und zum Knotenpunkt umfassender Datennetze wird.
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Notes
- 1.
Das Beispiel der Deutschen Bahn demonstriert anschaulich, dass die immer engere Taktung des Zugverkehrs in den letzten Jahrzehnten zwar die Produktivität gesteigert, zugleich aber auch die Anfälligkeit für Störungen vergrößert hat.
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Aus Gründen der verbesserten Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.
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www.google.org/flutrends/about (08.02.2016).
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Beispielweise kann der Autopilot eines Flugzeugs automatisch vom Reiseflug- in den Sinkmodus wechseln, und das Rechtschreibprogramm eines Smartphones oder Computers kann automatisch von Klein- auf Großschreibung umstellen.
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Die Grenzen der vier Perzentilgruppen sind durch Linien markiert.
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Piloten verfügen – anders als Autofahrer – nur über eine einzige Musterberechtigung („type rating“), können also z. B. entweder Airbus- oder Boeing-Flugzeuge fliegen, zumeist auch nur einen bestimmten Typ (A 320 oder A 380). Der Wechsel ist aufwändig und erfordert eine umfangreiche Umschulung nebst Prüfung.
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Zum Zusammenhang von praktischen Erfahrungen und Kontrollempfinden gibt es bislang nur sehr wenige Studien, z. B. Larsson 2012.
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Man denke z. B. an die (tägliche) Entscheidung, mit welchem Verkehrsmittel der Weg zur Arbeit zurückgelegt wird. Auf der Mikroebene finden wir somit typischerweise wenig Komplexität.
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Vgl. auch das Konzept der Ko-Regulierung von Staat und Gesellschaft (Spindler und Thorun 2015), das aber insofern etwas „zahnlos“ wirkt, als es auf Sanktionsdrohungen verzichtet und somit den Staat zu einem schwachen Mitspieler im Konzert der gesellschaftlichen Akteure macht.
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Weyer, J. (2019). Autonome Technik außer Kontrolle? Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung komplexer Systeme in der Echtzeitgesellschaft. In: Woopen, C., Jannes, M. (eds) Roboter in der Gesellschaft. Schriften zu Gesundheit und Gesellschaft - Studies on Health and Society, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57765-3_6
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