Skip to main content

Zeugen Jehovas – Interaktion und Identität

  • Chapter
  • First Online:
Identitätsforschung in der Praxis

Zusammenfassung

Der Beitrag von Jule Bumiller, Mariono Flores und Nils Roth steht als Beispiel für eine Ethnographie. Die Autor_innen präsentieren in ihrem Beitrag „Zeugen Jehovas – Identität und Interaktion“ eine Untersuchung der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas entlang der Grounded Theory (Methodologie). Getrieben von der Suche nach deren Strukturen und der Stellung des Individuums in der stark abgeschlossenen Gemeinschaft, begaben sie sich mitten hinein. Die Beobachtung der wöchentlichen Zusammenkünfte, die Analyse des Wachturms sowie eines Gruppeninterviews ermöglichte ihnen einen seltenen Einblick. Ein wesentliches Ergebnis ihrer Studie ist der Umgang mit Individualität. Die Freiräume, die genutzt werden, um beispielweise Grenzziehungen viel weniger streng als erwartbar vorzunehmen, werden von der Gruppe herausgearbeitet. Aber auch der weiterhin für die befragten Mitglieder prägende Kontakt mit Menschen und Themen, die außerhalb der Gemeinschaft stehen, war überraschend.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 37.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Aus forschungsethischen Gründen haben wir den Ortsnamen und alle Personennamen anonymisiert.

  2. 2.

    Der Wachtturm ist eine religiöse Zeitschrift, die von den Zeugen Jehovas herausgegeben wird. Es gibt zwei unterschiedlich Ausgaben. Eine ist für die Öffentlichkeit bestimmt und die andere als Studienausgabe gedacht. Sie wird speziell für Zeugen Jehovas und Personen, die in ihrem Bibelstudium gewisse Fortschritte erkennen lassen, gedruckt. Sie befasst sich mit der Bibel, ihrer Auslegung und den Konsequenzen für die Lebensführung.

  3. 3.

    Die folgende Zitierungsweise ergibt sich aus den Angaben der Studienausgabe der Wachtturm-Zeitschrift, die in gewissen Zeiträumen herausgegeben wird. (Diese ist nicht auf einen spezifischen Schriftsteller zurückzuführen, sondern auf eine organisatorische Zentraleinrichtung, die als Wachtturm-Gesellschaft sich ernennt).

  4. 4.

    An dieser Stelle sparen wir uns eine ausführlichere Positionierung in der Debatte zwischen den Lagern Strauss und Corbin vs. Glaser. Angemerkt sei aber, dass wir einige Entwicklungen Glasers nach The Discovery of Grounded Theory wie etwa Code-Familien für einen Rückschritt halten, nehmen aber seine Kritik an der Strauss'schen „Forcierung und Rahmung von Daten” durchaus ernst (vgl. bspw. Glaser 1992; Keller 2005).

  5. 5.

    Aus Sicht der Zeugen Jehovas eine Person, die man potenziell als zukünftiges Mitglied gewinnen kann.

  6. 6.

    Wir sparen uns hier die Diskussionen, die man im Anschluss an „Sequenzanalyse “ führen könnte. Wo und wann sich Sinn konstituiert, wo er objektiv oder subjektiv ist. Unsere Grundprämisse ist, dass sich subjektiver Sinn in der Transkription objektiviert. Zu sequenzanalytischen Verfahren siehe: Kraimer 2000; Strauss und Corbin 1996.

  7. 7.

    Auch wenn es den Leser inzwischen ermüden mag, weisen wir auch hier darauf hin, dass dieses Vorgehen einer Zusammenfassung der Ergebnisse gleichkommt. Insbesondere die Theoriebildung erfolgte nicht, wie man angesichts der gestrafften Darstellung vermuten könnte, jeweils im Anschluss an einzelne Themengebiete, sondern größtenteils erst nach der Analyse des gesamten Materials. Denn wie angedeutet wurden viele Dinge erst in ihren emergenten Zusammenhängen deutlich und damit theoretisierbar.

  8. 8.

    Wie werden auch in der deutschen Übersetzung Me, I und Self verwenden, da „Ich“ und „ICH“ mehr zur Verwirrung betragen, als irgendetwas zu illuminieren.

  9. 9.

    Den Wissensdiskurs verstehen wir als die Gesamtheit der religiösen Überzeugungen der Zeugen Jehovas, der sich kanonisiert z. B. in einer eigenen Bibelinterpretation, der Neuen-Welt-Übersetzung, wiederfindet.

  10. 10.

    Dieses Vorgehen ist bei „Religionsgemeinschaften“ nicht ungewöhnlich. Man denke etwa an Scientology, die ihre Grenzen universal ziehen. Jedoch ist hier das absolute Kriterium nicht Wahrheit, sondern profanerweise monetäre Leistungsfähigkeit. Dieses Kriterium ist bei den Scientologen eines, an dem auch die Handlungen in hohem Maße orientiert sind. Kein Geld – kein Zugang (vgl. Willms 2005).

  11. 11.

    Wie man bei den Zeugen Jehovas beispielsweise bei der Wahl des Ehepartners sehen kann, bei der die Unterscheidung Zeuge/Nicht-Zeuge von äußerster Relevanz zu sein scheint. Nur konnten wir einen solchen Auswahlprozess empirisch nicht begutachten.

  12. 12.

    Wir haben versucht, möglichst nah am Sprachgebrauch des Wachtturms zu bleiben.

  13. 13.

    Der Begriff findet auch in katholischen Gebieten Anwendung. Hauptsächlich aber in evangelischen Gemeinden Nord- und Mitteldeutschlands.

Literatur

  • Abels, H. (2009). Wirklichkeit: Über Wissen und andere Definitionen der Wirklichkeit, über uns und andere, Fremde und Vorurteile. Wiesbaden: Springer VS, 2009.

    Google Scholar 

  • Beckford, J. A. (1975). The trumpet of prophecy. A sociological study of jehovas witnesses. New York: John Wiley & Sons.

    Google Scholar 

  • Blumer, H. (1948). Public Opinion and Public Opinion Polling. American Sociological Review, 13, 524–554.

    Article  Google Scholar 

  • Blumer, H. (2013) Symbolischer Interaktionismus. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bude, H., & Dellwing, M. (2013). Eine Wissenschaft der Interpretation. In: H. Blumer(Hrsg.), Symbolischer Interaktionismus (S. 7–26.) Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Charmaz, K. (2003). Qualitative interviewing and grounded theory analysis. In J. A. Holstein & J. F. Gubrium Editor (Hrsg.), Inside Interviewing. New Lenses, New Concerns (S. 311–330). Thousand Oaks: Sage Publ.

    Google Scholar 

  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich. (2014). Studienausgabe vom 15 November 2014, Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft der Zeugen Jehovas. Selters/Taunus: Wachtturm Bibelund Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, e. V.

    Google Scholar 

  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich. (2015a). Studienausgabe vom 15 Januar 2015, Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft der Zeugen Jehovas. Selters/Taunus: Wachtturm Bibelund Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, e. V.

    Google Scholar 

  • Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich (2015b). Studienausgabe vom 15 April 2015, Wachtturm Bibel- und Traktat- Gesellschaft der Zeugen Jehovas. Selters/Taunus: Wachtturm Bibelund Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas, e. V.

    Google Scholar 

  • Emcke, C. (2000). Kollektive Identitäten. Sozialphilosophische Grundlage. Frankfurt a.M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Geertz, C. (1973). The interpretation of cultures: Selected essays (S. 3–33). New York: Basic Books.

    Google Scholar 

  • Glaser, B. (1992). Basic of Grounded Theory Analysis. Mill Valley: Cal. Sociology Press.

    Google Scholar 

  • Glaser, B. G., & Strauss, A. L. (2010). Grounded theory. Strategien qualitativer Forschung. 3. Auflage. Bern: Huber.

    Google Scholar 

  • Godina, B. (2012). Die phänomenologische Methode Husserls für Sozial- und Geisteswissenschaftler, Ebenen und Schritte der phänomenologischen Reduktion. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Keller, R. (2005). Wissenssoziologische Diskursanalyse: Grundlegung eines Forschungsprogramms. Wiesbaden.

    Google Scholar 

  • König, R. (1958). Grundformen der Gesellschaft. Die Gemeinde (S. 79). In E. Grassi (Hrsg.), Rowohlts deutsche Enzyklopädie, Hamburg: Rowohlt.

    Google Scholar 

  • Kraimer, K.(2000). Die Fallrekonstruktion. Sinnverstehen in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Krappmann, L. (1969). Soziologische Dimensionen der Identität: Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen 7. Auflage Stuttgart: Klett-Cotta.

    Google Scholar 

  • Legewie, H., & Schervier-Legewie, B. (2011). „Forschung ist harte Arbeit, es ist immer ein Stück Leiden damit verbunden. Deshalb muss es auf der anderen Seite Spaß machen“, Anselm Strauss im Gespräch mit Heiner Legewie und Barbara Schervier – Legewie, In G. Mey & K. Mruck (Hrsg.), Grounded Theory Reader, 2. Auflage (S. 69–78). Wiesbaden.: VS Verlag für Sozialwissenschaften

    Google Scholar 

  • Lévi-Strauss, C. (1981). Das wilde Denken, 8. Auflage. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Luckmann, T. (1967). The invisible Religion. New York: Macmillan.

    Google Scholar 

  • Mead, G. H. (2013). Geist, Identität und Gesellschaft. 17. Auflage. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Simmel, G. (1983). Die Ausdehnung der Gruppe und die Ausbildung der Individualität, I ders., Schriften zur Soziologie. Eine Auswahl. Hrsg. und eingeleitet von Dahme und Ottheim Rammstedt, 4. Auflage. (S. 53–77) Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Strauss, A. (1978). A Social World Perspective. In N. K. Denzin (Hrsg.), Studies in Symbolic Interaction (S. 119–128). Greenwich: Jai Press.

    Google Scholar 

  • Strauss, A. (1993). Qualitative Analysis for social Scientists. Cambridge: University Press.

    Google Scholar 

  • Strauss, A., & Corbin, J. (1996). Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Willms, G. (2005). Scientology. Kulturbeobachtungen jenseits der Devianz. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

Internetquellen

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Jule Bumiller .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2018 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Bumiller, J., Flores Rödel, M., Roth, N. (2018). Zeugen Jehovas – Interaktion und Identität. In: Lindner, D., Gregor, A. (eds) Identitätsforschung in der Praxis. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54587-4_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54587-4_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-54586-7

  • Online ISBN: 978-3-662-54587-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics