Zusammenfassung
Die Ökonomie kennzeichnet einen sehr komplexen Verantwortungsbegriff. Kapitaleigner, Unternehmer und Manager besitzen in erster Linie Verantwortung für die wirtschaftlich erfolgreiche Führung eines Unternehmens, für seine Bestandserhaltung und -mehrung. Doch gerade weil privatwirtschaftliche Entscheidungen immer auch Entscheidungen von volkswirtschaftlicher Reichweite darstellen, beeinflussen sie auch die Entwicklungen des Gemeinwesens. Nicht von ungefähr formuliert Artikel 14 des Grundgesetzes der Bundesrepublik die soziale Verpflichtung des Eigentums. Als eine zentrale gesellschaftliche Gruppe mit besonderen Einflussmöglichkeiten und wirtschaftlichen Ressourcen, die in einer Volkswirtschaft erzeugt werden und dieser letztlich wieder zugute kommen sollen, sind die Akteure der Wirtschaft gefordert. Aus all dem erwächst eine über die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten hinausgehende Verantwortung, die sich auf das Gemeinwesen in lokaler, regionaler und globaler Hinsicht erstreckt.
Corporate Cultural Responsibility lässt sich also analog zu dem Schwesterbegriff Corporate Social Responsibility schon frühzeitig als die so empfundene Verantwortung von Wirtschaftsakteuren verstehen, die erwirtschafteten Ressourcen nicht ausschließlich in ihr Unternehmen zu stecken, sondern darüber hinaus Bereiche zu unterstützen, die ihnen als besonders förderwürdig erscheinen. Dies lässt sich über Jahrhunderte zurückverfolgen. Neben humanitären und philanthropischen Beweggründen lassen sich stets auch persönliche Interessen benennen. Diese richteten sich auf den Erwerb von Reputation und kulturellem Kapital, das sich über die Unterstützung von Kunsteinrichtungen, Künstlern und Museen generieren lässt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Literatur
Adloff F (2010) Philantropisches Handeln. Eine historische Soziologie des Stiftens. Campus, Frankfurt
Akerlof G, Shiller RJ (2009) Animal spirits. Wie Wirtschaft wirklich funktioniert. Campus Verlag, Frankfurt
Ambrosius G et al (2006) Moderne Wirtschaftsgeschichte: Eine Einführung für Historiker und Ökonomen. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
Augustine D (1994) Particians and Parvenus. Wealth and High Society in Wilhelmine Germany. Berg Publishers Ltd., Oxford
Berghoff H, Vogel J (2004) Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte. Ansätze zur Bergung transdisziplinärer Synergiepotenziale. In: Berghoff H, Vogel J (Hrsg) Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte: Dimensionen eines Perspektivenwechsels. Campus Verlag, Frankfurt a. M, S 9–42
Bien G (1990) Die aristotelische Ökonomik und die moderne Ökonomie. In: Wörz M, Dingwerth P, Öhlschläger R (Hrsg) Moral als Kapital. Perspektiven des Dialogs zwischen Wirtschaft und Ethik. Akademie der Diözese Rottenburg, Stuttgart, S 211–234
Esch A (1981) Über den Zusammenhang von Kunst und Wirtschaft in der italienischen Renaissance. Z für hist Forsch 8:179–222
Fear J (2009) Die Zukunft der Vergangenheit, In: Susanne A (Hrsg) Überschreitungen. Das Wechselspiel von Wirtschaft und Kunst im 19. Jahrhundert. Droste Vlg, Düsseldorf, S 25–46
Flöter J, Ritzi C (Hrsg) (2007) Bildungsmäzenatentum. Privates Handeln, Bürgersinn und kulturelle Kompetenz seit der Frühen Neuzeit. Böhlau, Köln
Frey M (1999) Macht und Moral des Schenkens. Staat und bürgerliche Mäzene vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bostelmann & Siebenhaar, Berlin
Friedman M (13 Sept 1970) The social responsibility of business is to increase its profits. NY Times Magazine
Frucht S, Schönhut F, Gudat A (2009) „ars viva“. Lebendige Kunst braucht Förderung. In: Susanne A (Hrsg.) Überschreitungen. Das Wechselspiel von Wirtschaft und Kunst im 19. Jahrhundert. Droste Verlag, Düsseldorf, S 47–52.
Gaehtgens TW, Schieder M (Hrsg) (1998) Mäzenatisches Handeln. Studien zur Kultur des Bürgersinns in der Gesellschaft. Bostelmann & Siebenhaar, Berlin
Galbraith, JK (2005) Die Ökonomie des unschuldigen Betruges. Vom Realitätsverlust der heutigen Wirtschaft. Pantheon, München
Grabow B (1995) Weiche Standortfaktoren. Kohlhammer, Stuttgart
Heidbrink L, Hirsch A (Hrsg) (2008) Verantwortung als marktwirtschaftliches Prinzip. Campus, Frankfurt a. M
Henning F-W (1981) Düsseldorf und seine Wirtschaft. Zur Geschichte einer Region, Bd 2: Von 1860 bis zur Gegenwart. Droste, Düsseldorf
Hilger S, Landwehr A (2011) Zur Einführung. Wirtschaft – Kultur – Geschichte: Stationen einer Annäherung. In: Hilger S, Landwehr A (Hrsg) Wirtschaft – Kultur – Geschichte. Positionen und Perspektiven. Franz Steiner, Stuttgart, S. 7–26
Kocka J, Frey M (1998) Bürgerkultur und Mäzenatentum im 19. Jahrhundert. B & S Siebenhaar, Berlin
Muschick S Die Zukunft wird jetzt gestaltet. Gute unternehmerische Kulturförderung gestaltet mit. Instiftung und Sponsoring 4/2015, Unternehm für Kult, S. 4–5.
Pierenkemper T (2005) Wirtschaftsgeschichte: eine Einführung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
Strachwitz RG (2009) Von Abbé bis Mohn – Stiftungen in Deutschland im 20. Jahrhundert. In: Adam T, Lässig S, Lingelbach G (Hrsg) Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich (= Transatlantische Historische Studien 38). Franz Steiner, Stuttgart, S 101–132
Thompson EP (1971) The making of the English working class. EA, London
Werner M (2011) Stiftungsstadt und Bürgertum. Hamburgs Stiftungskultur vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München
Weyer-von Schoultz M (1998) Düsseldorf – eine Industriestadt? Gedanken zur Verwendung des Terminus ‚Industriestadt‘ in der neuesten Stadtgeschichtsforschung. Düsseld Jahrb 69:159–191
Zimmermann C (1996) Die Zeit der Metropolen. Urbanisierung und Großstadtentwicklung. Fischer Taschenbuch, Frankfurt a. M
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2015 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Hilger, S. (2015). Corporate Cultural Responsibility – Zum Wechselspiel von Wirtschaft und Kultur aus historischer Perspektive. In: Steinkellner, V. (eds) CSR und Kultur. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47759-5_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-47759-5_2
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-47758-8
Online ISBN: 978-3-662-47759-5
eBook Packages: Business and Economics (German Language)