Zusammenfassung
Der Beitrag fokussiert Professionalisierungsprozesse in Bachelor-Studiengängen der Sozialen Arbeit an HAW sowie damit verbundene Debatten und gesellschaftspolitische Herausforderungen unter besonderer Berücksichtigung des hohen Anteils an Studienpionier:innen. Ausgehend von der Skizzierung der Ausgangslage werden Impulse zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit als zentrales Anliegen von Hochschule und Praxis erarbeitet und vielfältige Entwicklungsbedarfe identifiziert, die keinesfalls nur die sogenannten Studienpionier:innen, sondern auch Studierende aus akademischen Kontexten betreffen.
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Notes
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Der Begriff Ökonomisierung wird in der Sozialen Arbeit häufig für eine undifferenzierte Beschreibung all dessen herangezogen, was als einschränkende und zu beklagende Rahmenbedingungen erlebt wird. Tatsächlich beinhaltet er jedoch eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte (Emanuel 2015, S. 24 f.). In diesem Beitrag meint ‚Ökonomisierung‘ die Dominanz der Kostenkontrolle und ökonomischer Verwertbarkeit als Qualitätskonzept (Rose 2004, S. 214).
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Diese Information entstammt dem 12. Studierendensurvey und bezieht sich auf eine Entwicklung zwischen den Jahren 2000 und 2013. Im 13. Studierendensurvey wurde die Frage nach der Bedeutung von Wissenschaft und Forschung nicht gestellt.
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Der Begriff ‚neoliberal‘ ist in diesem Beitrag als historisch auf andere Formen des Liberalismus folgend gemeint und liefert eine Umschreibung eines bestimmten Verhältnisses von Gesellschaftsform, Sozialpolitik und Sozialer Arbeit (Biebricher 2019).
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Breuer-Nyhsen, J., Klomann, V. (2023). Studienpionier:innen, Soziale Arbeit und Professionalisierung: Zusammenhänge, Kontroversen und Ambivalenzen. In: Klomann, V., Schmidt-Koddenberg, A. (eds) Studienpionier:innen und Soziale Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40640-0_22
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