Zusammenfassung
Wettbewerbs- und Kostendruck aber auch zunehmend komplexer werdende inner- und außerbetriebliche Prozesse sind die Ursache dafür, dass Unternehmen professionelle Controlling-Systeme einführen. Dies trifft auch auf Unternehmen der Seniorenwirtschaft zu. Während Führungskräfte resp. das Management Entscheidungen treffen, ist das Controlling dafür zuständig, dem Management ergebnisoffen Informationen zu liefern, Planungsprozesse zu begleiten und Abstimmungs- bzw. Koordinationsaufgaben zu erfüllen. Dazu erhebt, verarbeitet und analysiert das Controlling Daten in Form von Kennzahlen. Das Ergebnis präsentiert sich in der Praxis als Abweichungsanalyse. Hier werden Planzahlen (Soll) mit tatsächlichen Zahlendaten (Ist) verglichen (syn.: Soll-Ist-Vergleich). Controlling-Daten bzw. Kennzahlen können eine strategische (langfristige) oder operative (kurzfristige) Perspektive haben. Dabei geht es im strategischen Controlling um Kennzahlen zur Effektivität, die spiegeln, ob unternehmerisch mittel- und langfristig auch die ‚richtigen Dinge‘ getan werden. Hier kommen in der Praxis häufig auch wirkungsbezogene Kennzahlen zum Einsatz. Dagegen arbeitet das operative Controlling eng an der Schnittstelle zum betrieblichen Rechnungswesen. Es erhebt Kennzahlen zur Bestimmung der wirtschaftlichen Effizienz und beantwortet die Frage, ob kurzfristig ‚die Dinge auch richtig‘ getan werden.
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Notes
- 1.
Der Terminus Seniorenwirtschaft umfasst viele Unternehmen, die sich nicht dem Sozial- und Gesundheitsbereich, sondern dem Bereich Kultur/Sport/Tourismus, Handwerk und Transport branchenzugehörig fühlen. Ihr gemeinsamer Nenner ist, dass sie sich mit ihren neuen/altersspezifisch angepassten Produkten erfolgreich einen ‚Marktzugang‘ zur Seniorenwirtschaft erschlossen haben.
- 2.
Erfolg ist betriebswirtschaftlich der Fachbegriff für Gewinn oder Verlust. Kaufmännisch ermittelt sich betrieblicher Erfolg durch Saldieren von Erträgen (wie z. B. Erlöse für erbrachte Pflege- und Betreuungsleistungen) und Aufwendungen (wie z. B. Personal- und Sachmittel).
- 3.
Abkürzungen: GuV = Gewinn- und Verlustrechnung; Wi-Plan = Wirtschaftsplan.
- 4.
„Hierbei wird jeweils für mehrere Perioden im Voraus geplant, für die nächste detailliert, für die folgenden nur grob. Nach Ablauf der ersten Periode wird die Planung erneuert und der Horizont um eine Periode erweitert. Diese Planung kann für Jahres- wie auch Monatsperioden durchgeführt werden. Der Vorteil liegt in einem besseren Überblick über die finanziellen Möglichkeiten in den Anschlussperioden“. (Preißner 1999, S. 1468 f.).
- 5.
Hummel und Männel (2004, S. 44) grenzen diese Variante der Plankostenrechnung als ‚Normalkostenrechnung‘ begrifflich von der ‚echten‘ Plankostenrechnung ab. Eine ‚echte‘ Plankostenrechnung kennzeichnet die im Voraus für eine geplante Beschäftigung methodisch ermittelten, bei ordnungsgemäßem Betriebsablauf und unter gegebenen Produktionsverhältnissen als erreichbar betrachteten Kosten.
- 6.
Der Umsatz ist das Produkt aus der abgesetzten Menge (Absatzmenge) und dem (Stück-)Preis.
- 7.
Kostenstellen sind ‚Orte der Kostenentstehung‘. Sie sammeln solche Kosten (Fachbegriff: Gemeinkosten), die dem am Markt verkauften Produkt nicht direkt zurechenbar sind bzw. sich auf mehrere, unterschiedliche Produkte beziehen (z. B. im Pflegeheim auf unterschiedliche Pflegegrade). Beispiele für Kostenstellen in einer Pflegeeinrichtung sind z. B. die Leitung und Verwaltung, Aus- und Fortbildung, Küche, Wäscherei etc.
- 8.
Die Selbstkosten umfassen alle im Rahmen der Leistungserstellung angefallenen Personal-, Sach- und investiven Kosten der betrachteten wirtschaftlichen Einheit (z. B. einer Pflegeeinrichtung oder einem Pflegedienst).
- 9.
Eine weitere Wirtschaftlichkeitskennzahl ist die ‚Personalaufwandsquote‘. Sie berechnet sich als Quotient aus Input (Personalkosten) und Output (Umsatzerlöse) in % (Formel = Personalkosten × 100/Umsatzerlöse) (Solidaris 2011, S. 57).
- 10.
Eine Online-Übersicht zu den Pflegeschlüsseln in den einzelnen Bundesländern liefert z. B. Wipp Care 2021.
- 11.
Eine Plankostenrechnung, die ihre Soll-Zahlen bei Belegungsschwankungen flexibel anpasst, wird als ‚flexible Plankostenrechnung‘ bezeichnet. Im Gegensatz dazu berücksichtigt die ‚starre Plankostenrechnung‘ keine Beschäftigungsänderungen (Nicolini 2005, S. 116).
- 12.
Damit beim Lesen der Personalstatistik kein Missverständnis zwischen den alten Soll-Zahlen im Wirtschaftsplan und neueren Soll-Zahlen durch abweichende Belegung entsteht, werden die alten Soll-Zahlen als Planzahlen ausgewiesen.
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Vaudt, S. (2023). Controlling und Kennzahlen in der Seniorenwirtschaft. In: Reinhardt, E.M., Grunwald, K. (eds) Seniorenwirtschaft. Perspektiven Sozialwirtschaft und Sozialmanagement. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39843-9_15
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